DipKurier / Russlanddeutsche Allgemeine
DipKurier / Russlanddeutsche Allgemeine

Kultur und Unterhaltung / Культура и досуг

Самая лучшая бабушка в мире

 
Окончание. Начало на стр 1.
 

Когда гости собрались, успокоились и расселись по местам, торжественным поздравлением встречу открыла вторая Бусина дочь Аня Ким. От её тёплых, красивых, благодарных слов у Буси глаза стали влажными, а сердце обуяли чувства благодарности. Бурные, переходящие в овации аплодисменты подтверждали общее отношение собравшихся к своей 90-летней родоначальнице!

           

Внучка Ульяна Дрейт подарила Бусе собственноручно изготовленное золотое, родословное дерево. На каждом листике, которого была наклеена фотография Бусиных детей, внуков, правнуков и праправнуков. Все гости активно старались отыскать свою ветку и себя на этом генеалогическом дереве.

 

   Потом Бусе торжественно вручили красивую медаль и большой золотой кубок с надписью «Beste Ома der Welt». В это время почтальон принес солидный пакет из редакции русскоязычного журнала «Новые Земляки». Его тут же открыли и в нём оказалось много свежих журналов с поздравлением Буси с 90-летием и большим рассказом «Буся» о ее непростой, но достойной жизни. Продолжение рассказа о ее судьбе будет в следующем номере, - было написано в конце статьи о ней. Это сообщение привлекло многих к  выписке интересного журнала.

 

   Такое же поздравление в Казахстане разнесла весть о Бусином юбилее и газета, выходящая в Алма-Ате „Deutsche Algemeine Zeitung“. Это говорит о международном значении этого события. «Новые земляки» разошлись на расхват. Тут же стихийно организовалась массовая фотосесcия, все хотели сфотографироваться с Бусей и со статьей о ней в ведущем русскоязычном журнале Германии. Фотоаппараты, видеокамеры на телефонах мгновенно увековечили Бусю. Тут же по видеотелефону связались с родственниками, оставшимися в Казахстане и они тоже стали живыми участниками Бусиного торжества в Германии.

 

   После сделанной общей фотографии все немного успокоились и расселись по местам. Зазвучали красивые пожелания, тосты, благодарности. Пошли откровенные беседы, обмен мнениями и новостями.

 

   Официальная часть закончилась. Зазвучала музыка и приехавший c самого Северного полюса в зал танцуя, вошёл огромный белый медведь с букетом белых роз и пригласил именинницу на первый танец.

        

   Потом Бусю посадили на почётное место, а танцевать стали все. Мишка, он же Эдик Гербель, оказался весёлой зажигалкой! Он понравился всем, особенно маленьким детишкам, которые визжали от счастья, и старались незаметно ущипнуть белого медведя сзади. Особенно радовался этому трехлетний шкодник – Ян!

 

Внучкам поставили в сторонке детские столы, раздали карандаши и бумагу и объявили конкурс на лучший портрет Буси. Все старались от души, художественная выставка привлекла к себе всех родителей и гостей. Были бурные обсуждения, много смеха и "вкусные" награды.

 

Время пролетело быстро и очень интересно! Когда стемнело в зал внесли огромный, красивый белый с яркими, как живыми цветами - торт. Это произведение кулинарного искусства было специально сделано по заказу и встречной, льготной цене, всего лишь - одно евро за год. На торте горели свечи с цифрой 90!

 

   Вместе с Бусей, от всей души, свечи тушили все внуки, правнуки и праправнучки. А свечи такие гости еще не видели. Их задували, а через пару секунд они сами снова загорались и горели, как ни в чём не бывало.

 

   Общими усилиями в упорной борьбе, наконец–то, старые и малые справились с неугасающим живым огнём и каждый в красивом блюдечке получил свою порцию юбилейного торта, вкусного, как родительская любовь самой Буси.

 

   После чая, кофе и тортов, гости стали прощаться, обниматься и собираться в обратный путь, который лежал во все стороны своей горячо любимой исторической Родины - Германии!

            Райнгольд Шульц.

            Германия. Гиссен. Фото автора..

______________________________________________________________________________________________________

 

Heinrich Rahn
am 3. Januar 2022 verstorben

 

Das Werk des Schriftstellers Heinrich Rahn wurzelt in der Literatur der Russlanddeutschen, eines eigenartigen Volkes mit einer tragischen Überlebensgeschichte. Doch jeder einzelne Russlanddeutsche hat sein eigenes individuelles Schicksal. Heinrich Rahn gehört zu der Generation, die während des Zweiten Weltkriegs geboren worden ist und ihre Reise über viele Umwege in ihre historische Heimat, nach Deutschland fortgesetzt hat. Das Schicksal seiner Vorfahren lebt in seinem Kopf weiter und gibt ihm Impulse für die Schaffung seiner Prosa.

 

Heinrich war ein sensibles Kind, welches in den kalten Monaten an chronischer Bronchitis litt. Er musste immer wieder für Wochen und Monate das Bett hüten. Doch seine hoch entwickelte Vorstellungskraft gab dem Jungen den Zugang zu besonderen Welten, die voller Geheimnisse und Fantasien waren. Die Fähigkeit, geistig mit der Natur zu verschmelzen, die Fähigkeit, die Phänomene, Pflanzen und Tiere der Welt zu hören und zu verstehen, wurden zu seinem geistigen Schutz vor Hunger und Krankheit. Dieses magische Geschenk wurde zu seiner Rettung. Aber auch die unermüdliche Pflege seiner lieben Mutter und die Fürsorge seiner Geschwister halfen ihm gesund zu werden. Ein weiteres Glück ereilte die Familie, als der Vater nach 9 Jahren aus dem Arbeitslager zurückkam. Bald darauf zog die Familie nach Kasachstan. Denn ein guter Arzt hatte für Heinrichs Gesundheit einen Klimawechsel in südlichere Gefilde empfohlen. Ein Cousin aus Schtschutschinsk, Kasachstan, erleichterte ihnen den Umzug in ebendiese Stadt. Dort verlief das Leben etwas einfacher und Heinrich war ein sehr guter Schüler. Er malte und lernte leidenschaftlich gerne. Schon in seinen Teenagerjahren spürte er den "mysteriösen Ruf" der Seele. Immer wieder entfloh er der Realität, las Bücher von Goethe, Schiller, Heine, Storm, die er in verschiedenen kleinen Buchläden fand. Heute sagt Heinrich Rahn, dass er durch das Studium dieser Werke der deutschen Klassiker seine literarischen Fähigkeiten entwickelt hat.

 

Durch diese Inspiration sind seine Erinnerungen an seine Jugendjahre sehr schön und hell. Die Muse kam im Traum zu ihm und hinterließ in der Realität Spuren - zuerst durch Gemälde, die er mit Farben auf Papier brachte, dann, mit 18 Jahren, auch in Form von Gedichten. Die Natur ist es, die ihn stets beseelt hat. Es ist ihm, als ob Bäume, Sträucher und Blumen mit ihm sinnlich kommunizieren würden.

 

In einem der Gedichte von Heinrich Rahn aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gibt es solche Zeilen: "Früh vor uns liegt eine unaufhaltsame Bestimmung. Und das ist gut so. Aber wir reifen spät." Sie können vollständig dem Dichter selbst zugeschrieben werden. Seine Eindrücke der Anfangsphase der Kreativität sind ausdrucksstark, lange im Gedächtnis gespeichert.

 

Nach dem Abitur war sein größter Traum, Literatur zu studieren, leider blieb dies ihm untersagt. Er entschied sich daher, eine Ingenieurschule zu beziehen und verzögerte damit jahrzehntelang die Erfüllung des Traums, Schriftsteller zu werden. Aber alles kehrt zu einem zurück, wenn es die eigene Bestimmung ist.

 

1968 schreibt der junge Mann Gedichte unter dem Titel "Ich bin 25 Jahre alt". Darunter sind diese Zeilen:

 

An welche Türe hab‘ ich

nicht geklopft!

Wen hab‘ ich nur

nicht angeschrieben?

Vergeblich!

Begrüßet wurd‘ ich überall

von Kälte und Nicht-Verstehen!

Aber später!

Da hab‘ ich keinen Zweifel!

Die Welt wird doch mein Werk erkennen

und würdigen!

Doch nun,

verberg‘ ich meine Einsamkeit

imeinem Heft

und gehe meinen Weg!

 

Dieses Notizbuch lag lange im Verborgenen, doch 2011 ging der Traum in Erfüllung, die Sammlung dieser Gedichte von 1963 bis in die 1990er Jahre in russischer Sprache wurde in dem Band "Der geheimnisvolle Ruf" veröffentlicht.

 

 

Ein wenig über die Liebe

 

"Der geheimnisvolle Ruf ertönte! Wer zuhören kann – fange den pulsierenden Strom der Liebe ein." Die Liebe im Leben von Heinrich Rahn trat in Form von Elvira (geb. Klassen), einer Frau mit reiner Seele und offenem Herzen, in sein Leben. Auch sie kommt aus einer russlanddeutschen Familie, die aus der Ukraine nach Kasachstan übergesiedelt war. Über sie sollten von da an viele Gedichte und Geschichten handeln, die Heinrich schrieb. Sie bekamen ihren Sohn Artur und ihre Tochter Helene - für die sie sehr dankbar sind.

 

Heinrich Rahn ist von Natur aus ein fröhlicher Mann, seine poetischen Zeilen sind immer voller Optimismus und Glauben an das Gute im Menschen.

 

Die fröhliche und bunte Welt,

erstürmen wir viele, viele Male.

Aus unsrem Lachen strömen Regenbogenschauer

auf uns hernieder.

 

Spiritualität und Harmonie mit sich und der Welt sind die Hauptzeichen des künstlerischen Stils von Heinrich Rahn. Wenig später werden die philosophischen Reflexionen des Dichters über sich selbst und seinen Platz im Leben durch Gedanken über die Zukunft der Menschheit und die Ewigkeit abgewechselt.

 

Fliegender Stern, den wir die Sonne nennen,

In ihren magnetischen Pfoten hält sie die Erde.

Wohin werden wir getragen, wo werden wir ankommen?

Ich möchte jemanden finden, der es weiß.

 

Heinrich Rahn ist ein Mann mit offenem Herzen und großer Liebe zu den Menschen. Über sich selbst schreibt er in dem Gedicht "Am Flughafen“:

 

Ich scheine wie ein Wunderling,

durch Zufall auf der Welt gelandet.

Allen bin ich völlig unbekannt.

Und deswegen bin ich der Fremdling.

 

 

Berufsweg von Heinrich Rahn

 

Bevor Heinrich Rahn mit seiner Familie 1990 nach Deutschland zog, arbeitete er viele Jahre als Architekt in verschiedenen Bauorganisationen. In Deutschland war er zuerst als Bauaufseher an dem großen Projekt „Biozentrum der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt“ tätig und danach als Bauingenieur in einem Wiesbadener Architekturbüro. Doch wo immer er war und was auch immer er tat, es gab einen ständigen Prozess des Beobachtens und Verstehens auf einer anderen Ebene, die ihn umgab. Schon gleich nach der Ankunft in Deutschland, gab er seinen ersten Gedichtband „Das kleine Reh“ mit deutschen Gedichten heraus. Und Jahre später meldete er sich in der Akademie für Schreiben in Hamburg an der Axel Andersen Akademie an, wo er zum ersten Mal das Prosaschreiben übte. In dieser Zeit fing er an, Gedichte und Kurzgeschichten in verschiedenen Zeitschriften und Almanachen zu veröffentlichen.

 

2007 wurde Heinrich Rahn Mitglied im Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. Die Dichterin Agnes Gossen, die diesen Verein in Deutschland führte, erinnert sich: "2007 hielten wir literarische Lesungen in Wiesbaden ab, und ich lud Heinrich Rahn in unseren Literaturkreis zu einer Gruppe von Menschen ein, die im niederdeutschen Dialekt schrieben. Bei unserem Seminar lernte er seinen späteren Verleger Alfred Büngen kennen. Zu dieser Zeit hatte er bereits mehrere fantastische Geschichten in deutschen und österreichischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Seine erste Geschichte "Elviras Rückkehr", in unserem Almanach 2011, ist bereits in Wien erschienen.  In der Sammlung in niederdeutschem Dialekt Ut onsem Leewe (Aus unserem Leben, 2009) wurden vier Geschichten aus seiner Kindheit gedruckt. Dann trafen wir Heinrich regelmäßig bei literarischen Seminaren in Oerlinghausen. Heinrich Rahn – eine sehr freundliche, aufmerksame Person, ein angenehmer Gesprächspartner, hat einen Sinn für Humor, liest viel, spricht fast immer positiv über die Arbeit von Schriftstellerkollegen, ermutigt. Er und ich stehen seit vielen Jahren in Kontakt und tauschen Ideen und Bücher aus."

Nach seiner Pensionierung im Jahr 2001 beschäftigte sich Heinrich Rahn aktiv mit seinem Lieblingsschreiben. Das Ergebnis waren drei Romane, die in deutscher Sprache im Geest-Verlag veröffentlicht wurden: «Der Jukagire " (2008), «Aufzug Süd-Nord " (2011), «Die Birkeninsel " (2018). Nur wenige der russischen Autoren schafften es in Deutschland drei Romane zu veröffentlichen, und sogar in einem bedeutenden deutschen Verlag!

 

Das Thema seiner Herkunft, wurde zum Ausgangspunkt seiner Werke, die inhaltlich einzigartig sind. Er erlebte die Last des Schicksals der Russlanddeutschen am eigenen Leibe und kann daher davon wahrheitsgemäß und aufrichtig erzählen. Aus seinen Büchern atmet erstaunlicher Geist, der eine Kombination von Motiven der russischen Folklore, deutschen Legenden und der grausamen Realität ist. "Magischer Realismus" kann man das Genre der Werke von Heinrich Rahn nennen, und er selbst ist ein guter Zauberer, der sich die Kreativität und Fantasie aus Kindertagen behalten hat. "Der poetische Schreibstil berührt das Innerste. Wenn man seine Bücher liest, wird man freundlicher", las ich in den Kommentaren seiner Leser auf dem Portal für russische Schriftsteller Proza.ru.

 

Mein erstes Treffen mit dem Schriftsteller Heinrich Rahn fand 2017 in Nürnberg auf dem literarischen Symposium «Feder-Kuli-Tastatur III" statt, das von dem Landesverband Bayern und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. organisiert wurde. Damals wie heute erschien er mir eine Größe, die unerreichbar war. Es wird gesagt, dass der Autor als Schriftsteller gilt, wenn selbst diejenigen, die ihn nicht gelesen haben, von ihm wissen. Ich gestehe, dass ich von Heinrich Rahn zuerst gehört habe, bevor ich seine Bücher gelesen habe.

 

Und dann auf dem Symposium fiel mir sofort der ältere Mann auf, von angenehmem Aussehen, der unter den nicht berühmten Teilnehmern saß. Er hat mir ermutigend zugelächelt, was mir bei meiner Unsicherheit in der ungewohnten Umgebung sofort geholfen hat. Während einer kurzen Pause kamen wir ins Gespräch. Heinrich Rahn interessierte sich für den Inhalt meines Buches "Gescheiterte Schicksale. Niederschriften einer praktizierenden Krankenschwester". Er erzählte ein wenig über sich selbst und wir tauschten Bücher aus. Ich stieß auf Resonanz, als er sagte, er denke in zwei Sprachen. Es ist typisch für uns alle – Deutsche aus Russland. Seine Worte: «Wir waren dort schon immer Deutsche», – zwangen mich, einen etwas anderen Blick auf meine Herkunft zu werfen und schließlich zu erkennen, dass es kein Problem war, nicht in der Heimat meiner Vorfahren geboren zu werden, sondern ein Schicksal – um die Mission eines Volkes zu erfüllen, das sich ohne Heimat befand, getragen vom Wind der Geschichte aus seinen Häusern. Das ruhige Wesen von Heinrich Rahn erzeugte in mir ein warmes Gefühl des Verständnisses. Mit seinem aufmerksamen und vertrauensvollen Blick erinnerte er mich an meinen eigenen Vater. Ich hatte nicht gleich verstanden, warum mir dieser intelligente Schriftsteller so vertraut war, doch dann erfuhren wir, dass unsere Ahnen aus der gleichen Gegend kamen. Die Vorfahren von Heinrich Rahn sind, wie auch meine, mennonitische Deutsche, die nach dem Dekret der Zarin Katharina II. von 1762 in die Ukraine ausgewandert waren. Sie zogen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts aus Ostpreußen dorthin und lebten in der deutschen Kolonie Molochnaja, hundert Kilometer von der deutschen Kolonie Chortyzja entfernt. Wer weiß, vielleicht sind Heinrich Rahn und ich über ein paar Ecken verwandt. Schließlich stammen alle Russlanddeutschen, wie wir jetzt genannt werden, aus derselben Vergangenheit.

 

Nach meiner Heimkehr vom Symposium, las ich in einem Atemzug sein Buch "Aufzug Süd-Nord", geschrieben im Genre des magischen Realismus, durchdrungen von einer phantastisch-philosophischen Handlung.  Danach las ich sein Erstlingswerk „Der Jukagire“, in dem er echte Schicksale von ihm bekannter Personen verwebte.  Der Vater des Protagonisten ist ein Russlanddeutscher. Seine Mutter stammt aus der Familie des Nomadenstammes der Jukagiren. Sie werden als Volksfeinde verurteilt und erschossen. Diese Tatsache bestimmt das Schicksal ihres Sohnes, er flieht quer durch Russland und erlebt eine unglaubliche Odyssee. Dieses Buch zu lesen, ohne davon mitgerissen zu werden, ist nicht möglich.

 

 

Heinrich Rahn – Schriftsteller

 

Der dritte Roman von Heinrich Rahn, «Die Birkeninsel», der zuletzt erschienen ist, liegt vor mir auf dem Tisch. Immer wieder lese ich seine Seiten neu und tauche in die Gedanken des Protagonisten René ein, durch dessen Augen der Autor die Ereignisse auf dem Weg der Familie von der Ukraine, über Deutschland, nach Sibirien, und dann in die kasachischen Steppen, erzählt.  Dieser Roman enthält die meisten autobiographischen Bezüge zu Heinrichs Leben. Ich erinnere mich oft an die Worte des Schriftstellers, dass wir – "Reisende in diesem Leben seien. Manchmal scheint man alles zu verstehen, dann wieder – nicht." Für mich, als Schriftstellerin, scheint das Leben ein Spektakel zu sein, das in Zeit und Raum unendlich ist und nie endet.

 

So denkt auch Rene - der Protagonist des Romans "Die Birkeninsel“. Der Schriftsteller schenkt ihm eine ungewöhnliche Fähigkeit, mit Bäumen zu sprechen und dem Flüstern von Laub zu lauschen. Zusammen mit dem jungen René machen wir einen Ausflug zur Birkeninsel, lernen ihre Geheimnisse kennen und vor allem die Katze Mursik, die René als seinen besten Freund betrachtet. Wir hören uns die Geschichten der Katze an, fühlen uns in ihre Charaktere ein. Mursik, so der Junge, habe wahrscheinlich auch unglaubliche Fähigkeiten, andere zu hören und zu verstehen, weil seine Geschichten, so der Autor, für sieben Leben reichen würden.

 

Durch das Rascheln des Birkenlaubs lauschen, wir z.B. der Geschichte von Maria und Robert, der aus dem Gulag floh, zwar nichts von Politik verstand, aber trotzdem ein politischer Gefangener war. Aus Marias Gespräch mit Robert geht hervor, dass ihre Herkünfte ähnlich sind. Die Familien Beider hatten deutsche Vorfahren und kamen aus der Ukraine nach Sibirien in diese Gegend. Die Insel wurde zum Hüter des Geheimnisses der Beiden und zum Ort ihrer Treffen, und die Birke, unter der sie sich trafen – eine Zeugin ihrer Liebe.

 

Es gibt viele solche Geschichten in dem Buch, die einen Einblick in das Geschehen der damaligen Nachkriegszeit geben. Als René einmal die Birke mit den Worten unterbricht: "Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen und hätte alles mit eigenen Augen gesehen, unterbrach ich die Birke…und sie verstand: Das kannst du auch. Du und ich sind eins – ich lass dich an meinen Erfahrungen teilhaben.“ Und dann sieht der Junge wie im Traum, durch die Wahrnehmung der Birke, was um ihn herum passiert. Er beobachtet die Handlungen seines älteren Bruders Willie, spürt seine Gefühle bei der Begegnung mit einem Bären und mit dem Kommandanten, der die verbannten Deutschen überwacht. Rene, der Raum und Zeit überwindet, beobachtet andere Ereignisse aus dem Leben seines Bruders, der unter anderem auf Galina Kruglova trifft, die in ihre Gegend kam, um das Gebiet zu kartografieren. So streut der Autor Schritt für Schritt die Momente des Alltags seiner Landsleute in das Gewebe der Erzählung ein und schafft eine Atmosphäre der Vergangenheit, die er selbst nie vergisst.

 

Aus Renés Erzählung erfahren wir, wie seine ihm nahe stehenden Menschen zum Tod Stalins stehen und dass es Jahre gedauert hat, das Stigma der Faschisten von den Menschen deutscher Herkunft zu entfernen. Heinrich Rahn erzählt im Roman von der Rückkehr von Renés Vater zur Familie, vom Umzug der Familie 1957 nach Kasachstan, von Schulfreunden und seiner ersten Liebe. Schritt für Schritt öffnet der Autor dem Leser neue Seiten seines Lebens und erzählt von den praktischen Lektionen, die er als Schüler und Student gelernt hat.

 

Heinrich Rahn ist zeitlebens wie seine Helden auf der Suche nach Antworten auf die Fragen: Was passiert wirklich in der Welt? Was ist der Sinn des Lebens? Und ich als Leserin versuche, in die Seelen seiner Figuren einzudringen, um zu verstehen, ob der Schriftsteller in der Lage war, diese wichtigen Fragen der Existenz, die auch mich mein ganzes Leben lang quälen, für sich selbst zu beantworten.

 

Heinrich Rahn durchlief letztes Jahr eine schwierige Zeit. Er war krank, was ihn aber nicht daran hinderte, ein Märchenbuch zu schreiben. Das Projekt wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Das Ergebnis wird die Veröffentlichung eines neuen Buches im Geest Verlag sein. Einige Märchen hatte er schon in den 80er Jahren ausgedacht, diese hatte er seinen Kindern vor dem Einschlafen erzählt. Nun, viele Jahre später, drängte ihn seine Tochter, diese aufzuschreiben. Dabei kamen ihm auch noch neue Ideen und er schrieb noch weitere Märchen, die im Rhein Main Gebiet, seiner neuen Heimat, spielen.

 

Die Werke von Heinrich Rahn sind Romane, die ich immer wieder zur Hand nehme.  Und seine Worte: "Wir waren schon immer Deutsche" nehme ich heute als Ansporn, um den Menschen weiterhin die Geschichte der Russlanddeutschen und deren schwieriges Schicksal nahe zu bringen.

Irene Kreker.

Übersetzung ins Deutsche von Helene Rahn

______________________________________________________________________________________________________

 

Елена Ран с родителями Генрихом и Эльвирой Ран и братом Артуром.

Агнес Госсен

 

Интервью с Еленой Ран

 

Окончание. Начало на стр 1.

 

- Как ты пережила смену места жительства и страны? Трудно было привыкнуть к новой обстановке? Немецкий язык ты, наверное, выучила здесь быстрее, чем родители? У тебя были проблемы с одноклассниками?

 

Наш отец подготовил нас к переезду в Германию, как к большому приключению.  Мы  с братом радовались этой поездке. Сначала мы приехали в очень маленькую деревушку в районе Лимбург-Вайльбург. Мы чувствовали себя там очень комфортно, жители нас очень хорошо приняли. В школе я был первой переселенкой, и меня встречали с большим любопытством и приглашали на дни рождения. Наши родственники, братья и сестры моей матери со своими детьми, жили в том же временном общежитии, что и мы. Свободное время мы обычно проводили вместе на природе. Немецкий язык только я в нашей семье начала учить с нуля, потому что мои родители говорили по-немецки, и мой брат мог уже говорить, потому что он еще в России говорил по-немецки с бабушками и дедушками.

 

- Ты после окончания школы начала изучать германистику и новую немецкую литературу, но потом передумала. Почему?

 

Я люблю литературу, очень люблю читать и мне хотелось начать писать самой, так как мой отец уже активно занимался сложением стихов и рассказов, читал их мне, советовался со мной, и это вдохновило и меня. Однако учеба строилась на том, чтобы мы на научной основе умели анализировать тексты и писали о них работы на темы, которые профессора выбирали. Не было в  этом подходе места для творчества. То есть, это действительно была просто подготовка для тех, кто хотел писать только рецензии или научные работы. В мои 20 лет мне это совсем не доставляло удовольствия. В конце концов я решила пойти в ФАЦ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), чтобы быть ближе к актуальным темам, к творчеству, слову.

 

- Какой опыт ты приобрела во франкфуртской газете? На какие темы ты там писала, какие проблемы тебя волновали? Ты что-нибудь раньше уже опубликовала или писала, как говорится, в ящик стола?

 

Я по образованию специалист по цифровым и печатным СМИ / Medienkauffrau für Digital- und Printmedien, но с упором на коммерческие вопросы по издательству, т.е. маркетинга. Я проходила практику в редакции, но не писала. Это делали журналисты или студенты. В то время я тоже подумывала о том,  не стать ли мне журналисткой, но я скорее хотела писать художественную прозу, чем статьи о политике. И в романах меня больше привлекает психология персонажей, точность наблюдений автора в описании людей и их поведения. Поэтому во мне пробудился интерес к психологии, и я после годичной практики начала изучать психологию в университете.

 

- Что дало тебе для дальнейшей профессиональной карьеры твое заочное изучение психологии труда? Ты уже много лет являешься менеджером по персоналу в американской компании Cruis? Ты любишь путешествовать сама? Что изменилось в прошлом году из-за коронавируса для компании и для тебя лично?

 

Благодаря моей учебе я познакомилась с методами, с помощью которых в настоящее время объясняется поведение человека, и с формами терапии, с тем, как психические заболевания лечатся в наши дни. Это дало мне хорошее представление о проблемах западной школы психологии, о ее возможностях и границах. Я с удовольствием училась и буквально поглощала материалы по этой тематике. Поскольку я уже работала в бизнесе, я сосредоточилась на психологии труда, а затем еще обучалась бизнес-коучингу / Business Coaching. Теперь я работаю менеджером по персоналу в немецком филиале круизной компании NCL (Багамские острова) Ltd - общество с ограниченной ответственностью, и забочусь о примерно 80 сотрудниках. Я могу использовать свою психологическую подготовку очень универсально: вести собеседования с сотрудниками, разрешать конфликты и быть рядом с людьми во всех жизненных ситуациях. Именно это и доставляет мне наибольшее удовольствие. С точки зрения бизнеса мое коммерческое образование тоже имеет позитивную сторону и помогает мне в работе. С началом ковида мы все были отправлены работать в домашних офисах, и я лично скучаю по коллегам, по личному общению с ними.

 

- Я слышала, что ты сейчас также занимаешься альтернативной медициной и гомеопатией? Что побудило тебя к этому?

 

По мере изучения предмета психологии и осознания того, что в этой дисциплине, как и во всех науках, есть еще много открытых вопросов – особенно в том плане, как лучше помочь людям с психическими расстройствами, я захотела расширить свой кругозор по западным методам. Особенно поразила меня традиционная китайская медицина – там, в отличие от западной, используется целостный метод лечения – тела и души одновременно. В основе этого  учения лежат меридианы - это энергетические пути, проходящие через тело, когда они заблокированы, это проявляется в виде психических или физических заболеваний. Лечится эта блокада, в частности, известным нам иглоукалыванием – я по ним тогда прошла курсы повышения квалификации. Это меня очень вдохновило, и с тех пор я изучаю этот метод и читаю о различных методах исцеления.

 

К гомеопатии я пришла, когда в прошлом году отец серьезно заболел. Тогда мы решили совместить обычное медицинское лечение с гомеопатическим. Это оказалось очень хорошим решением. Возможно, что когда-нибудь я в профессиональном  отношении полностью перейду в эту область. Для этого я и прошла обучение нетрадиционным методам лечения в психотерапии.

 

- Ты много лет была первой читательницей и лектором своего отца, ныне известного не только среди российских немецев, писателя Генриха Рана? Он очень ценит твое мнение и советы и чрезвычайно благодарен тебе за них. Ты в последние годы часто вместе с ним выступала на книжных презентациях. Ты это делала из чувства долга или тебе это тоже было интересно?

 

Мой отец с малых лет приобщил меня к литературе. Когда я была совсем маленькой, он придумывал и рассказывал мне свои сказки, а когда я стала старше, он снова и снова заражал меня своим увлечением мировой классикой. Так я, примерно в 13 лет прочитала Виктора Гюго, Лермонтова и Ремарка. Отец стал для меня примером того, как можно стать писателем,  его очень вдохновляет природа и путешествия, он уже в молодости начал писать стихи. Позже он учился в заочной литературной академии в Гамбурге, а когда начал работу над своим первым романом „Джукагир“, то стал интересоваться и моим мнением. И вот я увлеклась „работой“ лектора. Я научилась этому в процессе чтения и обсуждения написанного им. Мой отец - вольнодумец, у него невероятно развито воображение. Я же обращаю внимание на стиль, красную нить повествования и предупреждаю его, где читателю может понадобиться дополнительная информации по теме и где лучше вставить диалог.

 

Мы просто хорошо дополняем друг друга. Он настолько доверяет мне, что мне даже разрешил написать некоторые сцены самой. Я старалась оставаться верной его стилю. Это доставило мне огромное удовольствие. Сейчас мы работаем над сборником сказок. Есть там и пара сказок, которые он рассказывал мне в детстве. Книга выйдет в этом году с иллюстрациями.

 

- Благодаря публикациям твоего отца в русскоязычных альманахах и антологиях ты получила представление о литературе российских немцев. Какое у тебя сложилось общее впечатление о ней, о темах, на которые мы пишем? Какие темы интересуют тебя лично?

 

У меня сложилось впечатление, что многие книги и тексты посвящены эмиграции в Германию. Я думаю, что это очень важно, потому что эмиграция - это уникальный опыт для всех нас. И это и то, что связывает российских немцев. В таких книгах чувствуешь себя понятым, отождествляешь себя с героями. И это очень важно, чтобы найти себя самого в незнакомой тебе стране. Важно проработать собственную историю и историю семьи и понять все взаимосвязи, чтобы смотреть вперед. Меня очень интересуют разные судьбы.

 

- Ты уже более года  пишешь свой первый роман. Твой отец теперь тоже пишет сказки. Благодаря тебе? Как cкоро мы сможем прочитать твою книгу? Будет ли продолжение?

 

Как я уже говорила, мой отец Генрих Ран, первым начал рассказывать мне придуманные им сказки. У меня уже было много идей для романов, но у меня никогда не было времени и смелости заняться писательским трудом всерьез. Но в прошлом году, когда мой отец лежал в больнице с запретом на посещения из-за ковида, я вдруг решилась каждый день писать по две страницы одной сказки, чтобы потом прочитать их ему по телефону. Так я начала писать, как на деле никогда бы не начала - без определенного плана, без информационного повода. Но мне писалось легко, и я так увлеклась, что когда  он, к счастью, уже был отпущен домой из больницы, я уже написала 170 страниц.

 

Это не просто сказка, это скорее духовное путешествие героя из Непала, который ищет целебный камень. Для этого ему придется пройти через Индию и Пакистан, вплоть до Афганистана. Для меня важно подчеркнуть общность людей в мире и своеобразие разных культур. Это в принципе фантастический роман, потому что у героя книги нет проблем с другими языками, в своем путешествии он понимает всех людей, а также животных не умом, а сердцем. Его путешествие сопряжено с трудностями, наполнено неожиданными поворотными моментами. Больше пока не хочу выдавать. Я с удовольствием пишу эту книгу и думаю, что она будет готова через полгода.

 

- Какие у тебя планы на будущее, что ты ожидаешь от 2021 года? Может быть, у тебя также есть планы на отпуск или особые увлечения?

 

Я всегда очень любила путешествовать. Особенно меня впечатлила поездка в Непал в 2019 году. Я была поражена, что посреди заповедника в горах одна монахиня в буддийском монастыре обратилась ко мне по-русски. Она выучила русский с помощью посетителей из России, и она готовила вегетарианские манты – там их называли момос – в мантнице, которая выглядела точно так же, как у моей матери. Это путешествие - основа моего романа.

 

В этом году я, вероятно, буду путешествовать только по Германии, чего я с нетерпением жду, потому что я еще многого не знаю и в нашей стране. Я очень люблю природу и мне нравится бродить здесь, на Рейне, в направлении Рейнгау по лугам. Природа помогает бороться со всем, что портит настроение, и ходьба может быть и медитацией.

 

Но самое большое мое хобби - это по-прежнему чтение книг. Я также  подумываю о том, больше заниматься лекторской работой помимо моей основной работы. Мне всегда очень приятно работать с отцом над его рукописями, готовить их для издания.

 

- Что бы ты посоветовала своему поколению живущих в Германии российских немцев, чтобы стать успешными в профессии? Какие качества ты, как менеджер по персоналу, особенно ценишь у работников?

 

Мое поколение российских немцев я воспринимаю как очень трудолюбивое и ориентированное на достижения. Я думаю, что они обычно очень успешны в избранной профессии. Я бы даже посоветовала, наоборот, немного больше оторваться от давления этой ориентации на производительность, на успех. Мне это кажется желанием доказать, что ты можешь лучше, и что иногда некоторые немного стыдятся остатков своего акцента, если не получили образование именно здесь. Я желаю всем, кто сомневается в себе, большей уверенности в себе и гордости за все пережитое.

 

При найме сотрудников, конечно, при предварительном отборе мы обращаем внимание на то, имеет ли кандидат уже опыт работы в той области, в которой он  нам нужен, и  есть ли у него положительные отзывы с прежнего места работы. Однако, самое главное в этом отношении - это его личность. Как он впишется в команду? Я стараюсь вести собеседования как можно более непринужденно, без структурированной анкеты с вопросами, чтобы беседа была больше похожей на разговор, который течет сам по себе. Кандидат должен чувствовать себя комфортно, а не как на допросе. Чаще всего при этом разговоре присутствует представитель отдела, которому он нужен как специалист. При этом можно быстро устновить, на одной ли они волне. При таких собеседованиях не нужно подстраиваться, лучше оставаться самим собой, с чувством собственного достоинства презентировать свои сильные стороны.

 

Самое главное - задаться вопросом, для кого я это делаю? Иногда ты пытаешься оправдать ожидания извне, которые совсем не соответствуют тебе самому. Наше общество учит детей этому мышлению, ориентированному на достижения уже в начальной школе: творческий подход не так важен, как адаптация, получать хорошие оценки и, ну да - не выделяться.

 

При выборе профессии вы сталкиваетесь со многими предрассудками и мнениями, такими, как литература - это не хлебная профессия, экономика - самое перспективное направление, и в любом случае, в целом, сейчас очень трудно найти работу. Молодые люди часто уже вырастают под страхом неудачи и принятия неправильных решений. При этом вы должны быть гораздо более беззаботными и руководствоваться своей интуицией, чтобы выбрать профессию, и, возможно, даже поменять свое решение, чтобы не чувствовать себя неудачником.

 

Я тоже после окончания гимназии стремилась добиться успеха и сделать карьеру. Но теперь, когда мне это удалось, я понимаю, что удовлетворение, скорее всего, является результатом того, что нужно найти то,  что тебе по душе, и суметь этого добиться. Иногда это возможно в работе по профессии, тогда это - призвание, а иногда это возможно „просто“ как хобби. Не следует слишком идентифицировать себя только с выполняемой работой и не стремиться постоянно к успеху. Это часто требует много сверхурочной работы, и вы теряете при этом  время для своей личной жизни, своей семьи.

 

Независимо от того, через что мы прошли, будь то эмиграция, переезды, болезни или другие кризисы, моя семья неразрывно держалась вместе – она дает мне силу и смысл и вдохновляет меня. Вот почему я считаю тенденцию «баланса между работой и личной жизнью" очень важной, и я рада, что молодое поколение уделяет этому все больше и больше внимания.

 

Вот уже 31 год я живу в Германии, но место моего рождения сильно повлияло на меня, потому что иногда я чувствую эту внутреннюю разорванность между двумя культурами: когда я где-то слышу русскую песню, во мне пробуждается тоска по давно ушедшему времени, и в то же время я рада тому, как все это пришло ко мне. Находиться между двумя культурами, может быть, и сложно, особенно сразу после эмиграции. Но я считаю, что обогащение, которое вы испытываете от этого, еще более весомым. Я нахожу  историю российских немцев очень интересной, волнующей, трогающей душу. Я не хотела бы отказаться ни от одной из двух культур.

 

Благодарю тебя за эту заочную беседу и желаю тебе новых творческих успехов, а также удачи и здоровья тебе и твоей семье.

_____________________________________________________________________________________________________

В мире том,

который чуда ждал...

 

 

Вышла в свет книга стихов Эллен Фрик под названием "Стихи из прошлой жизни"...

 

«Я за власть

над материей

всё отдала,

но отказ от всего -

это просто ничтожность,

ведь со строками в мире

я жить не могла,

и с собою вне строк

мне прожить

невозможно!»

 

В аккурат к христианскому празднику, Вербному воскресенью (оно празд-нуется за неделю до Пасхи и в этом году пришлось на 1 апреля), я полу-чила в руки книгу Эллен Фрик «Стихи из прош-лой жизни», увидевшей свет в издательстве Edita Gelsen e. V. Издание состоит из двух частей: первая под названием «Стихи из этой жизни» и вторая – «Стихи из прошлых жизней».

 

 

Первая книга – это как собственный день рождения -  радостное, незабы-ваемое событие. А посему я искренне поздравляю автора Эллен с этим знаменательеым праздником.

 

Стихи у Эллен Фрик, поэтессы, художника-дизайнера, модератора Бонн-ского радио, в которых „не хватает главной строчки, а в тех, что есть, так не хватает нас» (как замечает автор), отличаются чёткой рифмовкой строк, наглядно-стью образов, глубокими пространственными картинами, яркими эпитетами и сравнениями.

 

Наиболее запоминающиеся стихи хочется перечитывать вновь и вновь:

Мне даны невесомость и крылья,

И очей очарованных свет,

Далека от земного насилья,

Но близка к равновесью планет.

 

Мне дано пониманье законов,

Мне всё звёздное море к ногам,

Ослепительный слог лексиконов!

Восхитительный стих панорам!

 

Я учусь быть нацеленной в дали,

Не склонясь земляникой к земле,

Только ангелы вот наказали

Постепенно стать женщиной мне.

 

Поражают самобытные собственноручно изобретённые афоризмы, как будто с лёгкой руки или с барского плеча скинутая шаль: «Прошу, не отвечай на мой вопрос, который я тебе не задавала…»; «Нет свободы в многоточьях…»; «Разумных отождествляют с присяжными на суде…»

 

Часто встречающиеся аллегории: «Ты на руках баюкаешь Судьбу…»; «… есть безразличие случайных взглядов в окна, есть боль, когда раненье не при чём…»

 

В некоторых стихах сильная антитеза будоражит кровь: «Всё взяли, ничего взамен не дав…»; «Обманутые сами себе лгали…»; «Невинная инность, но хуже, чем лепра…»; «… где ближний считает, что святость нелепа, где ищет незрячий того, кто невидим…»

 

Много метафор: «… И листопад – это вышивка рифмой в небе расцвеченных строк. Небо – что море в прилив и отлив мой, осенью бьётся в песок»; «Не откажусь, что в днях, как в сладких снах…»;  «… Любой роман я превращаю в стих…»; «В строках сладостный яд и на буквах роса…»

 

Насыщенность стихов эпитетами заставляет задуматься о каких-то высших категориях:

 

«… Всё же я лишь скромный подмастерье у Твоих холстов…»; «Здесь на земле – в её пыли обиды больше, чем земли…»; «Из пальцев – лучи, из глаз – бирюза…»

 

Олицетворение: «Вас ветер в руки брал – ласкал дыханьем…»; «… В мой смертный час хочу сказать – люблю, И ослабев, упасть в объятья Бога»;

 

«Возьми меня с собой в тот самый мир –

 Где для двоих поют колокола:

В котором ты, но не со мною – был.

в котором я, но не с тобой – была…»;

 

«Как пух с лебяжьих крыл в постель к себе стелил…»

«Одним сплошным кольцом, как шлем держались –

Волос сплетённых жгут в один волшебный круг…»;

 

«Вы были мне плащом, колен касались,

Но ссыпались дождём, лежать остались –

На каменном полу в мозаичном бреду…».

 

Оригинальная  гипербола: «… Жить на земле согласна сотню раз»; «Пусть век не целовать – целую строки…»;

 

«В этом мире мужчин нужен пристальный взгляд за собою,

лишь всевидящий глаз под умышленной тенью ресниц,

в этом мире, где каждый мужчина в любовном запое,

ты желаешь упасть под колёса ночных колесниц…».

 

И ещё вот понравилось:

 

«Я за власть над материей

всё отдала,

но отказ от всего -

это просто ничтожность,

ведь со строками в мире

я жить не могла,

и с собою вне строк

мне прожить невозможно!»

 

Лексический повтор имени самого автора, думаю, так же неслучаен. Поэтесса, как профессиональный гипнотизёр, таким образом вводит читателя в транс, чтобы затем с ним делать всё, что хочет. Будьте осторожны: «На губы ложилось, как привкус измены: Елена, Елена, Елена, Елена…»

 

В сборнике очень много стихов, посвященных Создателю - Богу. Из некоторых стихов даже свет струился, я видела, когда читала. Подтверждение сказанному – вот одно из немногих:

 

«… то не забудь, что тело возвратит

тебя на Землю, где одно оконце –

 

всего одно, а в перспективе даль,

и твой рассвет с закатными чертами,

и в этой двойственности мне порою жаль,

что всё, что выбрали, мы выбрали не сами…»

 

Тема Бога и веры присутствует чуть ли не в каждом стихотворении, но в завуалированной, скрытой форме, туманными намёками, словно лёгким росчерком пера:

 

«И каждый миг в нас что-то умирает, чтобы другое смело зародиться: Мощь пирамид, полёт свободной птицы и то, что в звёздном небе изумляет…»; «Тот блажен, кто желает правды…»; «… их пером спасать пыталась в шторм философа рука, он-то знает, как срывалась с мыслей нужная строка…»

 

… а мир действительно всегда ждал и продолжает ждать ЧУДО…

 

Мы поздравляем Эллен Фрик с выходом в свет этого сборника стихов и желаем ей благодарных и заинтересованных читателей...

Мари Шансон,

Мюнстер.
______________________________________________________________________________________________________

Gedanken zum 10. jährigen Jubiläum von KulturA-Z e.V. Soest

 

Anfang S. 1.

 

Ohne den damaligen Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Franz-Josef Feuerborn, der die Ostdeutschen Heimatstuben in der Adam-Kaserne schon Jahre zuvor errichtet hatte, würde es aber nicht klappen. Er hatte sich da-mals mit Leib und Seele dafür eingesetzt, dass wir auch die Räumlichkeiten dort bekamen. Das Gefühl angenommen und ernstgenommen zu werden war uns damals sehr wichtig – und das bekamen wir durch die Unterstützung von Herrn Feuerborn. Eine gewisse Schicksalsähnlichkeit unserer Ahnen mit den Vertriebenen und auch das Ziel, das Generationengedächtnis zu pflegen, beglei-ten unsere beiden Vereine bis heute noch. Auch der jetzige Vorsitzender Jürgen Schulz unterstützt uns nach allen möglichen Kräften.

 

Wir wollten dazugehören – und das hat funktioniert.

 

Man muss auch sagen, dass dieses „dazu zu gehören“ mit Selbstöffnung zu tun hat. Wir haben uns geöffnet und gezeigt, wer wir sind. Wir haben Aufgaben übernommen und uns in die Gemeinschaft eingebracht. Und das wollen wir auch weiter tun.

 

Wir sind mit unseren Aufgaben weiter gewachsen. Neben der Darstellung der Geschichte und der Kultur unserer Volksgruppe, nahmen wir uns auch musikalische Programme vor. Das hatte zur Folge, dass wir mit unseren Konzerten auch von den anderen Kulturen etwas zeigten – von den Kulturen, die wir in einer multinationalen Gesellschaft der Sowjetunion hautnah erlebt hatten. Das erklärt die Buntheit unserer Themen und auch zum Teil unseren Namen KulturA-Z.

 

KulturA-Z bedeutet aber auch, dass wir praktisch alles machen: Ausstellung, Gesang, Theater, Vortrag oder Referat, Musical, Seminar oder kulinarische Zusammenkunft – das alles steht auf unserer Tagesordnung.

 

 

Pläne für die Zukunft?

 

Als oberstes Ziel ist es, das Zuhause im Block 3 der Adam-Kaserne weiter aufrecht zu erhalten. Denn seit dem letzten Jahr gehört das riesige Gelände der Adam-Kaserne der Stadt Soest, die nun versucht, ein Spagat zwischen der gewinnbringenden wirtschaftlichen Entwicklung des Kasernen-geländes und der Erhaltung der wertvollen ehrenamtlichen Arbeit mehrerer Vereine hinzukriegen, die dort seit dem Abzug der belgischen Streitkräfte 1994 angesiedelt sind. Man kann nur hoffen, dass die verantwortlichen Stadtherren richtige Entscheidungen treffen, die weder große Verluste in der Stadtkasse noch in der Motivation der Ehrenamtlichen hervor-rufen…

 

Was das Repertoire betrifft - es gibt noch so viele Themen, die wir ansprechen, so viele Ideen, die wir umsetzen wollen und dazu schon Pläne schmieden!

 

Etwas noch weit entfernte Träume und Pläne für 2018: zum Beispiel, sind es 100 Jahre seit der offiziellen Gründung der Wolgadeutschen Republik – dazu werden wir ein Seminar veranstalten.

 

Noch eine Herzenssache: wir würden gerne beim SOESTART Festival 2018 mit dabei sein, wo unser Verein schon 2014 und 2016 mitgemacht hat.

 

2017 haben wir schon handfeste Termine: z. B. ein Referat „Mentaler Widerstand in der Sowjetunion“ am 2. Juli oder ein Friedenscafe am 27. August. Am 15. September veranstalten wir in Kooperation mit dem VIRA e. V. Düsseldorf eine Podiumsdiskussion zum Thema „Politisierung der Russlanddeutschen“, an der unter anderem der Historiker Dr. Viktor Krieger teilnehmen wird. Am 11. November empfangen wir wieder einmal eine Besuchergruppe, die eine Erwachsenenweiterbildung absolviert und uns zu unserem Leben in der alten Heimat befragen möchte.

 

Als entspannte oder sogar lustige Veranstaltungen stehen Offenes Chorsingen in Hamm-Rhynern am 20. Mai, unser russisch-sprachiges Musical „Ach, dieser Abend“ am 25. Juni, das Erntedankfest am 8. Oktober und Auftritte auf dem Soester Weih-nachtsmarkt in unserem Terminkalender.

 

Wer über uns noch mehr wissen möchte, kann sich auf unserer Homepage umschauen: www.kultura-z.de.

 

Antonina Domke,

Beauftragte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

_______________________________________________________________________________________

 

Как я ходила на кастинг...

 

Р а с с к а з

 

Вы даже представить себе не можете, сколько девушек мечтают стать актрисами. Нет, вы даже и подумать не рискнете – как бесконечно это множество. Помните, из школьного учебника алгебры символ, использованный Л. Эйлером для обозначения бесконечности – ∞? Уроборос – змея, кусающая собственный хвост, - образ, встречающийся в различных культурах нашей планеты, как и в современной мистике. В. Набоков в своих произведениях «Дар» и «Бледный огонь» также обыгрывает этот образ, как непосредственный символ бесконечности. Глупо считать, что вы – уникум. Ещё глупее надеяться на некий «шанс». Так вот, запомните, вы – не единственные, вы -  не неповторимые. Таким, как вы – нет числа, вас – миллионы. И сейчас я вам попытаюсь это доказать. Зачем?! – Да хотя бы для того, чтобы правильно распределить свои физические и духовные силы во времени и в пространстве…

 

Когда мне на глаза случайно попалась заметка в газете, что объявляется кастинг, я решила посмотреть «как это всё происходит». Само собой разумеется, не на что не рассчитывала. Чай, не девочка - 40 лет. Слава Богу, что не выдвигались ограничения в возрасте. Режиссёр собирался снимать два сериала, один – мистический, второй – комедийный типа «Ladykracher» с Анкой Энгельке, как для «Сomеdy Сlub». Я всю ночь не спала. Вы заблуждаетесь, если думаете, что за месяц вам вышлют текст и вы его прилежно вызубрите. Как бы не так. С собой нужно было принести только паспорт – удостоверение личности.

 

Улицу с большими чёрными цифрами 65 я нашла быстро. Прослушивание проходило на втором этаже. Поднявшись по узкой винтовой лестнице, я увидела невероятную картину: люди стояли так, что негде яблоку упасть. Кто-то сидел на подоконнике, кто-то лежал в углу на полу. Публика: от 18 до 70 лет, и мужчины, и женщины - с персингами в ушах, губах, в носу; в шляпах с кружевами, кепках-фуражках и без, в кирзовых сапожищах и кроссовсках, с различными атрибутами типа тросточек, зонтиков и сумочек… Пёстрая одежда, запахи от большого скопления народа и самой различной парфюмерии смешались так, что мне стало дурно. Затошнило. Всё это как будто обрушилось на меня сплошной лавиной. Я отчётливо почувствовала душевное смятение от предстоящей конкуренции и мне понадобилось время, чтобы прийти в себя.

 

Протиснувшись к столу, за которым сидели две пожилые дамы в одинаковых красных кепи, я спросила:

- Здесь проводится кастинг по объявлению? Вам паспорт нужен?

Одна из женщин медленно оторвала взгляд от списка, что лежал на столе и сказала:

- Имя, фамилию, дату рождения и город, где живёте по прописке, говорите в камеру. …Лиана!

 

Вторая женщина, откликнувшись на обращение, включила «play», и я увидела в маленькой камере с ладошку крохотную красную лампочку. Чётко назвав своё имя, дату рождения и место проживания, достала из сумки паспорт. Мне дали отпечатанный текст. Порядковый номер – 17 675-ый. Я взяла листы, посчитала – 4 страницы. Номер 17 675-ый меня поразил так, что я приклеила его позже на дверь своей спальни и полгода рассказывала гостям, как я ходила на кастинг.

 

Женщина без камеры пояснила:

- В тексте расписаны две роли: мужская и женская. Вы учите женскую роль. Ее можно учить не досконально и на прослушивании интерпретировать своими словами. Главное – запомните! – постепенно, на протяжении исполнения всей роли «Сони», вы должны показать как можно ярче свои эмоции. Эти эмоции должны «хлынуть» из вас в три этапа: сначала вы просто выясняете отношения, пытаясь держать себя в руках. Вы спокойно приводите свои аргументы, которые следуют из текста, пытаясь загладить конфликт. Потом вы постепенно повышаете голос, ругаясь со своим мужем. Обстановка затем накаляется, вы кричите, можно даже орать, истерить, падать на пол, биться в конвульсиях. И третий этап – вы плачете и, как всякая жертва несправедливости, вызываете к себе сочувствие и жалость. Ясно?

- Да.

- Как будете готовы, поднимите руку, хорошо? Мы вызываем по 10 человек. Удачи.

- Спасибо.

 

Я отошла в сторону, немного постояла и поняла, что в такой обстановке я не запомню ни одного слова. Спустившись по винтовой лестнице этажом ниже, мне приглянулся небольшой закуточек у самого туалета, там стояла белая отопительная батарея и рядом маленький круглый стол с декоративным букетом из цветов –  икебаной.

 

Текст был несложный, и я его выучила за двадцать минут. Ну как выучила? Приблизительно. Тем более, не требовалось зубрить слово в слово. Суть я запомнила, а дальше – куда кривая выведет. Поднялась опять на второй этаж и сразу же услышала, как одна из ассистенток режиссёра вызывает 10 человек. Я подняла руку и крикнула: «Я готова!», подумав при этом: «быстрее сяду, быстрее выйду».

 

Мы вошли в другое, более просторное помещение, где в круг стояло десять стульев. Мы расселись и стали ждать. Через пять минут в середину круга прошёл режиссёр и сказал:

- Есть такие, кто не сможет играть определённый типаж?

Мы не поняли вопрос. Тогда режиссёр пояснил:

- Например, вы не хотите играть проститутку или наркомана, или не сможете раздеться перед камерой до нижнего белья. Есть такие?

Наша группа дружно замотала головой из стороны в сторону.

- Хорошо. Тогда начнем наш кастинг. Вы все – зрители, а один из вас – актёр. Там, в углу, стоит камера. Вы будете находиться прямо напротив камеры, и по моему сигналу сразу же начнёте говорить. Я играю роль мужа - Ральфа, если вы – жена его, Соня. Или же я играю роль Сони, если вы –  Ральф. Всё ясно?

- Да, - хором ответили мы.

- Кто первый?

Трое из нас подняли руки и режиссёр, остановив свой взгляд на приятном, хорошо сложенном мужчине шестидесяти лет, сказал:

- А Вы у нас уже снимались?

- Да - ответил тот.  - Я играл свидетеля и бомжа.

- Помню-помню. Вы уже не первый год снимаетесь в эпизодах. Давайте начнём с Вас.

 

Мужчина и режиссёр подошли к огромной лампе, которая освещала бежевую драпировку, и стали друг против друга. Режиссёр взялся за камеру, стоявшую на «ножках», а мужчина вытянулся как на строевом плацу, распрямив плечи и втянув живот. Он стоял прямо и на фоне драпировки смотрелся очень даже ничего. Мы все развернулись и стали с огромным интересом наблюдать за сценической схваткой.

 

- Итак, готовы? - спросил режиссёр.

- Да!

- Расскажите немного о себе. ...Камера!

Режиссёр, видимо, включил камеру и затаился.

 

Мужчина сказал пару фраз. Он говорил короткие предложения, чётко и лаконично. Опыт-то богатый. Режиссёр одобрительно кивнул, сделал паузу, щёлкнул пальцами правой руки и без какого-либо предупреждения начал диалог, ровно по тексту:

- Ты почему опять задержался на работе, - спокойно спросил он.

- У меня заболел напарник, я его подменял.

- Меня не интересует, кто у тебя заболел. Почему я должна всё на себе тащить: и дом и семью. Дети в садике самые последние задержались, их опять некому было забрать, кроме меня.

- Что ты от меня хочешь? Дай спокойно фильм посмотреть! Принеси пиво!

 

Дальше развязалась семейная драма: муж Ральф и жена Соня стали ругаться, выясняя отношения. Режиссёр, в роли Сони-жены, кричал на «Ральфа». «Ральф» в ответ тоже орал, предъявляя жене претензии одну за другой. Под конец диалога «Ральф» накинулся на «Соню» с кулаками. «Соня» кое-как увернулась, едва не уронив камеру. «Ральф» схватил стул, стоявший неподалёку, и швырнул его в угол комнаты.

- Отлично! Достаточно! – воскликнул режиссёр, вытирая пот со лба.

 

Мы, все присутствовавшие, пооткрывали рты. Было непонятно, кто – настоящий актёр? И режиссёр, и мужчина сыграли свои роли замечательно. Мне казалось, что я смотрю художественный фильм. Мы громко зааплодировали.

 

Режиссёр вызвал следующего. Всё прошло прекрасно и с третьим, и с десятым «испытуемым», и у меня промелькнула шальная мысль: «Если все такие замечательные актёры, как вообще можно выбрать кого-то одного?» Также я сделала вывод, что на актёра вообще не надо учиться – талант либо есть, либо его нет. Наша группа, как мне показалась, вся состояла из талантливых актёров, хотя никто не был профессионалом.

 

Я тянула кота за хвост и в итоге стала предпоследней. Женщина, которая сидела рядом, выходить вообще отказалась и поэтому сразу же пошла я. Женщину никто уговаривать не стал. На «нет» и суда нет. Естественно, я ни капли не нервничала и даже не волновалась, мне знакома «публика» и я люблю перед ней выступать. Другое дело – немецкий язык – моя ахиллесова пята – вот то, что серьёзно меня беспокоило.  Проблема - практически неразрешимая. Хотя… Вдруг нужно было бы сыграть роль эмигранта с акцентом? Я боялась сесть в калошу именно из-за акцента и ошибок в употреблении артиклей. Ну да ладно! Единственная русская… Будь, что будет!

 

Выступила, как смогла, мне поаплодировали, и я прошла на своё место. Чувствовала – наломала дров, когда забыла немецкий текст и сказала пару слов по-русски – в запале. Мало того, оказалось, я не умею кричать с пеной у рта. Этот факт для меня стал тоже открытием. Когда «муж-Ральф» агрессивно повысил на меня голос и у меня стали чуть ли не лопаться перепонки, я в замешательстве лишь тихо-тихо сказала:

- А ну-ка на полтона ниже! Ты как со мной разговариваешь?

Режиссёр опешил (в тексте такого не было!) и кое-как довёл наш диалог до конца. Я всё поняла – он был разочарован. Тем более, слёз с моей стороны тоже никто не дождался.

 

Затем нас проводили до дверей и сказали, что если из нас кого-то выберут – нам будет сообщено по телефону или электронной почте. А требовалось всего пять человек.

 

…Мне сообщение не пришло. Шутка ли – быть по счёту 17 675-ой, и ещё говорить с русским акцентом. Да ещё не орать, не кричать и не плакать, когда этого требует сценарий. Зато теперь у меня есть опыт, а опыт – не пропьёшь.

 

Мари Шансон.

______________________________________________________________________________________________________

Cимпозиум литераторов

 

Баварская земельная группа Землячества нем-цев из России собралась в последних числах ав-густа на очередной литературный симпозиум, посвященный истории литературы российских немцев. Его организаторами явились Мария Шефнер - руководитель проекта, Эвальд Остер – председатель земельной группы Землячества и Маргарита Афанасьева – член правления зе-мельной группы Землячества из Швайнфурта.

 

На каком языке писать? Очень верно и убеди-тельно на этот вопрос ответил  Вальдемар Ве-бер, модерировавший  симпозиум на протяже-нии всех трех дней: «Не важно на каком, глав-ное, чтобы литература была настоящая…». Поэт, прозаик, переводчик, издатель, живущий в Аугсбурге, провел и литературный мастер-класс для участников встречи. Также он представил публике молодого одаренного по-эта Сергея Тенятникова, который стал для всех участников открытием. Сергей Тенятников родился в 1981 г. в Красноярске, обучался на факультете иностранных языков в КГПУ им. В. П. Астафьева. С 1999 г. проживает в Германии, в настоящий момент в Лейпциге. Выпускник Лейпцигского университета по специальностям полито-лог, историк, филолог-русист. Пишет стихи и рассказы на русском и немецком языках, занимается переводами и видеопоэзией. На немецком его стихи публиковались в литературных журналах «OSTRAGEHEGE», «FreiDen-ker» и антологиях «Die Abschaffung des Ponys», «buterbrod», «Schlafende Hunde».

 

Тенятников один из основателей русско-немецкого литературного объединения buterbrod. Лауреат Шестого Всемирного поэтического фестиваля «Эмигрантская лира-2014» в Льеже (Бельгия). Лауреат литературной пре-мии фонда им. В. П. Астафьева 2015 г. Кавалер II степени всероссийского молодёжного конкурса авангарда «Лапа Азора» в номинации «Артсфера» 2015 г. Участник литературных фестивалей в Крыму, Бельгии и Герма-нии.

Мне захотелось пообщаться и ближе познакомиться с органи-заторами симпозиума. Например, с Маргаритой Афанасьевой, которую я встретила на этом писательском форуме впервые: «Я уже второй раз принимаю участие в таких мероприятиях в каче-стве организатора и хотелось бы, чтобы они вошли в традицию. Нужно привлекать больше заинтересованных людей, именно читающих…»

 

Огромный вклад в общую работу семинара внесла Нина Пауль--зен - редактор журнала Землячества немцев из России «Volk auf dem Weg». Её конструктивный подход к текстам, умение обоб-щать и анализировать знакомо многим авторам. В качестве журналиста и референта Нина осветила ряд актуальных тем: «Взгляд на развитие спорных вопросов в литературе российских немцев в послевоенное советское время»; «Сохранение и даль-нейшее исследование литературного наследия, инициативы в России, Казахстане и Германии» и др.

 

К семинару были собраны эксклюзивные материалы: демон-страция фильма памяти о российских немецких литераторах, выставка книг, два стенда с сообщениями и статьями из прессы. Архив книг на электронных носителях, включая «Российcкие не-мецкие писатели в истории и современности». Биографические дан-ные и фотографии авторов собирались в свое время историками российской немецкой литературы Вольдемаром Эккертом и Констан-тином Эрлихом, а также литературными критиками Герольдом Бель-гером, Гугой Вормсбехером и Еленой Зейферт…

 

28 августа, утром, участники литературного семинара города Швайнфурта приняли участие в церемонии «День памяти и скорби», которая началась с возложения венков российским немцам - жертвам насильственного переселения во время 2 мировой войны. Выступали свидете-ли тех далеких событий, которым удалось пережить это ужасное время. Хор женщин несколько народных пе-сен. Звучал, как набат красивый, сильный голос Маргариты Афанасьевой. С произведениями на тему депорта-ции выступили поэты Вальдемар Вебер и Венделин Мангольд.

На семинар приехали 30 литераторов из разных концов Германии, среди них были и достаточно известные, такие как Венде-лин Мангольд, председатель литературно-го общества немцев из России Артур Бёпп-ле (Розенштерн), бывший председатель общества Агнес Гизбрехт (Госсен), «охот-ник за мамонтами» и автор известной кни-ги «Макарова Рассоха» Владимир Эйснер, детская писательница Надежда Рунде, по-эты Александр Шмидт и Лидия Розин, пе-реводчик и автор Райнгольд Ляйс. Высту-пила Ида Даут с рассказом о том, как  по одному из трёх ее романов о тяжёлой су-дьбе российских немцев  клуб театралов сделал постановку. Произведения талант-ливых авторов – Сергея Тенятникова, Эм-мы Лаук, Ирины Пашкевич, Ирины Мальзам, Эдуарда Шпринка, Ирины Унру и др. – стали объектом долгих дискуссий.

 

Эвальд Остер поделился со мной своими впечатлениями:

«Со стороны может показаться, что мы – землячество, просто осуществляем план культурных мероприятий. Думаю, это не так. Любой семинар, любую встречу соотечественников и любые литературные чтения, которые мы проводим – и не без помощи обербургомистра Швайнфурта - дают нам огромный стимул: жить, работать, творить… Мы убедились, то, что мы делаем, необходимо людям! Хотелось бы заочно поблагодарить наших помощников исказать огромное спасибо нашей команде: Марии Шефнер, Маргарите Афанасьевой. Ведь очень важно иметь сплочённый общей целью и годами оргкомитет».

Анжелика Миллер,

Швайнфурт-Мюнстер.

На снимках: Вальдемар Вебер и Мария Шефнер; Венделин Мангольд; группа литераторов и гостей.

________________________________________________________________________________________________

Bolat Atabajew mit Schauspielern bei einem Auftritt.

„Russland-Deutsches Theater – Erfolgsgeschichte ohnegleichen..."

 

„Man hat uns eine Chance gegeben und wir haben die Chance genutzt. Heute blicken wir mit Genugtuung zurück:

 

Wir haben 20 Premieren vorzuweisen, sind in 165 Orten Deutschlands vor einem dankbaren Publikum aufgetreten und haben all die Jahre beachtliche Unterstützung der Stadt Niederstetten genossen.“

 

Maria und Peter Warkentin, David Winkenstern.

 

„Russland-Deutsches Theater – eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen“, stellte die Schriftstellerin Gertrud Zelinsky in ihrer Grußrede Ende November in Niederstetten fest und ließ ihr Herz über das pointierte Spiel der Theatertruppe im „menschlich berührenden“ Stück des jungen französischen Dramatikers Gerald Aubert „Das Zimmer 108“ sprechen. Die Inszenierung entstand auf Initiative des Vereins „Freunde und Förderer des Caritas Krankenhauses“. Die, in der für ein Berufstheater ungewöhnliche Atmosphäre eines Krankenhauses gespielte Premiere, erwies sich als Publikumserfolg. Vor allem war es das einfühlsame, überzeugende und mitreißende Spiel der Darsteller Maria Warkentin, David Winkenstern und Peter Warkentin, das die Zuschauer tief bewegte und so beeindruckend und großartig war.

 

…Es war ein frostiger, vom eintretenden Winter gezeichnete Abend, an dem sich Vertreter der Öffentlichkeit, ehemalige Kollegen, Freunde und Zuschauer im gemütlichen Theaterraum des Amtshauses Oberstetten zu einem erquicklichen Anlass versammelten: Das Russland-Deutsche Theater feierte sein 20-jähriges Jubiläum. So selbstverständlich es auch vielleicht klingt, ganz einfach war es für die Akteure dieser gepriesenen zwei Jahrzehnte nicht – vor allem die Gründungszeit war für sie eine überwältigende Herausforderung. Niederstetten, ein ruhiger, entlegener Ort, ohne Theatertradition und Erfahrung mit Berufs-schauspielern, folgte mit Spannung vor zwanzig Jahren der ersten Aufführung „Deutschland. Ein Wintermärchen“, die die Schauspieler David und Viktoria Winkenstern 1994 im Veranstaltungshaus vor ihrem „neuen“ deutschen Publikum spielten. Durch einen Zufall landeten die beiden nach ihrer Auswanderung aus Kasachstan in Niederstetten und stellten sich bei der Stadt als Schauspieler vor. Der damalige Bürgermeister Kurt Finkenberger erklärte sich sofort bereit, dieser Initiative Unterstützung zu gewähren. Was aber von Anfang klar war: ein eigenes Stadttheater mit Schauspielern als Angestellten, konnte  sich die Gemeinde nicht leisten. Doch die kleine Truppe, entwickelte sich bald darauf in ein echtes Theaterensemble. Neuangekommenen Schauspieler des ehemaligen Deutschen Theaters in Kasachstan Lilia Henze, Eduard Zieske, Alexander und Veronika Klassen, Peter und Maria Warkentin, schlossen sich ihnen an und engagierten sich als treue Anhänger ihrer Alma Mater, der Stschepkin-Theaterhochschule in Moskau, einer der renommiertesten russischen Theaterschulen mit jahrhundertelangen Traditionen. Norbert Bach, Kulturamtsleiter der Gemeinde Niederstetten, berichtete am Jubiläumsabend in seinem Grußwort, wie es gelungen ist, diese einmalige, wertvolle kulturelle Institution aufrecht zu halten:

 

„Es wurde möglich gemacht, was möglich war: Hilfe zur Selbsthilfe. Die Schauspieler sollten Möglichkeit bekommen, hier zu proben und aufzutreten. Und darüber hinaus wollten wir sie unterstützen: bei der Organisation des Theaters, bei der Werbung, bei der Suche nach finanzieller Unterstützung zum Aufbau eines Tourneetheaters mit Sitz in Niederstetten.“ Und es hat sich gelohnt. Allmählich stellten sich die ersten Achtungserfolge ein: Die Zeitungen berichteten über die Premieren des Russland-Deutschen Theaters aus Niederstetten, das Fernsehen suchte die kleine Stadt auf und brachte Beiträge, die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit weckten und dazu führten, dass die russland-deutsche Theaterstätte in Niederstetten immer beliebter wurde.

 

Apropos: Russland-Deutsches Theater – es gab mehrere Diskussionen über den Namen des Theaters, das zur Brücke zwi-schen den Russlanddeutschen und Einheimischen werden wollte. Keinen anderen aber wählten die Künstler, um den einzig-artigen, beispiellosen Wert ihrer schauspielerischen Bemühungen ein-deutig zu charakterisieren. Die Idee der „Brücke“ passte damals wie heute genau in ihre schöpferischen Vorstellungen sowie in das Repertoire hinein.

 

Die, bereits Theaterwissenschaft studierende Tochter des Schauspielerehepaars Warkentin, Charlotte Warkentin, ist als Klein-kind mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Heute legt sie die Entwicklungsstationen des Russlanddeutschen Theaters wissenschaftlich dar und gewährt einen Einblick in seine deutsch-deutsche Geschichte: „Die Brücken-Metapher taucht im Lau-fe der vergangenen Jahre im Kontext des Russlanddeutschen Theaters immer wieder und in vielerlei Hinsicht auf. Wie es der Bürgermeister Herr Rüdiger Zibold schon geschildert hat, schlägt es als Ort der Zusammenkunft und des gemeinsamen Erfah-rens durch die Darstellende Kunst eine Brücke zu Geschichten… So haben die Schauspieler in den ersten Jahren Stücke ge-wählt, die schon in Kasachstan und auf Gastspielreisen in Deutschland gut angekommen sind und bei denen es kaum der Um- oder Neubesetzung bedurfte. Die Schwänke von Tschechow „Der Bär“, „Der Heiratsantrag“, das Kinderstück „Die Kikerikiste“ von Paul Maar und „Zwei auf einer Bank…“

 

Mit diesen Aufführungen bekräftigte die Truppe ihr schauspieleris-ches Können und ihre starke künstlerische Position. Zu Neuinsze-nierungen kam es 1996. Bekannte und weniger bekannte Titel und Namen schmücken nun die Theaterplakate des Russland-Deut-schen Theaters. Inzwischen wurden hier über 20 Theaterstücke, mit denen das Theater ganz Deutschland bespielt hat, inszeniert. Darunter „…und die Kabale und die Liebe“ ein Drama, geschrieben und inszeniert von dem, 2012 mit einer Goethe-Medaille ausge-zeichneten bekannten Regisseur Bolat Atabajew, „Es war die Ler-che“ von Ephraim Kischon, in Regie von Jörg Ehni, „Die Heirat“ von Nikolai Gogol, inszeniert von Julian Knab.

 

Nebst Inszenierungen bekannter Autoren kamen auch selbstentwi-ckelte Geschichten auf die Bretter. Eine davon ist „Der weite Weg zurück“. Rosemarie Bender, die zur Premierezeit dieser Auffüh-rung als Bildungsre-ferentin in der Evangelischen Erwachsenen Bildung tätig war, erinnert sich an diesem stimmungsvollen Abend: „Geschichtsunterricht auf der Bühne – Einblicke in Tra-ditionen, Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen wurden über das gute Theaterspiel mit Liedern, Erzählungen, mit all den Gefühlen, die dazu gehören, vermittelt. Unvergesslich: Russlanddeutsche haben während der Aufführung die Lieder mitgesun-gen, hartgesottenen Männern standen die Tränen in den Augen, manche Liedchen und die Spiellust der Darsteller haben auch uns (Einheimische) herzlich lachen lassen…“

 

Die Ex-Zuschauer des Deutschen Theaters in Kasachstan könnten heute die Gefühle von Frau Bender teilen und ihrer Aussage beipflichten: Zu oft erlebten die Schauspieler des Theaters solche Augenblicke während ihrer Gastspielreisen durch die Städte und Dörfer Kasachstans und Russlands…

 

Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbands der deutschen Kultur in Moskau, lernte das Theater Ende der Achtziger während des ersten Festivals der russlanddeutschen Kultur in Temirtau kennen. Ihre Erinnerun-gen aus „Damals“ sind auch mit den Jahren nicht verblasst. In ihrem emotionalen Begrüßungswort betonte sie die außerge-wöhnliche Rolle der Theaterschaffenden und ihren Beitrag in die Stärkung des nationalen Bewusstseins des russlanddeut-schen Volkes sowie über die Spuren, welche das Theater in ihrem Herzen hinterlassen hat. Frau Martens bezeichnete das Theater als Träger und Bewahrer der russlanddeutschen Kultur in Deutschland.

 

Den Künstlern wurden Blumen und Geschenke überreicht, die allgemein herrschende herzliche Atmosphäre verlieh ein freund-schaftliches Einvernehmen und so mancher Redner sprach sein Dankwort aus und teilte seine persönlichen Gefühle mit dem Publikum.

 

Doch wie gesagt, das Beste kommt zum Schluss: die Schauspieler David Winkenstern, Maria und Peter Warkentin spielten Auszüge aus ihren Inszenierungen vor und ernteten mit ihren Passagen lauten Beifall. In summa summarum artikulierten sie ihre deutliche Überzeugung - Wir sind ein Theater!

 

Dem Festakt wohnten auch die ehemalige Ensemblemitglieder bei – Lilia Henze, Viktoria Winkenstern, Alexander und Veroni-ka Klassen. Sie waren beim Aufbau eifrig dabei und fieberten leidenschaftlich ihrer Schauspielbahn in Deutschland entgegen. Die Euphorie des Aufbruchs und den ersten Zuschauerbeifall im Russland-Deutschen Theater haben sie miterlebt. Doch der Zauberrausch, den die ersten Erfahrungen ausgelöst haben, wurde mit der Zeit leiser. Der alltägliche Stress, ungelöste Pro-bleme und die „wenig erfolgversprechende ökonomische Situation“ in Niederstetten setzen ihre Zeichen. So waren sie ge-zwungen, die Spielstätte zu verlassen, um sich auf ein anderes Leben zu orientieren. In Darmstadt und an der Rhön. Ein Ver-lust, der in Niederstetten zweifellos zu spüren ist und den die Gemeinde im Nachhinein zutiefst betrauert.

 

In Shakespeares „Hamlet“ heißt es: „Das Theater ist der Spiegel, die abgekürzte Chronik der Zeit“. Eine unanfechtbare Be-hauptung des großen Dramatikers, die man durchaus auf die Existenz des Russland-Deutschen Theaters in Deutschland be-ziehen könnte. Eine Existenz, die trotz des großen Verlusts ruhmreichen Erfolg erzielt hat. Ein Theater, das das Leben syn-chronisiert und sich nicht als Echo der Vergangenheit darstellt, sondern als Verarbeiter der Gegenwart und Denker an die Zukunft.

Rose Steinmark,

Münster.

______________________________________________________________________________________________________

 

Artur Böpple, Robert Burau, Ewald Oster (Vors. LG Bayern), Maria Schefner, Waldemar Weber. Foto: VadW.

Literarische Fachtagung des Landesverbandes Bayern

 

Russlanddeutsche Autoren präsentierten ihre Werke im Schweinfurter Rathaus

 

Anfang lesen Sie auf S. 1.

 

Sebastian Remele zeigte sich beeindruckt von der Lesung: „Obwohl ich bereits viele Veranstaltungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland miterlebt habe, bin ich sehr positiv überrascht durch die Vielfalt und Tiefe der gegenwärtigen Literatur der russlanddeutschen Autoren, die bei dieser Lesung präsentiert wurde.“

 

Die kreative Atmosphäre im historischen Rathaus wurde durch die musikalische Umrahmung durch die Künstler des Schwein-furter Ortsverbandes der Landsmannschaft (Chor „Harmonie“ und Solo Margarita Afanasjew) ergänzt.

 

Im Verlauf der zweitägigen Fachtagung, die von Waldemar Weber (Schriftsteller und Verleger aus Augsburg) und der Autorin Maria Schefner (München) moderiert wurde, diskutierten russlanddeutsche Autoren und Journalisten aus verschiedenen Ge-nerationen über die Perspektiven und Entwicklung der russlanddeutschen Literatur sowie Mittel und Wege, wie die Literatur-werke in Zukunft die breite Öffentlichkeit erreichen sollen.

 

Die Schwerpunktthemen wurden in der Gruppenarbeit vertieft. Die Nürnberger Journalistin Ella Schindler („Nürnberger Zei-tung“) leitete den Workshop für Journalisten unter dem Motto „Tue Gutes und schreibe darüber: Pressemitteilung als Türöff-ner in die Redaktionen“. Und unter der Leitung von Waldemar Weber und Prof. Dr. Graf von Nayhauss (Pädagogische Hoch-schule Karlsruhe) erörterten die Autoren die „Neuen Perspektiven der russlanddeutschen Literatur“.

 

Die Tagung bot außerdem die Gelegenheit, besonders engagierte Landsleute für ihren langjährigen Einsatz im Bereich der Förderung der russlanddeutschen Kultur und Literatur auszuzeichnen. Bei der Lesung im Rathaus würdigte der Bundesvorsit-zende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Waldemar Eisenbraun das „beispielhafte Engagement“ der Publizi-stin und Redakteurin der Verbandszeitung „Volk auf dem Weg“, Nina Paulsen. Am anderen Tag überreichte der Landesvorsit-zende Ewald Oster Ehrenurkunden und Katharinen-Medaillen der Landsmannschaft „250 Jahre russlanddeutscher Geschich-te“ (eigentlich geht es um die massenhafte Ansiedlung der Deutschen in Russland unter Katharina II. Die Geschichte der Deutschen in Russland wird mit über 1000 Jahren bemessen. – K.E.) an den Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. (Vorsitzender Artur Böpple), die Verleger Robert Burau und Waldemar Weber, sowie die Leiterin des Projektes „Lesungen russlanddeutscher Autoren in Bayern“, Maria Schefner.

Nach Volk auf dem Weg.

____________________________________________________________________________________________________

Eugen Warkentin. Foto: Archiv.

Встречи

 

Воспоминания о Евгении Варкентине

 

Каждая встреча с новыми людьми оставляет в памяти определённый след. Он может быть краткосрочным, а иногда остаётся на всю жизнь. Память воскрешает иногда от-дельные встречи, а иногда отдельные эпизоды вспоминаются вновь и вновь. Такая встреча у меня состоялась много лет назад с Евгением Варкентином: мы праздновали какую-то дату Литературного общества немцев из России, когда ему было совсем не-много лет от роду. Тогда в нашем обществе было одновременно три Варкентина: Йо-ганн, Абрам и Евгений. Они, правда, не были родственниками, но знали друг друга дав-но. Евгений был среди них младшим, к тому времени я никого из них не знавал, только в газете «Neues Leben», которую я выписывал, живя в Кыргызстане, я читал иногда статьи, подписанные этой фами-лией. Тогда я не обращал внимания на их собственные имена, меня интересовала только суть самой статьи. Позже, уже живя здесь, в Германии, при беседе с Евгением, я понял, что читал в основном его статьи, они мне были как-то больше по душе. Он писал о жизни колхозников, о школьных делах и о людских судьбах. Школьные, как и колхозно-совхозные дела он, выросший на селе и проработав много лет школьным учителем, знал не понаслышке. Позже он состоял 26 лет сотрудником газет «Neues Leben» и "Freundschaft“. После нашей первой встречи в Бонне мне стало яс-но, что у нас с ним эмоционально много общего и что эта встреча была для меня большим обогащением...

 

Евгений родился 7-го марта 1937 года в деревне Марияволь (Царицыно, Украина) Гнаденфельдской волости. Он был третьим ребёнком в семье. У него ещё была сестра Иоганна и брат Яков. Марияволь была основана в 1857 году 21 семьей немецких меннонитов в тридцати километрах от Молочанска. Деревня быстро развивалась, и к 1864 году там жило уже 148 жителей. К 1911 году в деревне проживало 319 жителей.

 

В результате 1-й мировой войны, революции и голода 1921-1922 годов деревня сократилась до 180 душ. Позже чис-ленность населения опять пошла вверх и ко времени рождения Евгения достигла 290 жителей. В годы господства сталинского террора 1937-1938 гг., многие мужчины были арестованы и бесследно исчезли. Жёны оставались дома, и многие годы не знали, вдовы они нет. Многие из них так и не узнали, что случилось с их мужьями, поскольку сами од-на за другой уходили в мир иной.

 

Семье Варкентин некоторое время везло, ибо отец семейства оставался на свободе, однако время бежало навстречу грозной войне. И вот наступило роковое число 22 июня 1941 года. Началась война. Города и веси Украины почувство-вали всю её тяжесть первыми. Отец Евгения был призван в Красную Армию, а вскоре вышло и постановление о вы-селении немецкого населения в восточные регионы страны: Сибирь и Казахстан. Провести это бесчеловечное меро-приятие в жизнь власти однако не успели, так как уже в сентябре Мариаволь была оккупирована войсками вермахта. Отца Евгению более увидеть не пришлось. При прощании он сказал, что им была обещана униформа, и научат мар-шировать. Отец долго молча смотрел на свою семью и в его глазах стояли слёзы. Чувствовал ли он, что это было их последнее расставание. С дороги семья получила от него два письма, в которых он выразил свою большую тоску по семье.

 

Годы оккупации в Марияволь прошли относительно спокойно. Колхозы больше не существовали, а земли раздали тем, кто был способен её обработать: Пустовать земля не должна, - такова была установка новой власти. Но для этой работы в деревне оставались только женщины и дети. Оставшиеся мужчины были в большинстве своем насильно мобилизованы в немецкие войска.

 

Оккупация продолжалась два года. 12-го сентября 1943 года жителей деревни заставили собрать свои пожитки и от-правиться на Запад. Каждой семье была выделена подвода с одной лошадью, и разрешалось взять столько, сколько потянет лошадь. Жители должны были идти пешком, только детям и больным разрешалось ехать на подводе. Дело шло навстречу зиме, и всё тяжелее было продвигаться вперёд. Обоз двигался лесом через Карпаты. В декабре обоз добрался до села Бережаны, и было решено, здесь перезимовать. Люди были распределены среди жителей села. Семью Варкентин вселили в одну семью, глава которой воевал на фронте, однако хозяйка всегда относилась к посе-ленцам доброжелательно. Евгений, как и многие другие, боролся с голодом, и поэтому у него часто болел живот, и он жаловался матери на своём диалекте:

- Мам, живот болит!

Хозяйка дома, услышав это, стала его тоже на исковерканном диалекте передразнивать:

- Живот болит, живот болит!

 

Днём и ночью через Бережаны двигались военные машины, подводы и солдаты. Дорога была разбита, и солдаты бы-ли с головы до ног облеплены грязью и переутомлены. Ранней весной обоз двинулся дальше, и 16-го марта 1944 го-да достиг населённого пункта Эксин у Вартегау. Здесь «беженцев» устроили в одном переселенческом лагере и тща-тельно помыли. Затем людей отправили в населенный пункт Нойкирх. Там семью Варкентин устроили в пустующем доме. В мае месяце семья получила немецкое подданство и началась учёба в школе. Учительница, Фрау Виезе вела уроки сразу с первого по шестой классы. Она была большой патриоткой и преподавала "по-старинке". Если кто-то провинился, то она посыла его из класса, чтобы тот наломал и принёс розгу, а затем била его этой розгой по паль-цам. Такое наказание запоминалось надолго, и дети старались вести себя прилично. Кто получал эти наказания, и сейчас ещё помнят их.

 

Вскоре Советская Армия появилась и в этих местах, и опять пришлось бежать, но уйти не удалось, их опять вернули в Нойкирх. В июне 1945 года всех советских немцев перебросили в Варшаву. Там пришлось несколько дней проси-деть на вокзале в ожидании поезда. Наконец-то поезд подали, и теперь надо было спешить с посадкой. Люди ещё не всё погрузили, а поезд уже тронулся. Поднялся страшный крик, так как несколько человек из семьи уехали, осталь-ные с вещами остались. Однако кто-то нашёлся и отправил поезд назад. Когда все разместились, поезд отправился в Казахстан, а не домой, как было обещано. 7-го августа 1945 года семья Варкентин прибыла в село Богородку Акмо-линской области. В селе имелось старое здание с тремя комнатами бывшего детского сада. Окна были без стекол, крыша наполовину разрушена, печка не топилась. В эти три комнаты было размещено семь семей. Это здание было собственными силами отремонтировано, утеплено и в нем можно было жить. Однако было ужасно тесно. К лету пере-селенцев разбросали по трём бригадам. В каждой бригаде имелся скотный двор, где имелась по комнате, куда поместили три родственные семьи с ними семью Варкентин. В нынешние времена это трудно представить, но в те послевоенные годы были рады, если была крыша над головой. В этом помещении семья Варкентин прожила два года. Затем они купили старый домик, отремонтировали его, насколько это возможно было, и жизнь продолжалась

.

Здесь семья получила известие, что отец Абрам Варкентин умер 25-го марта 1943 года. Это был магический 1943 год. Даже жёны, мужей которых забрали в 1937-1938 годах, получили известие, что их мужья скончались в 1943 году. Дни смерти и «диагноз болезни», конечно не совпадали. Фактически их расстреляли в 1938 году. Позже семья Вар-кентин получила от одного знакомого известие, что их отец умер от голода в Соликамске, в «трудармии».

 

- Первая зима в Богородке была ужасно холодной, все были полураздеты, - рассказывал Евгений,- со школой ничего не получалось, но у нас была библия и сказки братьев Гримм на немецком языке. Эти книги помогли мне освоить не-мецкий язык. Моя мама мне в этом помогала.

 

Евгению к этому времени исполнилось десять лет, и позже он пошёл в школу. После окончания неполной средней школы Евгений поступил в педагогическое училище, которое с успехом окончил и получил место учителя не так да-леко от дома, в селе Богословка. Работа в школе была ему по душе, но изнуряла изрядно, так как работать приходи-лось почти без отпусков да еще в дни каникул ездить на сельскохозяйственные работы. Евгений перешел нп работу в газету "Фройндшафт" а позднее в "Нойеc Лебен",  где проработал в общей сложности 26 лет. Газетные статьи Евге-ния были очень насыщены и подняли престиж самих газет. Евгений рассказывал, что из журналистов немецких газет сложился дружный спаянный коллектив, в котором можно было многому научиться. Это журналистское содружество помогло Евгению крепко встать на ноги. Такое не забывается и Евгений всю свою жизнь сохранил в памяти эту жур-налистскую дружбу.

 

От многих встреч, которые у него случились за 26 лет работы в газетах, он услышал многие судьбы. Большинство их совпадали с его собственной судьбой. Неожиданно от встречи с уличным музыкантом, который играл на баяне песню «Славное море – священный Байкал», получилась повесть-воспоминание, которую рассказала ему одна старая жен-щина, Лидия. Она ребёнком жила в Сибири, так как её отец немец – военнопленный 1-й мировой войны, взял в жёны русскую девушку. Евгений в своей повести о Лидии, провёл читателя через всю Россию в Германию ещё до начала 2-ё мировой войны, и как немцы относились к матери Лидии, как русской женщине и что мать за это время пережила. А вот, следующий рассказ «Чужая дверь». В нём Евгений повествует, как люди относятся к чужой собственности: Па-радную дверь в многоэтажном жилом доме они захлопывают с такой яростью, что окна дрожат. Дверь же собствен-ной квартиры закрывают совсем тихо, придерживая её рукой, чтобы она не хлопнула. А вот ещё один рассказ «Аисты, которые оберегают Родину». В нём он рассказывает о послевоенном положении в Восточной Пруссии – родине наших предков, о том, как в Калининградской области разрушаются старинные церкви и не спешат их восстанавливать.

 

Всё, о чём Евгений писал, было читателям интересно. В его рассказах всегда можно было найти что-то малоизвест-ное. Каждая моя встреча с Евгением, будь то лично или по телефону, сопровождалась новой историей, либо о собст-венной судьбе или о судьбе тех, с кем он встречался.

 

В 2010 году Евгений тяжело заболел и не мог больше принимать участие в литературных семинарах. С этого времени мы сообщались только по телефону. Мы все надеялись, что болезнь отступит, и Евгений опять будет среди нас на семинарах, но этого не случилось…

 

5-го ноября 2010 года Евгений Варкентин скончался… Нынче мы отмечаем пятую годовщину со дня его смерти. Мне, да и не только мне, очень не хватает его советов и его замечаний, которые он всегда так радушно нам предлагал. Я всё ещё мысленно хватаюсь за телефонную трубку, чтобы попросить у него совета, но потом кладу её на место и долго сижу в раздумье…

Мартин Тильманн,

Бонн, ноябрь 2015 г.

____________________________________________________________________________________________________

Bender, Rudolf. Lesung in Kamyschin.

Сказ о

поволжских немцах 

 

В Камышине состоялась презентация книги Иды Бендер

 

 

Отчего-то именно слово «сказ» пришло мне на ум, когда 17 ию-ля я присутствовал на презен-тации книги Иды Бендер «Сага о немцах моих российских» в центральной библиотеке Камы-шина. Я слушал голос сына писательницы, Ру-дольфа Бендера, ко-торый вслух читал главы из книги для собравшихся. За окном звенело жар-кое лето, зал был полон, а люди внимательно слушали: иногда улыбались острому слову, но чаще сочувствовали и вздыхали.                 

 

«Сказ» — это ведь не только «народное эпическое повествование», но и «повествование, ведущееся от лица рассказ-чика». А книга Иды Бендер написана от первого лица - человека, пережившего многое и повидавшего многое. Она назвала русский вариант «Сага о немцах моих российских», хотя в немецком оригинале - «Schön ist die Jugend… bei frohen Zeiten» («Прекрасна юность в добрые времена») — это строка одной из самых любимых немцами Поволжья песни).

 

Ида Бендер выросла в семье поэта, переводчика и педагога Доминика Гольмана (Dominik Hollmann, 1899-1990), кото-рый в своих стихах воспевал Волгу-матушку, любил классическую литературу и немецкую культуру. Он родился и умер в Камышине. Однако между началом жизни в Камышине и смертью в этом городе на Волге, Гольман прошел через депортацию, работу в трудармии, дистрофию... Это теперь камышане могут гордиться тем, что в их городе жил член Союза писателей СССР и кавалер ордена «Дружба народов». А было время, когда фамилию писателя старались не упоминать.

 

Доминик Гольман — автор книг «Суть жизни», «Судьбы людские», «Грозовая ночь», «Разорванные путы». Им написа-но около 600 стихотворений, некоторые из них положены на музыку, например, «Ольга с Волги» (музыка Ф. Дортма-на), «Материнская колыбельная советской немки» (музыка Д. Франца).

 

Его дочь, Ида также была депортирована, работала на Енисее: в бригаде занималась ловом рыбы — босиком, когда реку покрывала ледяная крошка. Трудилась лесорубом, бурлаком, учителем начальных классов.

 

В конце 1960-х Ида Бендер переехала из Казахстана, где жила после снятия надзора, в Камышин. Она — организатор культурного объединения немцев Поволжья «Клуб читателей газеты „Neues Leben“». С 1991 года проживала в Гамбур-ге (Германия). Скончалась в 2012 году.

 

Спустя год, в 2013 году, увидела свет её последняя книга, которую камышанам представил ее ын, Рудольф Бендер. О чем она? Да о том, как написал в предисловии к русскому изданию советский и российский писатель, представитель российских немцев Гуго Вормсбехер, «как российские немцы, стиснув зубы, в любых обстоятельствах самоотверженно делали, что могли для своего народа, — читайте в этой книге-документе, книге-свидетельстве. Книге, само написание которой тоже воспринимается как подвиг».

 

Как отметила директор Центральной библиотечной системы Камышина Мария Крайникова: «Эта книга - важный исто-рический документ. Время уходит... Уходят люди... Но память остается в книгах, чтобы потомки знали и помнили...»

 

В Камышине презентация состоялась в рамках Года немецкого языка и литературы в России и Года русского языка и литературы в Германии.

Леонид Смелов. Фото: infokam.su

На фото: Презентация книги Иды Бендер. Сын писательницы Рудольф Бендер.

______________________________________________________________________________________________________
 

Wir haben immer einen Grund zu feiern…

Ensemble Ballade. Foto: Eugen Otto.

Von Rose Steinmark

 

Fortsetzung von S. 1.

 

In der Festschrift zum 10-jäh-rigen Jubiläum des Gesangver-eins schreibt Ella Wiebe, die Vorsitzende des GV Melodie: „Seit mehr als 10 Jahren ist un-ser Verein unter dem Motto „Melodien verbinden“ in Hamm unterwegs. Durch viele öffent-liche Auftritte ist er eine feste Größe im Kulturleben unserer Stadt geworden. Wir hoffen, dass das Festkonzert für die kommenden Jahre Früchte trägt und viele Menschen von der Begeisterung des Jubelfestes erfasst werden sowie den Wunsch äußern, im GV Melodie mitzuwirken“.

 

Das Jubiläumskonzert wurde mit einem Projektchor, zusammen mit dem Freundeskreis Aussiedler erweitert – ein Novum, dass eingeführt wurde, um neue Mitglieder für den Verein zu gewinnen. Zum Mitmachen an diesem Projekt war jeder, dem Musik Spaß macht und der gerne mal auf der Bühne stehen möchte, eingeladen. Diese Idee kam gut an und der Verein ge-wann dadurch nicht nur neue Stimmen, sondern auch neue Zuschauer.

 

Die Freude am gemeinsamen Singen ist in den letzten Jahren so gewachsen, das heutzutage in Melodie fünf Chorvariationen geführt werden, die das Publikum mit ihrer Kunst begeistern.

 

Herr Udo Helm, Bezirksvorsteher Bockum-Hövel, Unterstützer und treuer Fan des Vereins, wohnt nicht zum ersten Mal dem öffentlichen Auftritt des Vereins bei: „Wenn man berücksichtigt, was dieser Gesangverein in der relativ kurzen Zeit seines Be-stehens bereits bewirkt hat, wird deutlich, wie aktiv alle Beteiligten sind. Der Verein existiert jetzt 10 Jahre und in diesen zehn Jahren bin ich in verschiedenen Veranstaltungen gewesen. Ich finde, dass diese Gruppe ein Gewinn für die ganze Stadt ist“.

 

Das Jubiläumskonzert des Gesangvereins Melodie war ein Riesenerfolg. „Man hört sie aber zu selten, es wäre schön, wenn sie öfter auftreten würden“, - meinte ein junger Mann in der Pause.

 

Was begeistert die Menschen, worauf freuen sie sich, warum wollen sie unbedingt die Konzerte des Vereins immer wieder erleben?

 

Publikumseindrücke:

Nina Morosow: Sie singen sehr gut, sind gut vorbereitet und haben ein interessantes Repertoire.

Jakob Rotärmel: Ich kenne die Gruppe schon seit sechs Jahren und jedes Treffen ist für mich ein großes Erlebnis.

Natalia Moor: Ich bin fast jedes Mal dabei. Mir gefallen die Lieder, die nationalen Trachten und die Darbietung. Sie sind sehr professionell.

Siegfried Spliess: Ich bin heute zum ersten Mal hier, bin aber sehr beeindruckt, die sind wirklich gut. Jedes Lied ist wie eine Theateraufführung – mit ihren Stimmen berühren sie Herzen.

Isolde Arnold: Ich erlebe die Gruppe zum ersten Mal. Schade, dass ich sie nicht früher kennen gelernt habe. Ich kenne fast alle Lieder, die heute hier gesungen wurden und sang auch leise mit…

Katharina Loor: Ich finde den Auftritt sehr spannend, bin heute das fünfte Mal hier. Es ist so schön, die Lieder von Früher, zu hören und mitzusingen.

                      

Längst hat sich der Gesangverein mit seinen Gruppen in das kulturelle Leben der Stadt Hamm integriert und ist mit seiner gelungenen Selbstorganisation zu einem guten Beispiel geworden. Der GV Melodie in Hamm bildet eine Familie, es geht hier um die Gemeinschaft der Menschen und um soziale Wärme in unserer Gesellschaft. Wärme und Gemeinsamkeit waren an diesem Abend deutlich spürbar, das Fluidum der Zugehörigkeit schwebte in der Luft und strahlte auf den Gesichtern.

 

Die Tatsache, dass sich dieser Verein im Laufe der Zeit zu einer wichtigen kulturellen Institution in Hamm entwickelt hat, bestätigen auch die eingeladenen Gäste, denen die Freude an dieser Veranstaltung deutlich anzusehen war:

Oberbürgermeister von Hamm, Herr Thomas Hunsteger-Petermann bei seiner Ansprache. Foto: Eugen Otto.

Thomas Hunsteger-Petermann, Oberbürgermeister der Stadt Hamm: Einen besseren Beweis für die Anerkennung ihrer mu-sikalischen Leistung als ein ausverkauftes Haus gibt es nicht.

Udo Schulte, Bezirksvorsteher Hamm-Pelkum-Westen: Das Konzert war erneut ein hervor-ragendes Erlebnis, da die Kün-stler über sehr gut ausgebilde-te Stimmen verfügen und so dem Publikum ein Ohren-schmaus der Extraklasse geben konnten.

Pfarrer Edgar L. Born, Aussied-lerbeauftragter der Ev. Kirche von Westfalen: Der große Ein-satz des Vorstandes, der Musi-kerinnen und Musiker und aller Helfer ist bewundernswert. Nicht zuletzt die jungen und alten Sängerinnen und Sänger haben uns russlanddeutsche Kultur auf hohem Niveau nahe gebracht und dabei viel für die Integration und das gegenseitige Verstehen getan.

Marion Josten, Friedrich-Wilhelm-Stift: Ich bin eine Kollegin von Ella Wiebe, der Vorsitzenden des Gesangvereins und weiß, wie viel Arbeit, wie viel Herzenslust und wie viel Organisation dahinter steckt. Ich finde Klasse, was sie machen und ich den-ke, es ist auch sehr wichtig für die Menschen, die selber in dem Verein sind, weil es ihnen ein Stück Heimat vermittelt hier vor Ort.

 

Warum singt man in einem Gesangverein, ist es denn so faszinierend, dass man seine Freizeit für Proben bis zur Erschöpfung opfert, oder sind es die Leidenschaft und Liebe, die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen so mitreißen?

 

Teilnehmerstimmen:

Josef Viltchinski – Ich liebe singen, ich mag die Menschen, bin schon seit zehn Jahren dabei und gedenke noch lange dabei zu bleiben.

Elisabeth Koslovski – Ich habe schon als Kind gerne auf der Bühne gestanden, bin zehn Jahre im Verein. Singen macht mir einfach Spaß.

Elena Hajfiz –Ich mag Musik und Singen über alles, ich mache das für mich und die Menschen. Diese Tätigkeit trägt der Ent-faltung meiner musikalischen Seele bei.

Valentina Dering: Ich singe immer – ob traurig oder lustig. Das Singen ist wie eine Therapie und jedes Lied ist eine Geschich-te für sich.

Elena Peters: Um mich in meinem Beruf weiter zu entwickeln, kam ich in den Gesangverein 2008, gleich nach meiner Einreise in Deutschland und bin hier geblieben. Mir imponiert die Professionalität der Sängerinnen und Sänger.

 

Aus Liebe macht es auch Oksana Kvitko, die Leiterin des Chors „Melodie“. Sie ist diejenige, die für den guten Klang und rich-tigen Ton sorgt und dafür den verdienten Applaus des Publikums erntet. Ljudmila Kilani leitet das Schlagerensemble Ballade und die Vokalband Cool Teens. Die von ihr leidenschaftlich ausgewählten Lieder sind inhaltlich so emotionell, dass sie nieman-den gleichgültig lassen. Zusammen mit Ernst Lange, der seit Jahren präzise, professionell und liebevoll die musikalische Be-gleitung macht, begleitet auch sie die Chöre. Elena Hajfiz leitete den Projektchor und ist für die die Arbeit mit dem Kinderchor Sing & Swing Kids zuständig. Sie „zwitschert“ mit den jüngsten Choristen des Vereins Kinderlieder von bekannten Interpreten. Sie macht es auch aus Liebe zur Musik und ihrem Beruf.

 

Wenn das Volksensemble Heimatklänge auf die Bühne kommt, fühlt man sich plötzlich wie im Theater. Das Ensemble singt alte deutsche, russische, weißrussische und ukrainische Lieder und tritt stets in typischen Trachten auf, ernst und humorvoll gleichzeitig. Mit großer Hingabe und viel Liebe zum Liedgut aus der Heimat gestaltet die Leiterin des Volksensembles Elena Peters jeden Auftritt ihrer Gruppe.

 

Eine Studie hat bewiesen, dass Lieder und Melodien sich in der Herz-Aktivität widerspiegeln und beim gemeinsamen Singen die Herzen der Sänger synchron schlagen. Mag sein. Ich persönlich hatte an diesem Abend das Gefühl, dass die Herzen der Sängerinnen und Sänger synchron mit den Herzen des Publikums schlugen und dieser gemeinsame Herzschlag jedem Betei-ligten gut tat.

 

Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

Hamm/NRW, Januar 2015.

_____________________________________________________________________________________________

Сказочница Надежда Рунде

Начало читайте на стр. 1.

 

Новая сказка Надежды Рунде „Варюшкины варежки“ как бы еще раз подтверждает эту версию. Сказка (как и все ее предыдущие) вышла на днях в издательстве BMV Verlag Robert Burau в виде небольшой книжицы, изданной с большой любовью к своему делу издателем Робертом Бурау, иллюстрированной яркими лубочными картинками давно сотруд-ничающей с Надеждой художницы Любы Ереминой.

                             

Сказка повествует о приключениях девочки по имени Варюшка, которую настолько поразила однажды оброненная бабушкой  фраза „Ой, ниточка поползла...“, что в ее воображении мгновенно родились самые что ни есть сказочные образы. С тщательностью психолога автор исследует метаморфозу превращения обыкновенной цветной ниточки из бабушкиного клубка шерсти в яркую живую гусеницу. Метаморфозу превращений реальности в нереальность, родив-шейся в голове малышки и открывающей ей новый, неизведанный мир: „…пушистые гусенички, ползающие летом по траве, и есть такие ниточки...“. И с этого многовения начинается для Варюшки новое восприятие окружающего мира. Ей представляется, что ее варежки, аккуратно уложенные бабушкой на полочке в шкафу, вдруг ожили, засуетились, затосковали и завозмущались: „...Не желали варежки жить в шкафу все лето, а желали варежки васильков и света“. И что происходит? – Начинается захватывающая история, в которой варежки вдруг оживают и занимаются бурной дея-тельностью: „ Завертелась канитель, нитки скачут из петель, держит их петля до дрожи, натиск выдержать не может“.

 

Высвободившись из своего плена, ниточки расползаются по кустикам и цветочкам и вместе с Варюшкой, открывающей для себя неизведанные миры, резвятся на цветистом лугу: „Расползаются кругом ниточки пушистики, на кустах и на траве шевелятся листики“...

 

Семь глав книжицы рассказывают маленьким читателям о приключениях Варюшки и гусеничек на солнечном лугу, усеянном яркими васильками, у запорошенной снегом калитки родного дома, где добродушно улыбается им мудрый дед-снеговик. Нарезвившись-нагулявшись, подружки Варюшка и ниточки-гусенички, довольнехонькие собой, решают, что наступило время возвращаться : „...Поползли они домой и в клубок залезли: Хорошо лежать зимой с Муркой в теплом кресле“.

 

Читаешь и приходишь к выводу, что сюжет истории, случившейся с маленькой Варей и трепетно переложенной на бу-магу Надеждой Рунде, вовсе и не вымысел, а очень даже настоящая история. Лишь одна из тех,  которыми с нами, взрослыми, очень часто делятся малыши, правда, если мы умеем их слушать. Надежда - одна из редких слушатель-ниц, умеющая на полном серьезе воспринимать даже самые-самые невероятные истории. Она слушает их и переска-зывает в стихах – удивительно легко и восторженно, не заботясь о точности рифмы и не наполняя текст вычурными и извилистыми выражениями, одним словом -  не мудрствуя.

 

Этому строгому правилу следует и художница Любовь Еремина. Еще с обложки улыбается читателю маленькая девоч-ка. Судя по названию книжки „Варюшкины варeжки“, мы понимаем, что это именно она - Варюшка, в последнем порт-ретном варианте. С букетиком ярких васильков, жеманно, по-взрослому демонстрируя свое нарядное платьице, она как бы приглашает нас открыть первую страничку, с которой и начинается ее невероятная история, похожая на сказ-ку. Но вовсе не придуманную. Расползаются ниточки-гусенички по страничкам, разлетаются разноцветные птички, вы-тягивают свои головки-бутончики яркие цветочки, внимая рассуждениям Варюшки. В рисунках художницы отсутствует налет пародийности, с которым мы зачастую сталкиваемся в детской литературе, она четко и точно иллюстрирует на-писанное, как бы фотографируя моменты происходящего. В том, что она сама тоже верит в реальность волшебной детской истории, не приходится сомневаться: слишком серьезны глаза у персонажей, прямо настоящие какие-то – удивленные, насмешливые, с хитринкой, любопытные и добрые. Как будто Люба скопировала их в свой альбом, под-глядывая за ватагой малышей на детской площадке...

 

Когда Надя Рунде сама рассказала свою первую сказку? Сочинила ли она ее еще в Варюшкином возрасте, не задумы-ваясь над тем, что придет время и она напишет много волшебных историй для маленьких, историй, которые ей рас-скажут все знакомые и незнакомые маленькие девочки и мальчики.

 

А другие девочки и мальчики, прочитав их, убедятся в том, что настоящая жизнь и есть сказка – цветная, незыбывае-мая и мудрая...    

Роза Штейнмарк,

Мюнстер.

Надежда Рунде. Варюшкины варежки
Сказка для детей в стихах на русском языке. 32 с. Обложка твердая. 26,5 х 21,5. ISBN: 978-3 935000-96-3 € 12, 90
Заказы по тел.: +49 (0)5202/2770; факс: +49 (0)5202/2771. E-Mail: info@bmv-burau.de и в книготорговле.

______________________________________________________________________________________________________

 

Auf den Wogen der Inspiration

Anfang auf S. 1.

 

...Mit neun meldete sich Serge selbständig an einer Musikschule an und teilte es dann seinen Eltern mit. Ungeachtet der schwierigen finanziellen Situation sagten die Eltern zu. In einigen Monaten kam die erste erfreuliche Meldung vom Musikleh-rer: Der Junge hat Talent und ein Talent braucht ein besseres Instrument. Drei Monate musste Vater für ein neues Bajan ar-beiten. Seinen ersten Erfolg erlebte Serge mit zwölf  bei einem Wettbewerb in Saratow und erwarb sich damit eine „grüne Karte“ für die Teilnahme an weiteren Wettbewerben. Seitdem war auch seine Mutter stets mit ihm unterwegs, sie managte, organisierte, suchte Sponsoren und schrieb nachts Noten für ihren Sohn ab. Paul, der jüngere Bruder, hatte inzwischen auch begonnen, Musikunterricht zu nehmen. In kurzer Zeit erreichte Paul ein so hohes Niveau, dass er für seinen Bruder schon zur Konkurrenz wurde. Es folgten weitere Wettbewerbe und Präsentationen. 2003 beteiligten sich Paul und Serge am internatio-nalen Wettbewerb in Rschew (Russland) und wurden zum ersten Mal als Duo-Preisträger geehrt. Für ihre musikalischen Ver-dienste wurden sie vom Gouverneur des Gebiets Saratow mit einer Auszeichnung und einer Einladung zum nächsten Festival gewürdigt.

 

In demselben Jahr siedelte die Familie nach Deutschland um. Die beiden Brüder konnten sich ihr Leben ohne Musik nicht mehr vorstellen, wollten studieren und echte Musiker werden. Auch in Deutschland haben sie von Anfang an wöchentlich Kon-zerte gespielt, bei verschiedenen Projekten mitgemacht und nebenbei die Schule besucht. Nach langem Grübeln entschieden sie sich aber zuerst einen Beruf zu erlernen und in der freien Zeit Musik zu machen. Paul absolvierte nach einem Fachabitur mit dem Schwerpunkt technische Informatik den Wehrdienst und widmete sich ausschließlich der Automobilbauindustrie, wo er zurzeit auch tätig ist. Serge machte bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten, wechselte jedoch nach paar Jahren zu einer Steuerberatungsgesellschaft…

 

Die beiden Berufe sind meilenweit von der Musik entfernt und die Brüder möchten sich vor allem in ihren „Brotberufen“ wei-terbilden. Aber sie geben auch zu, dass sie in der Musik das gefunden haben, was ihr Leben prägen sollte. Und so machen sie tagtäglich das, was einen gewöhnlichen Musiker zu einem Star macht: Sie üben, denn, um ein Instrument richtig gut zu be-herrschen, muss man 5 bis 15 Stunden täglich üben. „Wenn man mit den Besten Schritt halten möchte, reicht das Talent al-lein nicht aus, wirklich maßgebend ist Disziplin und jahrelange harte Arbeit, ohne Feiertage und Wochenenden“, - konstatie-ren beide mit bescheidenem Lächeln.

 

…Ich vernehme Kusnetsows „Variationen“ – Melodien aus Saratow und fühle, wie der wohltuende Klang sich dehnt und den Raum mit Zufriedenheit und Leichtigkeit füllt. Die Brüder verschmelzen mit ihren Instrumenten, ihre Musik klingt emotional, schön und überwältigend…

 

Aufgewachsen sind Serge und Paul „in einer großen harmonischen Familie, die leider in der ganzen Welt zerstreut ist“, teilwei-se haben sie sich schon seit Jahrzehnten nicht gesehen, nur fleißig Kontakte gepflegt. Desto größer ist jedes Mal die Freude, wenn die Familie komplett bei einem triftigen Anlass zusammenkommt. Wie, zum Beispiel, als der älteste Bruder Iwan zum hundertsten Jubiläum der Großmutter Maria aus der Ferne eintraf. Fünf Generationen saßen am feierlich gedeckten Tisch und priesen ihre Oma, die sich verstohlen die Tränen wischte und nicht glauben wollte, dass sie das erleben durfte: die Urenkel, Enkel, Kinder… und, dass sie an ihrem Leben auch heute noch teilnehmen kann. Selbstverständlich klang an diesem Abend auch das vertraute Bajan. Maria lauschte den bekannten Melodien ihrer Jugend und erinnerte sich an die Zeiten, wo ihr Mann, Iwan Reger, auch so schön Bajan spielte, manchmal nur für sie allein. Sie hörte dem Spiel ihrer Enkel zu, lächelte und vor ih-rem inneren Auge schwebten Bilder aus alten, schweren und doch so schönen Zeiten…

 

Welche Bedeutung spielt eigentlich Musik im Leben der jungen Künstler? – Nach allem, was ich schon gehört hatte, konnte ich mir diese banale Frage doch nicht entgehen lassen, weil ich es unbedingt wissen wollte. „Musik inspiriert uns, es ist eine Sprache für sich. Oft treffen wir Musiker, die verschiedene Sprachen sprechen. Normalerweise würden wir sie nicht verstehen. Aber sobald wir unsere Instrumente in die Hand nehmen, ist alles ganz einfach: Alle sprachlichen Probleme sind in kürzesten Zeit gelöst!“, meinen die Musiker.

 

Musik gehört zu ihrer Lebensweise. Beide Brüder sind aktive Mitglieder von zwei Akkordeonorchestern – darunter auch im Saarländischen Landesorchester, sie spielen in vielen anderen Orchestern, begleiten Chöre und Ensembles in der Region, be-teiligen sich an Gastreisen nach Frankreich, Tschechien, Russland, bereisen Deutschland, sind an einem internationalen Mu-sikprojekt mit Russland beteiligt. Auf das russische Projekt sind sie besonders stolz, weil es durch ihre Idee und Hilfe zustande gekommen ist. Dank dieser Arbeit stehen Musiker aus Russland und Deutschland im ständigen musikalischen Wettbewerb. Für das Jahr 2015 sind Gasspiele in Italien, Luxemburg und Deutschland geplant, auf die sich die Brüder heute schon freuen. Ser-ge und Paul sind überzeugt, dass „all diese Aktivitäten nicht nur ihr Leben bereichert, sondern auch ihre Integration wesent-lich erleichtert haben“.

 

Welche Musik sie bevorzugen? – In Russland haben sie deutsche Weisen, hier häufig russische gespielt, aber an bestimmte Regeln lassen sie sich nicht binden. Sie stehen für multikulturelle europäische Musikkunst. Kein Wunder: Sie halten ein breit-gefächertes Repertoire aus unterschiedlichen Stilrichtungen und ihre Fingerfertigkeit sowie das breite Klangspektrum ihrer Spielart sind durchaus inspirierend. Die von Freude sprühenden Virtuosen aus Saarland können überall mit einem andächtig lauschenden Publikum rechnen.   

Rose Steinmark,

Münster.

______________________________________________________________________________________________________

Zwischen den Ufern

                                                

Zum Erscheinen des Buchs "Die Ufer / Берега"

 

Herausgeber: Andreas Raith, Natalja Schmidt

BMV Verlag Robert Burau.

 

 

Menschen, die ihre Vergangenheit bewahren, tun es für ihre Nachkommen. Das Volk ist ja nicht tot. Das Volk lebt. Das Volk erinnert sich, lebt in Prosa, Gedichten und Liedern!“

 

Aus dem Vorwort des Redaktionskollegiums.

 

„…Ich will, dass Kinder und Enkel wissen, wie bitter es den Vorahnen erging…“ (Russisch: „...И я хочу, чтоб дети, внуки знали, о горькой жизни прадедов своих.“). - Лидия Матыцина.

 

Diese bescheidenen Zeilen könnten als Epigraph der Jubiläumsausgabe „Die Ufer/Берега“ dienen. Sie wären zweifellos nicht fehl am Platz, weil sie jeden von uns, der Nachkommen der Russlanddeutschen, betreffen. Wir tragen alle unsere eigenen Erinnerungen an diese Vergangenheit im Herzen und wünschen uns, sie nicht zu verlieren.

 

Die Vorbereitungsphase dieser Ausgabe war höchst ungewöhnlich: Es gab keine langen Sitzungen, die den Inhalt bestimmten, keine hochrangigen Chefs, keine Kommission, die sich um alles sorgte, keine Behörden, die bereit waren, die Kosten für die aufwändige Arbeit zu übernehmen. Um alle Angelegenheiten kümmerte sich das Forum – eine große Gruppe von Anhängern der russlanddeutschen Geschichte, die sich auf der Internetseite www.wolgadeutsche.net kennen gelernt hatten.

Umschlag der zweisprachigen Neuerscheinung "Ufer / Берега"

Bereits seit 10 Jahren besteht dieses Forum. Tausende von Menschen treffen sich in dieser virtuellen Welt des Internets und tauschen ihre Erinnerungen aus. In Form von kurzen Familiengeschichten, histori-schen Büchern und wissenschaftlichen Abhandlungen… Den ständigen Teilnehmern des Forums schwebte vor einem Jahr die Idee vor, ein Buch herauszugeben, in dem sie die wichtigsten Ereignisse ihrer zehn-jährigen Debatten präsentieren könnten. Zwei leidenschaftliche Befür-worter des Forums – Natalja Schmidt und Andreas Raith übernahmen die Koordinierung und die Inhaltsgestaltung. Sie kümmerten sich auch um den technischen Aspekt, um den schriftlichen Verkehr mit den Autoren, um die Themen – ein riesiger Aufwand, dem sich nicht jeder aussetzen möchte.

 

Ich verfolgte die Diskussionen über das künftige Buch, war aber über-zeugt, dass diese Idee nie ausreifen wird. Trotz meiner Skepsis, setzten die Teilnehmer der langen Diskussionen ihre Träume um: Der Alma-nach erschien mit einer Auflage von 300 Exemplaren. Die Kosten für den Druck und sämtliche Ausgaben wurden eigens von den Autoren dieser einzigartigen Ausgabe übernommen.

 

Jetzt liegt der Almanach auf meinem Tisch und ich bin von der Buch-ausstattung, von der künstlerischen Darstellung und… ja, auch vom Inhalt des Almanachs überwältigt! Die symbolische Karte auf dem Deckel, die den langen, oftmals bitteren Weg der russlanddeutschen Geschichte andeutet, gehört zum Teil des Inhalts und spiegelt die Schilderungen der Autoren wieder.

Laderuf der Kaiserin Katharina II. findet Interesse... Bild von Oskar Aul.

Die Vorsatzblätter, ausgestattet mit Zeichnungen des eigenständigen russlanddeutschen Künstlers Oskar Aul, stellen die Geschichte mehrerer Generationen unserer Vorahnen fragmentarisch dar und erwecken im Leser das Gefühl der eigenen Zugehörigkeit zu dieser Geschichte, deren Puls in unseren Adern schlägt.

 

Unter den 43 Autoren, die im Buch vorgestellt sind, finde ich Namen von den bekannten Dichtern und Schriftstellern - D. Hollmann, K. Ehrlich, I. Bender, E. Mater, R. Leinonen, O. Schulz…, von den gern gelesenen Publizisten - A. Fitz, E. Voigt, von den Wissenschaftlern und Historikern - V. Krieger, A. Obholz, O. Lizenberger, A. Raith, A. Brester, A. Spack…  und, was besonders frisch und faszinierend wirkt - viele neue Namen, die im russlanddeutschen Literaturkreis bisher noch unbekannt waren - N. Schmidt, E. Fischer,L. Matyzina, L. Loor… Ich lese im Buch und stelle fest: Rührend sind die Werke der Angehenden und bewegend die der Koryphäen.

 

Mit dem Werk des Schriftstellers, Dichters, Geschichts- und Kulturwissenschaftlers Konstantin Ehrlich „Lied der Russlanddeutschen“ beginnt die Reise in die buchstäblich von Erinnerungen sprudelnde Welt des Almanachs:

 

„Mein trautes Volk, bleib zielbewusst und sittlich rein –

der deutschen Mutternation – ein  Edelstein,

von Mutter Wolga und des Vaters Rhein Geblüt, -

die Welt entzücken soll dein Glanz, der nie verblüht…“

 

Der Verfasser widmet das Lied seinen Stammesbrüdern, es klingt in gewissem Sinne wie eine Hymne (eine Hymne, die unser Volk noch nie besaß!)

 

Bemerkenswert, dass der Dichter nicht nur den Text, sondern auch die Melodie geschaffen hat. Ein beeindruckendes Novum, das K. Ehrlich mit beneidenswerter Leichtigkeit seinen letzten poetischen Werken verleiht. Sein zweites Lied „In Gedanken an Russland“ schließt das Buch und bilanziert die Gefühle der Autoren und Leser. Woher kommen wir, wo sind wir, was ist aus uns geworden?

Der Weg nach Russland. Bild von Oakar Aul.

„Ich bin kein Mankurt, der die Wurzeln nicht kennt,

ich schwing mich aufs Ross, renn kopfüber, behend,

entgegen Sibiriens Schneestürmen und Wind,

am Rand meines Schicksals den Rhein längs geschwind…“ 

 

Somit bilden die beiden Lieder einen kunstvoll geschmückten Rahmen für die Werke der Autoren des Almanachs.

Mir scheint, dass der Begriff „Mankurt“ – ein Menschenwesen, dass das Gedächtnis über seine Wurzeln verloren hat, wie eine blutende Ader durch die Werke aller Autoren des Almanachs zieht, an ihrem Gewissen zerrt und sie mit unheimlicher Kraft auffordert das, was sie  aus ihrem persönlichen Geschichtserbe zusammentragen konnten, zu erhalten. Wie es seinerzeit unser bekannter Dichter und Schriftsteller Dominik Hollmann in der Verbannung tat:

 

„...Sinnend steh ich vor dem Stacheldrahte,

und mein Blick in weite Fernen schweift…

Nur wer Gleiches mit mir hat erlebet,

so wie ich, den tiefen Schmerz begreift.“

 

Das Gedicht „Sehnsucht“, das der Dichter 1942 in der Trudarmee, in Wjatlag, schrieb, musste auf seine Veröffentlichung bis 1989 warten, der Leser des Almanachs hat das Glück, den Worten der großen Persönlichkeit unserer Literatur zu lauschen und sich noch ein Bild von der russlanddeutschen Vergangenheit zu machen.

Überwinterung in einer russischen "Isba" unterwegs zum "angewiesenen Ort" an der Unteren Wolga. Bild von Oakar Aul.

Deutlich zu spüren ist auch die Parallele, die man zwischen der Zeit des Dichters Hollman und der Dichterin Emma Fischer ziehen kann: Hollmann  lebte in  Russland und „genaß“ alle „Prioritäten“ seiner Heimat und Identität: Aussiedlung, Trudarmee, Verfolgung und Rechtlosigkeit, E. Fischer  kam in den 1990ern aus Russland nach Deutschland und hat hier, im Land ihrer Ahnen, die Kehrseite der Medaille kennengelernt. In ihrem Gedicht „Heimatlos… Schutzlos“  beschreibt sie ihren unaufhörlichen Schmerz:

 

Man  nannt`uns „Faschisten“ und „Fritzen“.

In Russland war das unser Stand.

Jetzt sind wir nach Deutschland gekommen

und werden „die Russen“ genannt“.

 

Man fühlt mit der Autorin, man versteht sie und man stellt sich dieselbe Frage: „Ach, Schicksal! Was hab ich verschuldet?“

 

Viktor Pflaum schreibt Schwänke. Er schreibt viel und so wie ihm der Schnabel gewachsen ist, in der Mundart halt. Einige Geschichtchen sind ihm gut gelungen (Mai-Dimansdrazije) und geschickt aufgebaut, die anderen wieder nicht (Wu komme tie Bolidiker her), aber was wirklich zur Sache tut, das ist sein Mundartgefühl, das er pflegt und hegt.

 

Alexander Spack gibt seinen „Traurigen Seiten des Lebens“ freien Lauf und bietet dem Leser  Ausschnitte aus der Familiengeschichte – die leidvollen und spannenden Erinnerungen  seines Onkels - wahrheitsgetreu und mit ruhiger Hand geschrieben…

Überfälle von Nomaden. Bild von Oskar Aul.

Edmund Mater hat für den Almanach sein „Lustiges Märchen über die stummen Nomaden und klugen Beamten“ ausgewählt. (Russisch: „Сказка про немых кочевников и умных чиновников“). Seine humorvolle Charakteristik der Beamten, „die keine Nationalität, oder nationalen Besonderheiten besitzen, weil sie wie ein Chamäleon nur die Haut wechseln“,  übernahm der Schriftsteller der Realität und fügte dabei mit Sarkasmus und Gelassenheit hinzu: „Es wird einem Menschen mit großen „Arbeitsschwielen“ nicht mal im Traum vorkommen, mit einem Beamten zu konkurrieren“. – Ein Märchen aus allen Zeiten, in dem sich Gegenwart und Vergangenheit widerspiegeln und wer weiß, - vielleicht auch die Zukunft.

 

Es fällt mir äußerst schwer, nicht alle Autoren des Almanachs, die sich der pulsierenden Ader ihrer Erinnerungen aussetzten, zu erwähnen, aber einige Namen möchte ich hier doch noch anführen: Natalija Schmidt mit ihren bildhaft geschilderten kurzen Dokumentationen aus der Vergangenheit „Дорога длиною в одиннадцать лет“ und „Портрет“. Ihrer Feder entstammten schon viele Gedichte und Erzählungen. Eine Autorin, die mit Herz und Seele an ihrer Geschichte hängt und zielstrebig die winzigsten Einzelheiten ihres Lebens und das ihrer Ahnen schildert.

 

Alexander Brester, Vertreter der jüngeren Generation, beschäftigt sich mit der Geschichte der Russlanddeutschen und konzentriert sich dabei auf die Herkunftsorte seiner Ahnen – die Kolonien Grimm und Bettinger - trägt Fotos und Erinnerungen zusammen und schreibt Geschichten. In diesem Almanach präsentiert der junge Autor den Lebensweg seiner Großmutter (Modder) - „Умереть вовремя“, - lyrisch, rührend und ein wenig nostalgisch.

 

Alexander Fitz kenne ich noch aus meinem Theaterleben und erinnere mich gut an die erste Begegnung mit ihm.  Mit meinen Kollegen aus dem Theater besuchten wir ihn in der Redaktion der usbekischen Jugendzeitung „Комсомолец Узбекистана“. Wir unterhielten uns über dies und das und ließen uns von seinem unermüdlichen Humor hinreißen. Mit der Zeit lernte ich ihn auch als Autor kennen. Die Vielfalt seiner Publizistik, die Sachlichkeit, mit der er jedes Detail in seinen Beiträgen beschreibt und sein Wissen, sind nicht zu übersehen. Dem Almanach traute A. Fitz einen Ausschnitt aus der Skizze „Российские немцы и кино...“ an, in der dem Leser die lang genug verborgenen Kapitel aus dem Leben bekannter russlanddeutscher Schauspieler enthüllt werden. Wieder sachlich, genau und zum Teil ironisch.

In der Verbannung, Sibirien. Bild von Oskar Aul.

Mit großer Freude stellte ich fest, dass außer lyrischen,  zum Teil sentimentalen Erzählungen der angehenden Autoren, in diesem Buch auch wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlicht wurden. Hut ab vor den Herausgebern des Almanachs. Die Abhandlungen der Wissenschaftler V. Krieger, O. Lizenberger, A. Obholz, A. Raith geben dem vollbrachten Werk die akademische Note der Vollkommenheit wieder, die sonst wirklich gefehlt hätte. Viktor Krieger hat mit seiner langjährigen wissenschaftlichen Tätigkeit auf dem Gebiet russlanddeutscher Geschichte schon mehrere verschwiegene Brutalitäten unserem Volk gegenüber enthüllt und sie reichlich mit Archivdokumenten belegt. Sein hier veröffentlichter Beitrag „Массовая гибель российских немцев, мобилизованных в Вятлаг НКВД СССР на принудительные работы. Документ из архива ГУЛАГа“ passt wunderbar in das Konzept der Verfasser des Almanachs, das Dokument tritt als Zeuge der unverzeihbaren Geschehnisse unserer Vergangenheit auf. Professor Albert Obholz, Doktor der medizinischen Wissenschaften, beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte der russlanddeutschen Mediziner und  stellt in diesem Buch einen Teil seiner Forschungen vor: „Уроженцы Поволжья, окончившие медицинский факультет Дерптского университета“ und führt Angaben aus dem Universitätsarchiv der Zeiten 1802-1809, 1900-1918 an. Namen, kurze biografische Aufzählungen – welch eine riesige Schicht unserer Geschichte der Wissenschaftler ans Tageslicht gebracht hat! Professorin Olga Lizenberger, Doktor der Geschichtswissenschaften, Autorin von über 300 weltweit veröffentlichten wissenschaftlichen Abhandlungen, erzählt uns aus der Geschichte der Kirche in der Kolonie Zürich an der Wolga (Russisch: „Из истории церкви колонии Цюрих“) und veranschaulicht sie mit dem Bild des Professors und Rektors der Universität zu Berlin-Scharlottenburg Johann Eduard Jacobstahl, der 1873 die Zeichnungen zum Projekt machte. Die Zeit der Verfolgungen hinterließ ihre Spuren auch an diesem architektonischen Denkmal unserer Geschichte – viele Jahre lag sie in Ruinen. Was aber erfreulich klingt: Die Kirche wird rekonstruiert und wird bald wieder in voller Pracht glänzen.

 

Der Almanach „Die Ufer / Берега“ ist sehr informativ und macht den Leser mit Geschichten aus vielen Bereichen des Lebens vertraut. Man kann darin blättern, lesen und sogar Stimmen hören: Die Glocke der Kirche in Zürich, die leise, einfühlsame Stimme der Modder, das wehmütige Klagen der Frauen in der schrecklichen Nacht 1942 und das monotone Plätschern des Wassers am Ufer der Wolga…   

 

Der Titel entspricht seinem Inhalt – russlanddeutsche Autoren aus Deutschland und Russland teilen dem Leser ihre verborgenen Gefühle mit, Gefühle, die mehr als genug zwischen zwei Ufern – der Vergangenheit und Gegenwart, herumirren und nun zu Offenbarungen gekommen sind.

 

Im Vorwort zum Almanach schreibt das Redaktionskollegium: „Zwischen den Polarufern der Zustimmung und Ablehnung fließt der Strom des Lebens. Die niemals zusammenkommenden Ufer können nur mit einer Brücke verbunden werden. Manchmal lohnt es sich einfach eine Brücke zu bauen“. (Russisch: „Между полярными берегами приятия и неприятия течет река жизни. А между никогда не сходящимися берегами может быть только мост. Иногда нужно просто взять и построить его.“)

 

Die Verfasser des Almanachs haben mit dem Bau dieser Brücke begonnen und hegen geheime Wünsche, den 2. Band des Almanachs ins Leben zu rufen. Die elektronische Version des Almanachs wird bereits vervollständigt. Hoffentlich wird der Leser im zweiten Band mit mehr Geschichten in  deutscher Sprache beglückt, denn unsere Sprache ist ja auch ein Teil unserer Identität und unserer Vergangenheit, die nicht in Vergessenheit geraten darf…

 

Rose Steinmark,

Literaturkritikerin, Münster.

_________________________________________________________________________________

Das Ehepaar Amalia und David Neuwirt.

Zum 90. Jubiläum von David Neuwirt

 

Meister, Kollege

und Freund…

 

Essay von Konstantin Ehrlich

 

 

Es war einmal fernab der übervölkerten europäischen Zivilisation. Und zwar in den weiten, unermesslichen Wolga-Prärien, wo der Oxident und der Orient mit einander „spille“ gingen. Korsack und Fuchs bestimmten hier den romantisch-wilden Alltag. Zieselmäuse und Hamster tummelten sich im hohen Steppengras. Hie und da besprenkelten diese jungfräuliche Wildnis ganze Teppiche von Steppenrosen…

 

Die romantische Stimmung verflüchtigte sich aber bei dem Men-schenhaufen, der an dieser Stelle haltmachte und die Nachricht vernahm, dass man am Zielort der monatelangen Reise angelangt wäre…

 

„Des is uns schon 'n Paradies, wie uns der russische Gesandte und der Vorsteher versproche hen. Dieweil seht‘s awer eher so aus, dass do die Zieselmaus und der Hamster einanner ‚Guten Tag‘ sage“, gab ein etwa 50-jähriger Familienvater mit dem Namen Georg Neuwirt seinen ersten Empfindungen den Ausdruck.

 

„Aber siehe mal, wie viel Land, das dazu noch fruchtbar sein muss, denn solche Gräser, wie die hier strotzen, - das weiß auch ein Handwerker wie ich - können wohl auf schlechten Böden nicht gedeihen…“, griff ihm ein anderer Mann ins Wort.

 

Mit einem Jauchzen und Frohlocken erfüllte sich die Steppe, als stracks auf die Menschenmenge zu Hals über Kopf ein grauer Hase rannte, der von einem roten Fuchs verfolgt wurde. Das Langohr machte kurz vor den von ihm wohl nie im Leben wahr-genommenen Kreaturen prompten Stopp, sah sich flink ängstlich um, machte halbwegs kehrt und schlüpfte unter einen der abgestellten Leiterwagen. Der Fuchs hatte den unbekannten menschlichen Haufen in seinem Jagdeifer ebenfalls etwas ver-spätet wahrgenommen, so dass er erst in ein paar Dutzend Fuß Entfernung vor den Menschen links abbog und das Weite suchte…

 

Die jüngsten Kinder von Georg Neuwirt und seiner Frau Sybille - der 7-jährige Martin und der 11-jährige Georg - liefen mit an-deren Einwandererkindern zum Versteck des Hasen, konnten ihn aber im hohen Gras, zwischen einigen Bündeln und anderen Gepäckstücken nicht so einfach entdecken.

 

„Also liebe Leut'!“, rief der Vorsteher, der den sonderbaren Namen Pannegriff führte, „Wir sind da keineswegs auf der Jagd. Wir sind da, um uns den Ort für unsre Ansiedlung zu bestimmen und auch mit dem Bau von Erdhütten zu beginnen…“.

 

„Eigentlich hen m'r von Baron Kaulbars in St. Petersburg net etwa vernomme, dass die Haiser uf uns warte täde. Oder heb ich etwas net so richtig verstanne?!“, spitzte jemand aus der Menschenmenge provokatorisch die Lage zu.

 

„Die ersten Pferdezüge sind bestimmt unterwegs“, beeilte sich der Vorsteher die Situation zu entschärfen, „Aber wir müssen doch uns auch vor Sonne und Unwetter schützen müssen. Wir können doch nicht unter freiem Himmel hausen…“

 

Man schrieb das Jahr 1766. Und die Kolonisten, wie man die ausländischen Erstumsiedler von nun an benannte, machten sich an die Arbeit...

David Neuwirt, unser verdienter Jubilar...

Siehst du sie wandern, jene Männer,
Mit Kind und Weib dem Osten zu?

Bedrängte Seelen suchten Ruh‘

In weiter Welt,                                      

Auf wildem Feld

Als wahre Gottbekenner.

 

Und deutsche Bauern Furchen zogen,

Wo nie ein Pflug zu sehen war.

Und Schweiß tropft von dem Haar,

Und Not auf Not,

Und Tod auf Tod…

Doch mussten Ährenfelder wogen.

 

                                             Wilhelm Keller.

 

Ihre Kolonie haben die erwähnten Erstumsiedler Reinwald genannt. So genau kann man es heute schon nicht sagen, was der Grund für eine solche Wahl gewesen ist. Wie dem auch sei, die Chronik berichtet, dass am 14. Julei 1767 in der Wolga-Steppe die Siedlung Reinwald (auch Stariza) entstanden ist.

 

Und die ersten Jahre in der neuen Heimstatt waren alles andere als erfreulich – mehr dramatisch-tragisch. Aber die Einwanderer, darunter unser Protagonist Georg Neuwirth, eingekeilt in von Nomaden beherrschte Gegend, Schritt für Schritt Kampf führend gegen die wilde und ungünstige Natur, entrangen ihr - durch ihren Fleiß und ihre Zähigkeit - Scholle um Scholle immer weitere Landstrecken und ließen hier alsbald ein Stück europäisch-asiatischer Zivilisation gedeihen.

 

„Die Wetterfestigkeit der Naturvölker der Steppe, verschmolzen mit der Zähigkeit und Arbeitsamkeit des Westeuropäers, ergab einen eigenartigen, achtunggebietenden Menschenschlag“, schrieb seinerzeit sehr treffend die Zeitschrift „Das neue Russland“.

 

*     *     *

David des Friedrich Neuwirt, unser heutige verdiente Jubilar, ist eben diesem wetterfesten, rührigen, ja stoischen russlanddeutschen Menschenschlag entwachsen. Geboren den 15. Juli 1924, in der - auf der Basis der deutschen Kommune - eben ins Leben gerufenen Wolgadeutschen Republik, hatte er eine mehr erfreuliche Kindheit, denn seine gleichaltrigen fernen Vorfahren. Seine Tante, Amalia Neuwirt-Klunk, war Lehrerin in Reinwald, so dass der kleine David unter eine sichere, geistesfördernde Obhut kommen durfte.

 

Großvater von David Neuwirt - Johannes Gottlieb Neuwirt, ein verdienter Wolgadeutscher, der auf Schlachtfeldern für sein Vaterland stritt. Hier im Jahr 1906.

Doch bald sollten sich die Zeiten – wie schon öfters seit dem 1. Welt- und dem Knippelkrieg – wieder einmal ändern:Über das deutsche Wolgagebiet sowie Kasachstan, die Ukraine und andere Regionen des nach dem Oktoberumsturz 1917 geistig verarmten Analphabeten-Russland brach eine schreckliche Hungersnot aus. Dutzende Tausende Menschen fielen allein in der Autonomen Republik der Wolgadeutschen dem Wüterich-Hunger und der Pest zum Opfer… Man beteuerte, dass diese Hungerkatastrophe, die nicht selten zum Kannibalismus geführt hatte, viel umfassender gewesen war und die vorige Hungersnot von 1921-22, die sich gottlob vor David Neuwirts Geburt ereignete, durch ihre Grausamkeit in vielem übertraf. Diese wurde sehr anschaulich von dem Wolgadeutschen Boris Pilnjak, eigentlich Bernhard Wogau, thematisiert:

 

„Die nächste Siedlung liegt in zwölf Werst Entfernung - ganz in der Nähe befindet sich eine deutsche Kolonie, doch dort sind nach dem Hunger anstelle von sechsundzwanzig nur noch drei Häuser übriggeblieben, die restliche Bevölkerung ist umgekommen…“

 

...Dieses Thema war längere Zeit ein Tabu unter den Bolschewiken. Heute wissen wir, dass diese Tragödie mehrere Millionen Menschenleben gekostet hat. Abertausende Kinder streunten Familien- und Herrenlos durch das Land; nicht wenige Waisen gab es auch im deutschen Wolgagebiet. So geschah es, dass der Familienvater der Neuwirts – Friedrich des Gottliebs, als Leiter eines Kinderheims in der benachbarten Siedlung Weizenfeld befördert wurde. Für David war dieser Umzug nicht nur in materieller Hinsicht ein Glücksfall, den der Vater stand von nun an auf der Versorgungsliste der Marientaler Kantonverwaltung, sondern auch im geistigen Sinne: In der Weizenfelder Schule lehrte der bekannte Musiker, Richard Horst. Dem Verfasser dieser Zeilen begegnete der Zufall, mit diesem gottbegnadeten Künstler mehrere Jahre bekannt zu sein, seiner majestätischen Spielweise lauschen zu dürfen…

Fuhren mit Getreide, das bei den Großbauern beschlagnahmt wurde. 30-er Jahre. WD.

Das Schöpferische beginnt im Lebensinhalt von David Neuwirt Oberhand zu nehmen. Er entdeckt für sich die Lust Geschichten niederzuschreiben: In der Schülerzeitung „Wissen ist Macht“ publiziert er seine ersten Beobachtungen aus dem Schüler- und Naturleben.

 

Um diese Zeit erreichen die Familie Neuwirt neue Herausforderungen: Die Mutter, Anna-Elisabeth - geborene Gorte, ebenfalls eine begabte, wissensgierige Natur, erhält eine Einladung, an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu studieren.

 

„Den Kindern zuliebe“, erzählte David Neuwirt, „auch ich war noch nicht ganz nach einer Malaria-Erkrankung so richtig fit, lehnte die Mutter diese einmalige Möglichkeit, ihren Wissensdurst zu stillen, jedoch ab. Auf dem Familienrat entschloss man sich zugunsten des Vaters, der bei uns viel unternehmungslustiger gewesen war. Wir aber zogen heim, nach Reinwald, im jenzeitigen Kanton Krasnojar.“

 

David besuchte weiterhin die Schule, zu Sommerzeit arbeitete er in der örtlichen Kolchose mit dem zeitgebundenen Namen „Rot-Front“. Bereits 15-jährig trat er dem Jugendverband bei, verspürte wohl durch Zufall die Neigung zur Photographie, auch erscheint in der Schulwandzeitung unter Einfluss des Literaturlehrers der Mittelschule in Krasnojar, Heinrich Kämpf, sein erstes Gedicht.

 

David Neuwirt im Juni 1941. Krasnojar, Wolgadeutsche Republik.

1939 wird der Vater zum stellvertretenden Direktor der MTS in Krasnojar befördert, und die Familie zieht in das Kantonzentrum. David setzt seine Lehre fort, publiziert in der Schüler- und Pionierzeitung „Junger Stürmer“, die in Engels, der Hauptstadt der ASSR der Wolgadeutschen, herausgegeben wird, lässt seine Berichte über das Schulleben im Engelser Rundfunk ausstrahlen. Bereits im April 1941, vor dem Abschluss der 9. Klasse, gelingt es David, seine erste professionelle Fotokamera zu erwerben.

 

Nun rückte die Zeit heran, da die Reihe an David kam, die Ärmel hochzukrempeln, und beim Lebensunterhalt seiner Familie bzw. beim wirtschaftlichen Einsatz im Hinterland seinen Mann zu stehen - es wurde von den Machtbesessenen der verhasste deutsch-sowjetische Krieg vom Zaune gebrochen, der katastrophale Folgen für alle Sowjetmenschen - insbesondere aber für die Russlanddeutschen - hatte. Die gesamte Sommerzeit war er bei allerhand Kolchose-Arbeiten beschäftigt.

 

Der Krieg brach – für die Nichteingeweihten - völlig unerwartet aus, ungeachtet dessen, dass zwischen den beiden Diktatoren – Hitler und Stalin – ein Nichtangriffspakt vom 23. August 1939 mit einem geheimen Zusatzprotokoll – was man viele Jahre danach erfahren hatte – und ein Deutsch-Sowjetischer Grenz- und Freundschaftsvertrag (miteinbezogen ein geheimer Teil) vom 28. September bestanden.

 

Für die russlanddeutsche Bevölkerung des Sowjetstaates bedeutete er - neben den allgemeinen Leiden und Entbehrungen - eine zusätzliche moralische Belastung, die in dem verleumderischen Erlass des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 gipfelte.

Im Bild (Archiv des Verfassers): Joachim von Ribbentrop, Iosif Stalin, Wjatscheslaw Molotow (vorne am Tisch) bei der Unterzeichnung des Nichtangriffspakts zwischen Deutschland und der Sowjetunion.

David Neuwirt, unmittelbarer Zeuge der menschenverachtenden Deportation der Wolgadeutschen, wird in seinem Tagebuch seine Erlebnisse unter dem Titel „Tod von Reinwald“ niederschreiben…

 

Allgemein war bekannt, dass die so genannten Sowjetdeutschen in keinem Bezug zum Naziregime Deutschlands standen – Dutzende Tausende von deutschen Bürgern der Sowjetunion leisteten zu Anfang des deutsch-sowjetischen Krieges (wie auch die zwei Onkel des Verfassers dieser Zeilen - Wilhelm und Konstantin Ehrlich) ihren Dienst in der Sowjetarmee ab -, aber in der Zeit der breitentfalteten, epidemieartig um sich greifende Spionagemanie, die von der bolschewistischen Gewalt im Lande entfacht worden war, bedeutete allein die Abstammung der Wolgadeutschen (für die Außenseiter - sagen wir so...) den "berechtigten" Verdacht, sie des möglichen Hochverrats zu verdächtigen dürfen.

 

Des Krieges Tosen schlug in unser Glück,              

bis es an Sturm und Wogenbraus zerschellte.

Nichts als ein grauer Schatten blieb zurück,

als Lenzerinnerung in rauer Kälte,..

 

schrieb später mein älterer Freund und Kollege, einer der bekanntesten russlanddeutschen Lyriker, Herbert Henke.

Am 11. September bestiegen die Reinwalder und die Neustrauber sowie andere deutsche Bürger aus den benachbarten Dörfern den Zug, der sie in eine unbestimmte Richtung bringen sollte.

David Neuwirt (links) und Woldemar Herdt.

*     *     *

Der Morgen graut. Die Pferde traben.

Das Lied der Räder weithin klingt.

Der Fuhrmann sitzt betrübt im Wagen,

sinnt nach, was ihm der Morgen bringt.

Sein Weib, gelehnt an schlappe Bündel,

wiegt ihren Säugling auf dem Schoß.

Im Wagen schlummern noch vier Kinder.

Sie ahnen nichts von ihrem Los.

Sie ahnen nicht, warum im Felde

irrt herrenloses Vieh umher,

warum verlass‘ne Hunde bellen,

im Dorf die Häuser stehen leer…

 

                                    Woldemar Herdt.

 

Und David Neuwirt wird in seinem Tagebuch um die im zitierten Gedicht geschilderte Zeit, und zwar am 24. September 1941, festhalten:

 

„Der 24. September, Mittwoch. Heute lief unser Zug in der sibirischen Stadt mit dem turksprachigen Namen Barabinsk im Gebiet Nowosibirsk ein. Die Waggons, in denen die Bewohner von Reinwald und Neustraub untergebracht wurden, erhielten von dem kommandierenden Offizier des Begleitkonvois den Befehl, auszusteigen.“

 

Die Neuwirts wurden im Bestand von 11 Familien – zehn aus Reinwald und eine aus Neustraub in die Siedlung Staryj Karabus, etwa 100 Kilometer von Barabinsk entfernt, weiter verteilt. Hier wurden die Ausgesiedelten bei Einheimischen in der „Tschapajew“-Kolchose untergebracht, woselbst sie verschiedene Arbeiten zugewiesen bekamen. Davids Vater, der Hochschulbildung besaß, wurde ein gehobener Posten des Brigade-Leiters anvertraut, die anderen mündigen Familienmitglieder arbeiteten in der Landwirtschaft bzw. Viehzucht.

 

„Im Allgemeinen waren die Einheimischen uns gegenüber am Anfang ziemlich zurückhaltend, dann gesellte sich Mitleid hinzu. Wir verspürten sogar Anteilnahme von einigen von ihnen. Als aber die ersten Gefallenenmeldungen im Dorf eintrafen, entlud sich nicht selten ihr Zorn auf die Wolgadeutschen“, erinnerte sich David Neuwirt. „Wie absurd es auch klingen mag, schwenkte wieder die allgemeine Stimmung um, als ähnliche schwarze Todesnachrichten auch deutsche Familien erreichten, deren Angehörige ebenfalls an der Front gegen die feindlichen Eroberer kämpften…“

 

…Ende Oktober 1941 erreichte die Deportierten die Nachricht, dass die noch am Leben gebliebenen russlanddeutschen Soldaten und Offiziere von der vordersten Front weggenommen wurden, ins Hinterland verschickt und in Baubataillons bzw. Brigaden organisiert wurden. Am 19. November 1941 verabschiedete das sowjetische Verteidigungskomitee den Beschluss, laut welchem im Sibirischen und im Uralmilitärbezirk 25 Arbeiterkolonnen für Baustellen der Hüttenindustrie aufgestellt werden sollten.

 

Der Winter 1941-42 wurde vom einmalig starken Frost heimgesucht. Die Einheimischen bezeugten: Es war der kälteste und schneereichste Winter in den letzten 20 Jahren… Die Katen von Staryj Karabus wurden bis zu den Schornsteinen mit festen Schneemassen zugeweht, so dass es für die Dorfeinwohner jedes Mal viel Mühe kostete, ein Schlupfloch nach draußen zu graben, den Schnee von den Türen wegzuschaufeln, um ins Freie zu gelangen. An einem dieser Tage, David Neuwirt hat ihn in seinem Tagebuch mit dem 22. Januar 1942 datiert, erschien im Dorf der Kommandant mit einem „hohen Befehl“… Für den männlichen Teil der deportierten Russlanddeutschen bedeutete er Abschied von „Zuhause“, oder besser gesagt von ihren Familien, und - vorwärts an die unsichtbaren Fronten in der Taiga, im Ural, in die entlegensten Orte Sibiriens, Mittelasiens u. a. unzugängliche Regionen des riesigen Landes, wo es sehr an unbezahlbarer Sklavenkraft mangelte…

 

In der Familie der Neuwirts bezog sich der „hohe Befehl“ auf den 47-jährigen Familienvater. Der 17-jährige David meldete sich freiwillig – mir ist es verschleiert geblieben -, entweder, dass er ein Komsomolze gewesen war und dies für seine Pflicht empfing, oder weil er mit dem Vater mitwollte. Mit einem Wort, der Junge - 1,57 groß, dürftig stark an Körpermasse -, begab er sich mit seinem Vater, die Mutter und die beiden minderjährigen Geschwister zurückgelassen, an die Arbeits-…Front.

 

In Barabinsk wurden sie mit anderen mobilisierten Russlanddeutschen in einen Zug verfrachtet, der mit ähnlichen „Sklavenkandidaten“ (den Sinn dieses Begriffs sollte David später begreifen) aus anderen Bezirken des Gebiets Nowosibirsk und aus der Altai-Region vollgespickt worden war, und in den Iwdel-Lag des NKWD – d.h. des Volkskommissariats des Inneren, im Gebiet Swerdlowsk, worüber sie erst nach der Ankunft erfahren durften, weitergeleitet.

 

„Die Temperatur lag bei 43 Grad unter dem Gefrierpunkt, als wir – eine Kolonne von 3 Tausend Mann - in Wyschai, der 4. Abteilung des Iwdel-Lag in der Tundra, anlangten“, erinnert sich David Neuwirt. „Mit zwei Übernachtungen in Internierungslagern erreichten wir den Punkt, wo sich der schalkhafte, uneigennützige Wyschai der eigenwilligen, stolzen Soswa hergibt. So dass das Lager ebenfalls den Namen Soswa erhielt…“

 

…So begann für Hunderttausende Russlanddeutsche – Männer und Frauen, männliche und weibliche Halbwüchsige - ihr tragödienreicher Dienst an ihrer stiefmütterlichen Heimat als Arbeitsvieh – als so im Volksmund genannte Arbeitsarmisten, der die gesamte Kriegszeit und die ersten Nachkriegsjahre andauerte und infolge der schonungslosen, menschenfeindlichen Ausbeutung durch die NKWD-Schergen unter schwersten Naturbedingungen, bei akutem Mangel an Ausrüstung und Werkzeugen Dutzendtausende russlanddeutsche Leben kostete.

 

*     *     *

Die Trudarmisten im Einsatz in der sibirischen Taiga. DW.

Die Neuwirts hatten Glück, des Schneiderwesens kundig – in vielen russlanddeutschen Familien gab es Vertreter dieses unentbehrlichen Berufs -, erhielten Vater und Sohn die Aufgabe, eine Schneiderei einzurichten, den nach dem strapazenreichen, langen Weg gab es bereits, ‚was zu flicken, umzuwenden bzw. aus hie und da gesammelten Stoffüberbleibseln etwas neu zu rekonstruieren bzw. herzustellen. So aus Bettlacken sollten zum Beispiel Schürze und Hauben für das Küchenpersonal – Bäcker, Köche, Brotschneider - sowie so manches Utensil für die Mitarbeiter des Lagerlazaretts genäht werden.

 

„Nähmaschinen gab es bei uns keine, so dass alles manuell angefertigt werden musste. Den Zwirn gewannen wir aus abgenutzten Autoreifen. Ab und zu hatte ich im Holzschlag zu tun, und das war schon eine Höllenarbeit. Nur selten gelang es uns anfänglich die Norm zu meistern, was zur Folge hatte, dass uns der Lager-Natschalnik auch entsprechend die Ration kürzte“, entsann sich David jener entbehrungsreichen Zeit. „Es war mir beschieden, ganz unterschiedliche Holzfällerberufe zu erlernen – den des Sägemeisters, des Treidlers, des Asthauers, des Schneeschauflers… Die älteren Landsleute – ich muss es offen gestehen – sonderten mich anfänglich immer wieder aus, beauftragten mich mit den „ehrenwürdigen“ Aufgaben des Schneeschauflers bzw. Asthauers. Im Frühling musste ich dabei sein, die gefällten Baumstämme aus dem Wald zum Fluss zu schleppen. Da beim Holzfällen, meine ohnehin schon schlechten Filzstiefel draufgegangen waren, war ich gezwungen, mir Schuhe aus Tuch-Stoff, den ich vorsorglich von "Zuhause" mitgebracht hatte, zu nähen, indem ich die Sohlen aus Autoreifen anfertigte, was zur Folge hatte, dass ich mit beinahe nackten Füßen im tiefen und nassen Schnee, arbeiten musste und an Magen- und Darmschleimhaut-Entzündung erkrankte“, so mein Gesprächspartner.

 

Und wieder hatte David Neuwirt Glück: Der Arzt Peter Mai (dem der Verfasser dieser Zeilen ebenfalls auf seinen journalistischen Wegen begegnet war), der sein Landsmann aus Mariental gewesen war, nahm ihn im Lagerlazarett auf. Dies war zu jener Zeit eine sehr tückische Krankheit – jeden Tage starben um ein Dutzend Arbeitsarmisten. Der junge Organismus bewältigte aber diese Schicksalsaufforderung. Peter Mai bestand darauf, dass der Kranke nur für Aushilfetätigkeiten genutzt werden durfte. Man beauftragte David Neuwirt – da inzwischen der Sommer sein Regiment angetreten hatte - mit dem Sammeln von Beeren und Kräutern für die Küche, was für die skorbutleidenden Abkunftsbrüder eine Rettung gewesen war.

 

Es kam die Zeit, dass man ihn wieder zum Holzhauen in den Urwald schickte. Ab und zu, wenn die Schneiderei mit dringenden Aufträgen überhäuft war, bestellte man ihn trotzdem, den Änderungsschneider zu meistern. In Pausen bei entsprechender Stimmung, die ihm die jungfräuliche, in allen Farben schillernde, herbstliche Natur, die unaufhaltsame, ungezähmte Soswa verliehen, versuchte sich David Neuwirt im Dichten. Papier war eine Rarität, es konnte nicht einmal fürs Briefeschreiben ausfindig gemacht werden, so dass er seine Verse auf der Birkenrinde mit einem zugespitzten hölzernen Stift aufzeichnete. Er riskierte es nicht, seine „Rinde-Verse“ für längere Zeit aufzubewahren. Denn sämtliche Dichterei sowie Erinnerungsschreiberei war im Lager strengstens untersagt. Für die Verletzung dieser Anordnung wurden Strafen bis zu 10 Jahren Haft verabreicht.

 

*     *     *

David Neuwirt, Ende der 40-er Jahre in seiner lebensrettenden Fufaika - der gesteppten Jacke.

Die persönlichen Fähigkeiten, darunter die Kenntnisse des Prozesses der Holzbeschaffung, waren bald fördernd dafür, dass David Neuwirt von Holzbörse-Leiter Koch zum Holzmarkierer und bald darauf zum Gehilfen des Holzfäller-Meisters Diel ernannt wurde. Dann folgten Einsatz als Leiter der Holzbörse, Berufung zum Verantwortlichen der Brigade, die für die Zustellung der Baumstämme zum Flößen die Soswa hinunter zuständig war. Wegen aufreibender Arbeit und unzureichender, vitaminarmer Ernährung erkrankte er an der eitrigen Hautentzündung, was aber für die Aufsichtsmediziner keinen ausreichenden Grund darstellte, ihn von der Arbeit freizustellen. Nur mit Mühe und Not, mit Unterstützung von erfahrenen Arbeitskollegen gelang es ihm, die Krankheit loszuwerden.

 

Im Januar 1944 wurde David Neuwirt zum Holzfäller-Meister in einer 40 Mann starken Arbeitsarmistenbrigade ernannt, die Eisenbahnschwellen, hochwertiges Holz für den Flugzeug-, Brücken- und Schiffsbau produzierte. Die Rote Armee drang immer weiter vorwärts, man wartete auf ein baldiges Ende des Krieges. Die Bedingungen der hinter Stacheldraht eingesperrten Russlanddeutschen, und seit Mitte 1942 war auch der weibliche Teil dieses in Verdacht geratenen Volkes, ausgeschlossen Frauen, die Kinder bis 3 Jahre besaßen, dabei. Die Opfer dieser unmenschlichen Ausbeutung wurden allein im Iwdel-Lag-NKWD in Dutzenden Tausenden gezählt. Die Verhungerten, von den NKWD-Aufsehern bis zu Tode Gemarterten so genannten Arbeitsarmisten wurden alsbald durch neue Sklavenkraft ersetzt, durch Menschen, die fast allesamt einen deutschen Dialekt sprachen…

 

Dass dies nicht so ganz richtig gewesen ist, haben wohl auch die Lager-Schergen verstanden. Eben deswegen organisierten sie ganz regelmäßig Schauprozesse über die angeblichen „Feinde des Sowjetvolkes“ und Agenten bzw. „Spione des faschistischen Deutschlands“. Anfang 1945 kam auch David Neuwirt an die Reihe. Man verhaftete ihn in der Nacht auf den 11. Januar.

 

„Aufstehen! Anziehen“, schrie der Sergeant, der mit zwei Wachsoldaten am Bett von David Neuwirt wie aus dem Boden gestampft, erschien.

 

„Was ist los?“, fuhr der Junge erschrocken hoch.

 

„Du musst es besser wissen. Du, faschistisches Gesindel!“, entgegnete der Leutnant kaltschnäuzig.

 

Ohne irgendwelche Erklärung also wurde er in dem kalten Karzer – zwei Mal drei Meter, der mit einer bretternen Klapp-Pritsche, die für die helle Tageszeit verschlossen blieb, einer „Parascha“, d.h. einem Abort-Kübel, und einem angeschraubten hölzernen Trinkwasser-Gefäß mit einem angeketteten Becher ausgestattet war, einquartiert. Von warmen Sachen hatte er nur seine gesteppte „Fufaika“-Jacke mit.

 

14 Tage, nein, Nächte lang - denn die Untersuchungsführer „veranstalteten“ ihre Verhöre nur zur Nachtzeit - wurde David Neuwirt über alle möglichen und unmöglichen „von ihm begangenen Verbrechen gegen das Sowjetvolk“, „den Genossen Stalin“, wegen „Sabotage und Anstachelung“ von Schicksalskollegen „zu antisowjetischen Handlungen“ ausgefragt. Die Verhöre dauerten nicht selten bis zum Morgengrauen, so dass ihm nur noch eine-zwei Stunden Schlaf verblieben, wonach seine Pritsche wieder hochgeschlagen und verschlossen wurde. Man quälte ihn durch Hunger; eine ganze Woche erhielt er kein Brot, nur eine dünne, leere „Pochljobka“ - Suppenbrühe… Er beharrte jedoch hartnäckig auf seiner Unschuld.

 

David Neuwirt weiß es auch selber nicht genau, warum man ihn damals endlich doch noch laufen ließ. War es mit der Unerfahrenheit des jungen Untersuchungsrichters, mit dessen Mitleid mit dem etwa gleichaltrigen russlanddeutschen Jungen, der eifrig – oft sehr humorvoll - nach richtigen russischen Worten rang, um seine Unschuld, seine Redlichkeit als eines aufrichtigen sowjetischen Komsomolzen - er weiß es …einfach …nicht. Denn das übliche Ergebnis von solchen Verhaftungen bzw. Verhören war, dass man die Betroffenen nie mehr im Leben gesehen hatte…

 

„Geh, also, Neuwirt… Ich lass dich frei. Aber schreib dir hinters Ohr: Halte deinen Mund verschlossen, bevor du deinen Kopf nicht eingeschaltet hast…“, sprach der NKWD-Leutnant in einem nächstfolgenden Morgengrauen.

David sah den Offizier fragenden Blickes an. Denn „gewöhnlich bestellte der Untersuchungsführer durch einen Ruf den Wachsoldaten, der mich zurück in die Karzer-Zelle brachte“, schoss es dem Jungen durch die trüben Sinne…

 

„Ja, ja, du darfst gehen. Den Weg findest du doch?!“

 

„Ja, gewiss, gewiss, Towaristsch Leutnant, murmelte David vor sich hin, indem es ihm nicht aufleuchtete, dass der NKWD-Mann keineswegs ihm ein Genosse sein konnte, und verließ die schrecklichen, vergitterten Gemächer…

 

*     *     *

Mai 1945 – der Siegestag(!), allgemein ersehnt, zukunftsverheißend - voller unbändiger Freude und Hoffnung -, endlich „nach Hause“, zu den Familien zu kommen. …Für die Überlebenden.

 

Nein, an das „Heimkehren“ war es verfrüht zu denken. Die verbliebenen Arbeitsarmisten der 1. Kolonne, in der auch David Neuwirt organisiert war, wurden auf andere „NKWD-Bauunternehmen“ verteilt. Unser Protagonist wurde zusammen mit seinem Vater – was ihm gelungen war, durchzusetzen - nun mit einem beträchtlichen, am Leben gebliebenen Teil seiner Unglückskameraden als 1. Kolonne in das Revier 53 mit dem Namen „Perwaja sewernaja“ verlegt, die sich von Wyschai in einer Entfernung von etwa 100 Kilometern befand. Hier kamen zu den zwangsmobilisierten Russlanddeutschen auch Sträflinge hinzu, darunter auch Subjekte mit reichlicher Hafterfahrung. Das waren Menschen – beinahe ausnahmslos – ohne Skrupel und Moral. Sie sollte nun David in der Holzfällerkunst anweisen.

 

„Da habe ich die Hölle im wahrsten Sinne des Wortes erleben müssen“, erinnert sich David Neuwirt. „Für viele dieser Menschen war das Lager ihr ‚trautes Heim‘. Das kann ich nie vergessen…“

 

Nämlich hier ist David Neuwirt des Russischen wahrhaftig mächtig geworden, wenngleich er auch heute noch diese Sprache mit einem auffallenden Akzent spricht.

 

„Ich habe mich nur mit einer ausgeklügelten Diplomatie, der mich ein älterer Lager-Insasse, ein Schwabe Namens Bernhard Johann Rothfuß (im Umgang hier Boris Iwanowitsch) aus Transkaukasien, belehrte. Er war von der benachbarten Kolonne und arbeitete ebenfalls im Wald. ‘Du, Springer, ich spür‘s mit dem Hintern, dass du ein arbeitsamer und begabter Buaba bischt‘, sagte er zu mir einmal bei einer passenden Gelegenheit in seiner ‚broit‘-gespreizten Muttersprache. Dies erweckte mein Vertrauen. ‘Awer des Leaba do muass geleahrt werre.‘ Ich wurde aufmerksam. Wir fragten einander über unsere Wurzeln aus. Er kam aus Helenendorf – ‘für Sabbotage mit unberechenbaren Folgen für die Wehrfähigkeit der Sowjetunion‘ verurteilt… ‚Du muasst die Lager-Hierarchie beachten und zu dem ‚Pachan‘ – dem Chef der Häftlinge, ‘n Draht finne. Un den fir dich den Plan erfille losse, wenn m’r sich so ausdriacke darf. Woast, was ich meine?‘ ‘Net‘, sagte ich. ‘Wie der des macht, is net deine Sach. Hauptsach, du mischt dich in seinen Kompetenzbereich net ein, klar? Loss den ruhig den ‚Chosjain‘ (aus dem russ: Chef) spielen‘, so Gottlieb Rothfuß.

 

Dies war ein teurer und ein rechtzeitiger Rat, davon konnte sich David Neuwirt schon bald selbst überzeugen. Er bemühte sich diesen – wie schwer es ihm nicht selten fiel -, ganz ordentlich zu befolgen. Ja, es dauerte schon seine Zeit, bis der „Pachan“ an den Anstrengungen des „Brigadenführers“ – wie der Chefhäftling unseren Protagonisten, wohl auf seine Abstammung schadenfroh hindeutend, ausdrücklich nannte – Interesse bezeugte. Und da musste auch Boris Iwanowitsch zusätzlich miteingreifen. Mit einem Wort: Das Lagerleben kam für David schon bald zu einem ruhigeren Rhythmus und auch die Ration, die stets von der Erfüllung der Pflichtnorm abhängig war, blieb beständig auf einem verhältnismäßig auszuhaltenden Niveau.

 

 …Anfang 1947 begann endlich die Entlassung aus dem Lager. David Neuwirt, inzwischen ein erstklassiger Spezialist, wie auch sein Vater, standen auf der Liste aber nicht.

 

„In den 5 Jahren Trudarmee-Fron waren ich und der Vater - ausgenommen Oktober 1944 bis April 1946 (18 Monate lang) – stets zusammen, und zwar in der 1. Kolonne, der 4. Abteilung des NKWD-IWDEL-LAG Wyschai. In den erwähnten 18 Monaten arbeitete mein Vater in der 5. Kolonne in Burmantovo-4, einer Abteilung von Wyschai – 24 km entfernt, als Schneider und Wegewart. Im April 1946 hat man den Vater zurück nach Wyschai geholt, wo er mit dem Landsmann Georg Knaub für die Lagerverwalter und andere hochrangige Offiziere des Inneren - als Schneider tätig war“, erinnerte sich David Neuwirt. „Nun stand uns bevor, entsprechend der Verordnung der Gewalt-Inhaber Ural zu verlassen und den Weg nach Ostsibirien einzuschlagen… Am 24. Januar trafen wir im Rayon Tisul im Gebiet Kemerowo ein, wo wir in Baracken verteilt wurden. Ich und der Vater kamen sodann nach Novyj Berikul, wo man uns Unterkunft gab. Novyj Berikul liegt 6 km von der Zentralsiedlung Berikul entfernt. Die Trudarmisten wurden in Arbeitsbrigaden je nach Einsatzbereich eingeteilt. Der Vater fragte mich: Wo ich arbeiten möchte. Ich antwortete, dass es mir lieber unter Tage passen würde. ‚Aus dir gäbe es einen guten Schneider‘, entgegnete er. Dem erwiderte ich: ‚Ich möchte mich mal gerne mit Brot satt essen. Unter Tage bekomme ich allerdings eine Ration von 1000 Gramm Brot täglich‘. Und so sind wir uns einig geworden: Der Vater ging als Schneider arbeiten – ich zu den Goldgräbern unter die Erde…“

 

Nach Verlauf von 6 Monaten nutzte David Neuwirt aber die Gelegenheit, an der Oberfläche arbeiten zu dürfen und ist auf diese Weise dem Risiko entgangen, an Silikose zu erkranken. Viele seine einstigen Kameraden starben – wie er es heute weiß - bereits im jungen Alter an dieser tückischen Krankheit. Nach einigen Monaten, da die Aufsichtsbedingungen über die russlanddeutschen Arbeitsarmisten ein wenig gelockert worden waren, siedelte er zu einer russischen Familie nach Gorochowka, Rayon Tisul, um. Im Zuge der Verordnung des Innenministeriums über die Zusammenführung von Arbeitsarmisten-Familien kamen die Mutter und die Schwester, Erna, - nach Novyj Berikul, wo der Vater eine Herberge zugewiesen bekam. Davids Bruder, 21 Jahre jung, wurde in Leninsk-Kusnetzk inhaftiert…

 

Der Wissensdurst, das stete Verlangen nach Weiterentwicklung bzw. -bildung war sein Ansporn, bereits 1948 das Fernstudium in der Moskauer Hochschule für Fremdsprachen (Deutsch) und im nächsten Jahr auch in der Hochschule für Kultur (Musiktheorie) dortselbst aufzunehmen. Dies waren zu jener Zeit bestimmte Leistungen, die David verhalfen, auch seine Kariere günstiger, interessensgeladener zu gestalten: Er wurde als Vakuumwart in einer Erzbearbeitungsanlage angestellt (bis 10.05.1954 dortselbt tätig), und nach Abschluss der Ausbildung im Kultur-Institut nebenberuflich als Musiklehrer in einer Internatschule in Berikul.

Amalia und David Neuwirt...

 

Weitere Ereignisse aus jener Zeit, an die sich David Neuwirt frisch erinnert, war die Amnestie und Freilassung seines Bruders Richard am 15. Juni 1951 aus der Haft, und selbstverständlich – berichtete er mir feierlich – „die standesamtliche Eheschließung mit Amalia des Christian Heberlein - geboren am 13. Oktober 1926 in Neuwalter der Autonomen Deutschen Wolga-Republik, die am Donnerstag, den 22. Januar 1953 in der Siedlung Osinniki im Gebiet Kemerowo stattgefunden hatte.“

Amalia Neuwirt umging das herbe Schicksal ihrer Abkunftsschlages nicht. Ihr Vater war als „Feindeselement“ nach Sibirien zwangsausgesiedelt und im Verbannungsort Sopka in der Region Krasnojarsk am 29. August 1933 verstorben. 10 Tage später, am 09.09.1933) erlag auch die Mutter, Helene Heberlein (geborene Kechter), dem Druck des Elends und des Schmachs… Sie selbst sollte ebenfalls den Kelch des Leidens bis zur bitteren Neige leeren…

 

Die Wissensbegierde veranlasste David Neuwirt, in der Moskauer Kulturhochschule die Klasse Akkordeon abzuschließen. Dann trat auch schon der Nachwuchs auf die Agenda: 1953 – der Sohn Valeri, 1957 – die Tochter Frieda. Dazwischen – Umzug in die Gebietshauptstadt Kemerowo, Bau eines Eigenheims … und die langersehnte Aufhebung am 22. Juni 1955 der Aufsicht durch die Sonderkommandantur des Innenministeriums.

 

Rückkehr in die Heimat an der Wolga – verboten. Aussiedlung auf ewige Zeiten, - bereits im Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets von 1948 festgelegt. Die Karieremöglichkeiten von David Neuwirt wollen sich auch nicht besonders zurechtbiegen lassen, nur zurück – unter Tage: der Grund bzw. Hemmschuh blieb wie immer wieder seine Nationalität. Es gelingt ihm, eine Anstellung als Nähmaschienen-Mechaniker in einem Nähatelier des Trusts „Kemerowougol“ zu ergattern. All seine Hochschul-Abschlüsse mussten also an den Nagel gehängt werden, in der Freizeit widmete er sich aber sehr intensiv der Fotografie. Und sie da: In einem Wettbewerb um die Stelle eines Fotographs im Gebietsheimatmuseum war er als Sieger hervorgeganen und man stellte ihn hauptberuflich dortselbst ein.

 

Amalia (4. v.r.) David Neuwirt (3. v.l.); in der 1. Reihe D. Wagner und A.Hasselbach, in der 2. Reihe R. Jacquemien und Karl Welz.

1964 bekommt die stumme Auflehnung der Russlanddeutschen gegen die „Fehler der Partei und Regierung“ in der Nationalitätenpolitik einen neuen Aufschwung. Delegationen von Unzufriedenen organisieren sich nach der teilweisen Rehabilitierung der Russlanddeutschen im August 1964 (bekanntgegeben im Januar 1965), um den Kreml über die Ungerechtigkeiten gegenüber den Sowjet- (lies: Russland-) deutschen „aufzuklären“ und die Wiederherstellung der deutschen Wolgarepublik wiederzuerlangen. – Ergebnislos. Die früheren Ansiedlungsgebiete der Deutschen an der Wolga seien besiedelt und auch die Neulandregion würde ohne die Russlanddeutschen nicht auskommen können.

 

Wörtlich formulierte dies der Vorsitzende des Obersten Sowjets der UdSSR, Anastas Mikojan, wie folgt:

„Sie stellen die Frage nach der Wiederherstellung einer Republik. Wir verstehen sehr wohl, daß dies die beste Lösung der Frage wäre. Aber das ist nicht möglich, weil man dann eine halbe Million Menschen umsiedeln müßte. Es läßt sich nicht alles korrigieren, was im Lauf der Geschichte geschehen ist. Niemand verwechselt Sie mit den Westdeutschen. Sie sind Sowjetbürger und haben ein Recht auf Zeitungen, Schulen. In der gegenwärtigen Situation können wir die Republik nicht wiederherstellen, weil das mit ungeheuren wirtschaftlichen Einbußen verbunden ist, aber hinsichtlich der kulturellen Bedürfnisse kommen wir Ihnen entgegen…“

 

Die Tätigkeit der beiden Gesandtschaften hatte jedoch zur Folge, dass - ungeachtet dessen, dass einige von Aktivisten von den Sicherheitsorganen schikaniert oder auch der Ämter enthoben wurden – was an und für sich für diese eine gewohnte Vorgehensweise gewesen war, - etliche Brosamen vom Tisch der Sowjet-Herrschaft fielen. Es wurden Beschlüsse gefasst über die Intensivierung der kulturellen Arbeit unter den Russlanddeutschen – über die Gründung einer Zeitung, einer Verlagsredaktion und eines Estradenensembles – und zwar in Kasachstan, wo die Russlanddeutschen in großen Massen konzentriert waren.

 

1965 absolvierte David Neuwirt im Abendunterricht einen 2-jährigen Lehrgang für Journalistik, indem er sich bereits während des Studiums als ehrenamtlicher Fotokorrespondent der Gebietszeitungen und der deutschen Ausgaben „Neues Leben“ und „Rote Fahne“ betätigte.

 

Am 1. Februar 1966 beginnt ein neues Kapitel im gesamten Leben von David Neuwirt: Er wurde gemäß eines Arbeitsvertrags als Bildreporter in die neu gegründete Redaktion „Freundschaft“ berufen, die erste deutsche Nachkriegstageszeitung für Russlanddeutsche in der einstigen Sowjetunion, die in der Neulandmetropole Zelinograd von der kasachischen politischen Republikzeitung “Sozialistik Kasachstan“ unter strenger Obhut des Gebietsparteikomitees herausgegeben wurde. Bereits im Juni desselben Jahres wurde er in den Journalistenverband der UdSSR aufgenommen.

David Neuwirt als Bildreporter (links stehend, rechts stehend Karl Welz) auf Dienstreise: Ein Aksakal erinnert sich...

In der Redaktion kam David Neuwirt, wie er sich erinnert, mit sehr interessanten Menschen zusammen: das waren Journalisten und Literaten; auf zahlreichen Dienstreisen lernte er dutzende Charaktere aus der Mitte der russlanddeutschen Leserschaft und Menschen anderer Nationalitäten, darunter vor allem der „Bahnbrecher des neuen Lebens“, „Stoßbrigadler“, „Aktivisten der sozialistischen Arbeit“ kennen… Sehr deutlich entsinnt sich er der Kollegen von der Journalistenzunft, dem Literaturbetrieb, der Aktivisten der ersten Stunde sozusagen, die bei der Geburt der neuen Zeitung die Hebamme gespielt haben: Alexej Schmeljow (Debolski), Leonid Kudrjawzew, Heinrich, Heinz, Dominik Hollmann, Ernst Kontschak, David Wagner, Kornelius Neufeld, Jakob Friesen, Eugen Hildebrand, Karl Welz, Alexander Hasselbach, Leo Marx, Reinhold Keil, Heinrich Klassen, Alexander Korbmacher, Johann Schloss, Gustav Ölscheidt, Ida Bender, Woldemar Borger, Eduard Эзау, Hugo Wormsbecher, Leo Weidmann, Adam Wotschel, Robert Pretzer, Luisa Herrmann, Artur Hörmann, Johann Sartisson, Adam Merz u.a. u.a.

David Neuwirt bei Dominik Hollmann in Kamyschin, 1979.

David Neuwirt widmet sich der ehrenwerten Aufgabe, eine Bilderchronik des russlanddeutschen Schrifttums herzustellen. Er nutzt jedwede Möglichkeiten, die deutschen kulturellen Veranstaltungen in der Zeitung „Freundschaft“ zu beleuchten, Reportagen über das Leben und Weben von russlanddeutschen Kultur- und Literaturschaffenden aufzuzeichnen und mit reichem Fotomaterial zu illustrieren. Nicht selten ist er bei der Zeitung „Rote Fahne“ im Altai zu Besuch, interviewt die prominenten Prosaiker und Dichter: Woldemar Herdt, Edmund Günther, Woldemar Spaar, Andreas Kramer u.a. Öfters unternahm David Neuwirt Dienstreisen zu pensionierten Literaten nach deren Wohngebiten. So besuchte er zum Beispiel den Altmeister der russlanddeutschen Literatur Dominik Hollmann in Kamyschin, Andreas Sachs in Tiraspol, Moldawien, Woldemar Herdt in Sawjalowo, Region Altai.

 

Die Aktivitäten von David Neuwirt imponierten in jener zensurüberwachten Zeit nicht allen bzw. nicht jedem. Man wurde auf ihn bei den für die Landes-Sicherheit zuständigen Gewaltstrukturen aufmerksam. Er wurde als Nationalist gebrandmarkt. Es folgten Beschattungen, Hausdurchsuchungen, „Umerziehungsgespräche“… Nach den Auflehnungen der angestachelten einheimischen Jugendlichen gegen die deutsche Selbstverwaltung in Kasachstan, die in Zelinograd (heute: Astana) bzw. anderen Orten stattfanden, wonach die Russlanddeutschen noch mehr bespitzelt und verfolgt wurden, gab er im Zusammenhang auch aus Gesundheitsgründen seine Arbeit in der „Freundschaft“ auf und suchte sich einen mehr ruhigeren Platz im Gebietsstandesamt in der Neulandmetropole als Fotograf. In der Redaktion wirkte er trotzdem ehrenamtlich mit.

David Neuwirt - von links -, Leis, Mangold, Ulmer, Ehrlich, Brettmann, Heinz, Henke, Hasselbach, Jost, Belger - russlanddeutsche Literaturschaffende aus Kasachstan, 1980.

Schon zu jener Zeit reifte David Neuwirts Entschluss heran, dem Sowjetstaat den Rücken zu kehren und nach Deutschland auszuwandern, da nicht nur seine deutschzüngige Zeitung „Freundschaft“, sondern auch die gesamte vielsprachige Presse des Landes das „deutsche Problem“ in Kasachstan bzw. in der Sowjetunion hartnäckig verschwieg.

 

Am 4. Februar 1980 verstarb in Zelinograd David Neuwirts Mutter; der Vater war bereits am 4. Dezember 1973 in Kemerowo, Sibirien, verschieden. Auch seine Gesundheit begann zu hapern. Am 12. Januar 1984 wurde er mit der Auszeichnung „Veteran der Arbeit“ gewürdigt und im Juli desselben Jahres in den verdienten Ruhestand verabschiedet.

 

Generationen von Russlanddeutschen kämpften fur die Wiederherstellung ihrer Rechte und die Zusammenführung ihrer Familien, die infolge des Krieges getrennt wurden, wobei sie stets von den Staatssicherheitskräften verfolgt und schikaniert, einige sogar des Landes verwiesen wurden. Noch ein Vierteljahrhundert sollte vergehen, bis es den Russlanddeutschen gestattet wurde, in das Land ihrer Urväter zurückzukehren. Die ihnen auf hinterlistige Weise gestohlene Selbstverwaltung wurde jedoch auch in der Zeit der so genannten Glasnostj und Perestroika und nicht einmal nach dem Übergang zur Marktwirtschaft, in der man die Sowjetmacht als totalitäres System aburteilte, nicht wiederhergestellt.

David und Amalia Neuwirt mit Tochter Frieda.

Ein Volk, das maßgeblich zur politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Russlands beigetragen hatte, stand noch immer heimatlos da. Die gelockerten Ausreisebedingungen stellten sie vor die Alternative: Im Lande zu verbleiben, wo sie der vollständigen Assimilierung preisgegeben werden sollten, oder in die Urheimat zu ziehen, wo sie selbst längst eine separate Gruppe waren, ihren Kindern jedoch die Perspektive gegeben werden sollte, Deutsche zu bleiben. …Die Mehrheit wählte die zweite Variante. Zu denen gesellte sich auch die Familie von David Neuwirt…

 

Am 28. Juli 1990 verließ auch David Neuwirt die UdSSR - der Traum ihn, wie er sich ausdrückte, „ab 1988 in Fesseln hielt und nicht mehr losließ“.

 

Am 30. Juli 1990 traf er mit der Frau Amalie in Münden, in der Bundesrepublik, ein, dann ging es nach Osnabrück-Bramsche, wo er sich zwecks „Durchgangs des Legitimierungsvorganges“ registrieren ließ. Nach Erhalt des Registrierscheines am 9. August 1990 in Unna-Massen, Landesstelle Nordrheinwestfalen wurde seine Familie nach Bonn zum beständigen Wohnsitz weitergeleitet. Den 11. Januar 1993 kamen auch der Sohn, Valeri, mit seiner Familie und den 1. März 1993 seine Tochter, Frieda, ebenfalls mit ihrer Familie in Deutschland an.

 

„Die Integration der Kinder verlief reibungslos: Frieda qualifizierte sich als Gynäkologin, Valeri erlernte den Kaufmann-Beruf“, erinnert sich David Neuwirt nicht ohne Stolz. „Ich hatte freilich mit der Bekämpfung einiger meiner Krankheiten zu tun. Auch das Sehvermögen wurde ein wenig beeinträchtigt. Aber das waren nun kleine Unannehmlichkeit im Vergleich was uns im September 2003 traf: im Alter von 49 Jahren verstarb unser Sohn, Valeri…“

David Neuwirt, Robert Weber, Wendelin Mangold, Eduard Schmidt, Konstantin Ehrlich, Reinhold Leis - von rechts nach links. Moskau, 1980.

Es musste aber weiter gelebt werden. David Neuwirt sammelte mit seinen Angehörigen all ihre Kräfte und packten an: Ein jeder auf seinem Platz, ein jeder an seinen Aufgaben…

 

„Am 29. August 2004 bezog die Tochter, Frieda, mit der Familie ihr Eigenheim in Bonn/Beuel/Süd. Ein sehr merkwürdiger Fall, der in der Biographie unseres Stammes zum nachhaltigen Ereignis werden soll. Das Leben nahm in Zufriedenheit seinen normalen Gang an“, entsinnt sich David Neuwirt jener Jahre…

 

„Sie haben es verdient“, sagte ich zu ihm bei einem unserer Telefongespräche.

„Wohl auch wirklich“, antwortete er nach einer kurzen Überlegungspause, indem ihm wahrscheinlich das gesamte durch die Bolschewiken versaute Leben durch den Kopf schoss…

Diamanten-Hochzeit von Amalia und David Neuwirt. Bonn. 2013.

Ich fragte ihn danach, ob ich mich nicht geirrt haben würde. Er holte tief Luft und atmete aus:

 

„Ja, Du hast Recht, Konstantin.

Diese einmaligen Erlebnisse werden mich schon nicht mehr loslassen. So hat sich nämlich das Schicksal von Unsereinem gestaltet".

 

Und dann nach einer Pause fügte er hinzu:

 

"Aber ich bin optimistisch und versuche, mich an den positiven Weichen meiner Biographie zu halten… Seit bereits 15 Jahren finde ich meinen Spaß bei der Erschließung von Windows-Geheimnissen und der Zähmung des Digital-Fotografie-Wesens. Regelmäßig treibe ich Fahrradsport. Eine Leidenschaft bleibt für mich auch die Musik.

Ja, und vor kurzem habe ich meine Erinnerungen aus der Kriegs- bzw. Arbeitsarmisten-Zeit abgeschlossen. Damit habe ich eine lebenswichtige Hürde bewältigt, was ich meinen Nachkommen schuldig gewesen bin... Na und natürlich – und vor allem! – meine Kinder und Enkelkinder, die wir mit meiner lieben Frau Amalia – mit der wir erst vor kurzem (im Januar 2013, mit reger Teilnahme von Hausbewohnern, des Bürgermeisters von Bonn und des Pastors der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde, Christian Verwold) unsere Diamantenhochzeit gefeiert haben -, das Glück gehabt haben, zu bekommen und großzuziehen bzw. großzuziehen halfen…“, so David Neuwirt.

 

Dann sagte er philosophisch nachdenklich und gedehnt:

 

„Der Herr hat uns bis daher geführt, wie Pastor Christoph Nikolai zu sagen pflegt…“

                                            

Ich pflichte dem Protagonisten meines Essays, unserem ehrwürdigen Jubilar, David Neuwirt, entschlossen bei. Und wünsche ihm bei der heutigen Gelegenheit viel Glück im Kreise seiner Lieben und Nächsten, seelische Behaglichkeit sowie Wohlergehen und weiteres schöpferisches Gelingen!

 

Fotos von David Neuwirt sowie seinen Familienmitgliedern

und aus dem Archiv der "Russlanddeutschen Allgemeinen Zeitung".

_______________________________________________________________________________________________

Sprachliches Feuerwerk von Wendelin Mangold

Zum neunen Buch des russlanddeutschen Literaten

„Die Wahrheit hinter der Lüge“: Lyrik‐Prosa‐Dramatik,

Geest‐Verlag 2014, 230 S., ISBN 978‐3‐86685‐458‐1

 

Wendelin Mangold wurde 1940 im Gebiet Odessa geboren, seit 1990 lebt er in der Bundesrepublik Deutschland. Seine ersten Schreibversuche unternahm er Ende der fünfziger Jahre, noch als Germanistik-Student. Von 1967 bis zu seiner Ausreise lehrte er deutsche Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Koktschetaw als Lehrstuhlinhaber der philologischen Abteilung.

 

Er schreibt Gedichte, Artikel, Rezensionen. Seit den frühen 70er Jahren veröffentlichte er seine Werke in der periodischen deutschsprachigen Presse und in Sammelbänden der russlanddeutschen Literaten. 1988 wurde er  Mitglied des Schriftstellerverbandes der UdSSR. Nach seiner Übersiedlung nach Deutschland im Jahr 1990 arbeitete er 17 Jahre bei der Seelsorge der Deutschen Bischofskonferenz  für Vertriebene und Aussiedler. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Literaturkreises der Deutschen aus Russland e.V., wo er im Redaktionsteam bei der Herausgabe des Almanachs „Literaturblätter deutscher Autoren aus Russland“ und „Literaturkalender“ tätig war. Seine Gedichtbände „Deutschland, hin und zurück“, Reisegedichtzyklen (2001),  „Zu sich wandern: Gedichte eines Russlanddeutschen“ (2005), „Sprung ins kalte Wasser“, Integration, Gedichte und Texte“ (2011) und auch seine Tragikomödie „Von Schicksal gezeichnet und ge(t)adelt“ (2012) verdeutlichen durch sprachliche und gedankliche Verdichtung, durch Auseinandersetzung mit Integrationsproblemen in der neuen Heimat die Gefühlslage der russlanddeutschen Aussiedler. 2013 wurde er mit dem Integrationspreis des Landes Hessen ausgezeichnet.

 

Sein Handwerk beherrscht Wendelin Mangold meisterhaft und ist bisher unübertroffen in seiner Experimentierbereitschaft unter den russlanddeutschen Dichtern. Man mag seine moderne Schreibweise mögen oder auch nicht, aber sein Talent ist unverkennbar und seine Gedichte sind ein Ausdruck der Gratwanderung zwischen zwei Welten.

 

Das neue, gerade erschienene Buch  „Die Wahrheit hinter der Lüge. Lyrik, Prosa, Dramatik“ hat ihm schon mal ein Lob des Verlagsleiters des Geest Verlags Alfred Büngen eingebracht, der in seiner Presseinfo schreibt : „Im vorliegenden Band bringt der Autor seine besondere Begabung des kurzen, engagierten, kreativen und originellen Schreibens in den verschiedensten literarischen Gattungen weit über die Aussiedlerproblematik hinaus zum Ausdruck, schafft ein inhaltliches und sprachliches Feuerwerk, das man nicht mehr aus der Hand legen mag. Literatur, die die Wahrheit hinter der Lüge entlarvt.“

 

Der Buchtitel ist mit einigen Zitaten erklärt wie etwa „Bekanntlich sind literarische Lügen in einem höheren Sinne Wahrheiten“. Er ist offensichtlich auch als Echo von Goethes  Gedanken über Dichtung und Wahrheit zu sehen. Das Thema ist seit Jahrhunderten in Literatur und Kunst aktuell und wird immer wieder diskutiert.

Statt eines Vorworts spricht der Autor mit uns, wie man sagt, „durch die Blume“ in einem  Märchen über das widerspenstige Gänseblümchen, das aus Neugier Tag und Nacht verwechselt und viele Entdeckungen macht und symbolisch für einen Dichterblick steht, der vieles anders sieht als die Allgemeinheit.

 

So wie ein Schauspieler auf der Bühne eine andere Person darstellt, aber auch einen Teil von sich selbst, so versucht Wendelin Mangold aktuelle Probleme der Gegenwart, die oft ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben, aus verschiedenen Blickwinkeln in seinen Texten zu schildern, schlüpft in verschiedene Rollen, um sie anschaulicher zu machen und den Leser zum Nachdenken zu bewegen.

 

Besonders sarkastisch und leidenschaftlich wirkt das Thema bei dem eher ruhigen und philosophisch eingestellten Autor im Prosatext „Alles Lügen“, den er ein Panegyrikus im Untertitel nennt. Hier zeigt er wie  man das tragische Schicksal der  Russlanddeutschen, von dem man in Deutschland wenig informiert ist und es auch oft skeptisch ungläubig wahrnimmt, und sieht, was man sehen will – eher es als Lüge der Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet –  und die Vorurteile bis zur Absurdität steigert. Es geschieht aber aus dem Munde eines Russlanddeutschen, der versucht seine traumatischen Erlebnisse optimistisch zu kommentieren, was eine sehr starke Wirkung hat und bei unseren Landsleuten wahrscheinlich einen bitteren Seufzer und Lächeln gleichzeitig hervorrufen wird.

 

Als Grenzgänger zwischen Mentalitäten der Aussiedler und der einheimischen Deutschen schreibt der Autor über die Heimat- und Ahnungslosigkeit der Ersten (Gedichtszyklus „Ahnungslosen“), erklärt dabei auch gleich bildhaft ihre Ursachen. Besonders gelungen ist es ihm im Drama „Im Kreise der Lieben“, wo er auf diese Weise die Wahrheiten hinter den vermeintlichen Lügen zum Ausdruck bringt. Selbst der Titel ist vielschichtig und verbirgt viel Stoff zum Nachdenken.  In diesem 30-seitigen Drama, das seinem Freund, dem russlanddeutschen Schriftsteller Viktor Heinz gewidmet und für eine Inszenierung gedacht ist, geht Mangold auf den Grund den gegenseitigen Vorurteilen von aus Deutschland Ausreisenden und Einreisenden. Es ist ein neuer Versuch, die Geschichte und Gegenwart szenisch zu reflektieren, mit einem positiven Ende: einer Hochzeit zwischen einem E6jm (Abkürzung für „Einheimischer Jugendlicher 6. Generation, männlich“)  und R6jw („Russlanddeutsche Jugendliche, weiblich“) aus satirischer Sicht, die auch einer Integrationswahrheit entspricht. Dieselbe Generationen-Bezeichnung hat der Autor schon in seiner Tragikomödie „Von Schicksal gezeichnet und ge(t)adelt“ gebraucht, wo er diese statt Namen für die beteiligten Personen verwendet. Thematisch könnte der neue Text auch als letzte Szene oder auch als Prolog der früher erschienenen Tragikomödie dienen, wo er das Ankommen der Aussiedler in der neuen Realität  schildert –  aus Tagesträumen über ein Schlaraffenland im wahren Leben.

 

Von 210 Seiten des Innenlebens des Buches sind zehn Seiten dem Inhaltsverzeichnis gewidmet, dass äußerst detailliert ist. Mangold erweist sich in diesem Buch als Könner in den verschiedenen literarischen Formen und folgt dem Grundsatz „In der Kürze liegt die Würze“. Er schreibt  vorwiegend kurze prägnante Gedichte und Haikus, die er „Haiküsse“ nennt,  die fast alle auch einen Titel haben, wo das Thema angedeutet wird, und es eine besondere Schlusswendung gibt. Beeindruckend sind auch seine Reiseimpressionen, aber auch kleine Beobachtungen und Gedanken bei täglichen Spaziergängen.

 

Es ist für mich immer interessant in Büchern von Dichterkollegen die Spuren ihrer „literarischen Küche“ zu entdecken, die Impulse zu verfolgen, die als Anstoß für bestimmte Texte gedient haben, und natürlich auch in welche Form ihre Gedanken „verpackt“ worden sind. Dieses Buch gleicht, meiner Meinung nach, besonders einer offenen Werkstatt, weil Mangold nicht nur sehr viele indirekte Hinweise, verborgene und bekannte Zitate oder Aussagen benutzt, sondern auch direkt in den Fußnoten seine Meinung zu gelesenen Büchern  und aktuellen Geschehnissen preis gibt. Auch vermittelt er in seinen Bemerkungen Informationen zu bestimmten Autoren, wichtigen Persönlichkeiten, Politikern, Sängern, die unsere Kenntnisse erweitern. So öffnet er uns seine  Gedankenwelt und  erfüllt gleichzeitig einen sich selbst auferlegten Aufklärungs- und Bildungsauftrag bzw. erleichtert dem Leser das Verstehen von bestimmten Zusammenhängen. Mehrere Gedichte sind Bolat Atabajew, einem Theaterregisseur und Menschenrechtskämpfer, der sich als Regisseur im Deutschen Theater in Kasachstan verdient gemacht hat und heute in Köln lebt, gewidmet. Zwischen ihm und dem Autor entstand im letzten Jahr ein reger kreativer Gedankenaustausch persönlich und per Mails. Ein Teil davon wird den Lesern anvertraut.

 

Das neue Buch von Wendelin Mangold ist ein lyrisches Tagebuch mit vielen kleinen Beobachtungen und ernsten Gedanken über die Vergangenheit und Zukunft, aber auch über den „Ist-Zustand“ der russlanddeutschen Aussiedler in der deutschen Gesellschaft, über ihre Bemühungen und Fehler bei ihren Versuchen, hier zu Lande heimisch zu werden. Nicht weniger beeindruckend ist seine Kurzprosa, die ihn als einen aufmerksamen Beobachter des Alltagslebens, aber auch des politischen Geschehens ausweist, wobei er auch die Ironie als stilistisches Mittel erfolgreich einsetzt.

 

Es bleibt Wendelin Mangold zu wünschen, ein breites Leserinteresse zu seinem neuen Buch weit über den Kreis der Russlanddeutschen zu erreichen. Er ist einer der originellsten russlanddeutschen Dichter mit eigener eigenartiger Stimme und großer Themenbreite, der mit seiner Schreibweise dem postmodernistischen Realismus sehr nahe steht.

 

                  Agnes Gossen-Giesbrecht,

Bonn.

_____________________________________________________________________________________________

Der Königsteiner Autor Wendelin Mangold legt seinen Band ‚Die Wahrheit hinter der Lüge‘ vor

Die Wahrheit hinter der Lüge

Lyrik-Prosa-Dramatik

Geest-Verlag 2014

ISBN 978-3-86685-458-1

ca. 230 S., 12,00 Euro

 

Wendelin Mangold, ist in der ehemaligen Sowjetunion geboren, wo er gelebt, gearbeitet, studiert und viele Jahre Deutschlehrer ausgebildet hat, bis er 1990 nach Deutschland übersiedelte und anschließend 17 Jahre bei der Seelsorge für Spätaussiedler als Sozialarbeiter tätig war. Somit ist er doppelt von der Aussiedlerproblematik betroffen: als Betroffener selber und durch die langjährige Betreuung seiner Landsleute.

 

Im vorliegenden Band bringt der Autor seine besondere Begabung des kurzen, engagierten, kreativen und originellen Schreibens in den verschiedensten literarischen Gattungen weit über die Aussiedlerproblematik hinaus zum Ausdruck, schafft ein inhaltliches und sprachliches Feuerwerk, das man nicht mehr aus der Hand legen mag. Literatur, die die Wahrheit hinter der Lüge entlarvt.

Mangold erweist sich in seinem Band auch als Könner in den verschiedenen literarischen Formen. Vielen ist er bereits durch seine Lyrik bekannt, hier insbesondere mit Kurzgedichten. Sie kommen seiner Neigung in allen literarischen Genres entgegen, kurz und prägnant zu schreiben, mit einer besonderen Schlusswendung, die dem jeweiligen Gedicht noch einmal eine Überraschung verleiht. Besonders beeindruckend sind dabei auch seine eigenen Reiseimpressionen.

 

 

RHEIN

An dessen Ufern

sich Städte und Dörfer,

Weinberge und Felsen ertränken,

hier und da laufen Kähne

auf Sandbänke.

 

Nicht weniger beeindruckend ist seine Kurzprosa, die ihn als aufmerksamen Beobachter des Alltagslebens, aber auch des politischen Geschehens ausweist. In kurzen Handlungssequenzen entlarvt er oberflächliches Geschehen, geht den Sachen auf den Grund, wobei er auch Ironie als künstlerisches Mittel einsetzt. Wie bei seinen Gedichten kommt dabei ein ‚russlanddeutscher Humor‘ zum Vorschein, der zwar entlarvt, sich auch selber ironisiert, ohne jedoch bösartig oder verletzend zu sein, zumal er niemals davor zurückscheut, sich und sein eigenes Handeln zu hinterfragen. In anderen Texten des Bandes prägt er in kurzen, ja beinahe bildlichen Sequenzen die Grundzüge seines Denkens und Fühlens aus.

 

Bekannt wurde Mangold in den letzten Jahren auch durch seine dramatischen Arbeiten, in denen er die Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen in Formen des modernen Theaters skizziert. Sein in diesem Band enthaltenes Stück ‚Im Kreise der Lieben‘ eignet sich hervorragend für kleinere Theater- oder Laiengruppen zum Nachspielen, ohne dass ein größerer technischer Aufwand notwendig ist. Das Lehrstück ist hier hervorragend weiterentwickelt und zeigt seine Berechtigung auch in Zeiten moderner Massenmedien.

 

Wendelin Mangolds Band sollte sein Publikum zu Recht weit über den Kreis der Russlanddeutschen hinaus erreichen, denn die Fragestellungen und das literarische Können sind eine Bereicherung für den Literaturmarkt insgesamt. Das macht Mangold zu einer Ausnahmeerscheinung, denn nur wenige Autoren mit russlanddeutscher Herkunft schaffen es tatsächlich, die eigene literarische Tradition zu kennen und weiterzuentwicklen, sich zudem der Gegenwart der bundesdeutschen Wirklichkeit zu stellen.

Alfred Büngen.

___________________________________________________________________________________

Размышления о сохранении национального наследия

К вопросу о некоторых особенностях культуры, искусства и музыкального образования в современной Германии

Роберт Денхоф

 

Начиная со средних веков, культура и образование в Германии, как и в других европейских странах, сосредоточивались вокруг церкви и всецело зависели от её поддержки. Именно церковь, будучи основным заказчиком и потребителем произведений художественного творчества, представляла собой и «лабораторию» всех видов нарождавшегося искусства, и кузницу кадров для него (прослойка элиты или государственной знати, обладавшая определённым капиталом для оплаты труда людей искусства, была совсем незначительной). Прекрасные университеты готовили в своё время специалистов, высоко конкурентоспособных во всех отраслях науки и культуры.

 

За многовековую историю Германия дала человечеству поистине необозримое число выдающихся личностей мирового масштаба. Во многом этому способствовала сформировавшаяся к XIX столетию и в целом функционирующая по сей день уникальная система социальной поддержки специалистов. Основатель этой системы, Отто фон Бисмарк (1815–1898), придавал большое значение государственному содействию в вопросе социокультурного развития нации, осуществляемого за счёт государственной казны и государственных пенсий, – в самых различных областях и на безвозмездных началах. Следует подчеркнуть, что искусству тогда отводилась далеко не только развлекательная и воспитательная роль. В стране, стремительно наращивающей в это время свою экономическую и политическую мощь, оно воспринималось как важная движущая сила, которая способна оказать значительное воздействие на решение самых насущных идеологических и образовательных задач. Вследствие такого подхода профессия учителя, как и музыканта, высоко котировалась и так же высоко оплачивалась (предмет пения, например, стоял в ряду приоритетных дисциплин – наравне с физикой или математикой).

 

Известно, что практически все церкви и производственные предприятия располагали собственными музыкальными – хоровыми и оркестровыми – кружками весьма приличного качественного уровня, которые выполняли, кроме узко специальных задач (участие в богослужении или организация досуга сотрудников), функцию по воспитанию общества в целом. Так, практически во всех городах и небольших селениях исполнялись сочинения (преимущественно мессы и кантаты) композиторов, начиная со времени Барокко и до самой новой музыки. По количеству оркестров и хоровых коллективов на душу населения Германия XVIII – первой половины XX столетия занимала, пожалуй, одну из ведущих позиций в мире. Роль церкви в формировании такой ситуации не должна быть недооценена. Отлучение от церкви – колыбели духовного и нравственного воспитания – являлось тогда едва ли не самым суровым наказанием для человека.

 

Не случайно в своё время церковь называли «центром культуры и умственных идеалов современности». Эта кузница дала миру выдающихся композиторов и музыкантов, поэтов и писателей, чьими трудами и талантом был достигнут великий рассвет немецкой нации. И.С. Бах и его дети, Р. Шуман, В. А.Моцарт, Л. В. Бетховен Ф. Гёте, Э. Кант – список можно продолжать и продолжать, но, конечно, нет смысла перечислять знаменитые и широко известные имена.

 

По мере приближения к XXстолетию страна играла в мире роль мощного двигателя прогресса и всё больше наращивала свой интеллектуальный, научный и творческий потенциал. Нация шла к пику своего развития, но, как это нередко бывает, за стремительным взлётом последовало падение.

 

Уже во времена Бисмарка в политической жизни Германии произошли события, приведшие к отдалению от государства католической части населения. В 1872–75 гг. по инициативе «железного канцлера» был проведён ряд мероприятий, получивших название «культуркампф» и направленных против церкви (лишение духовенства права надзора за школами, отмена статей конституции, предусматривавших автономию церкви и др.).

 

В начале XX века во всех слоях общества обнаружились негативные проявления того острого ощущения неустроенности и тревоги, которые были усилены приближением мирового экономического кризиса и которые, в свою очередь, ускорили процессы коренного преобразования, перелома общественного сознания, приведшего в результате и к I мировой войне, и к распаду Австро-Венгерской империи.

 

Требование новых в идей государственном устройстве проявилось и в сфере немецкого художественного творчества – литературе, живописи и, конечно, в музыке. Наиболее кардинальным изменениям музыкальный язык был подвергнут представителями нового направления – атональной музыки (А. Берг, Шёнберг и др). Поиски оригинальности далеко увели новаторов от основоположника всей музыки Нового и Новейшего времени и, по сути, «предсказателя» практически всех современных музыкальных тенденций – И.С. Баха.

 

В наши дни музыкант, обладающий определённым интеллектуальным и творческим багажом, вполне способен, изучив 24 прелюдии и фуги Баха, найти в них (пусть в самом завуалированном или обобщённом виде) множество самых «актуальных» элементов музыкального языка – от атональных до современных ладовых, гармонических, метроритмических решений, вплоть до рок-поп. Конечно, нельзя отрицать, что и сегодня в Германии отдельные композиторы демонстрируют заметные достижения в овладении новейшими средствами музыкальной выразительности. Вместе с тем, следует подчеркнуть, что практически все эти композиторы являются представителями старой немецкой школы уже бывшего «соцблока»: композиторы из бывшей ГДР и музыканты, возвратившиеся на свою историческую Родину, в Германию, со всего мира.

 

Если до II мировой войны Германия, наравне с другими ведущими державами, лидировала в литературе, живописи, музыке, то в послевоенные годы страна начала стремительно терять достигнутые позиции. Возник мощнейший отток интеллектуальных ресурсов за рубеж: немцы массово покидали страну, уезжая в Турцию, на американский континент, Австралию и другие страны. Остатки же научного и творческого потенциала Германия «успешно» уничтожала своими силами. Искусство переставало быть профессией, превращаясь во времяпрепровождение. Конечно, научный или культурный капитал нации, созидавшийся поколениями, в одночасье уничтожить невозможно, для этого требуется довольно много времени.

 

Например, формально сохранилась традиция повсеместного создания любительских коллективов – как хоровых, так и оркестровых. Но государство в целом устранилось от поддержки данной деятельности, переведя подобного рода музицирование на любительскую основу. Сегодня для музыканта устроиться на государственную ставку в школу или в высшее учебное заведение – это редкая удача и, скорее, исключение, чем правило. Теперь оркестранты или хористы сами оплачивают работу своего руководителя (обычно по 5–10 € в месяц). В этой ситуации дирижёр, конечно, зависит не столько от своих профессиональных возможностей, сколько от решения художественного совета данного коллектива – начиная с выбора репертуара и заканчивая методами ведения репетиций.

 

Примерно так же обстоят дела и в детских музыкальных школах: простое требование со стороны учителя о выполнении учеником заданий может быть расценено как давление на учащегося и привести к потере работы. «У нас музыка это не профессия» – такова общераспространённая среди родителей точка зрения на цель занятий их детей музыкой. В результате после 10–15 лет обучения выпускники музыкальных школ зачастую не могут читать по нотам, а уровень их «технической оснащённости», как правило, не выше 2–3 класса детской музыкальной школы России.

 

Организация урока, построенная по принципу одновременного преподавания сразу нескольким ученикам, конечно, априори не ориентирована на достижение какого бы то ни было качественного уровня – ни в постановке рук, ни в овладении инструментом в целом. Подобная ситуация обусловлена причинами исключительно материального характера: Каждый ученик платит примерно по 40–50 € в месяц, и значительная часть этих средств идет на оплату работы руководства школы и содержание помещения. Учитель, рассчитывающий на более-менее приемлемый уровень оплаты его труда, должен иметь недельную нагрузку не менее 40–50 часов. К указанным обстоятельствам добавилось ещё одно – новый закон, согласно которому ребёнка необходимо каждый месяц обучать игре на новом инструменте. Для недобросовестного преподавателя это прекрасный повод заработать, совершенно при этом не отвечая за результаты своего труда, – чему можно научить за месяц? В результате многие так называемые музыкальные школы к концу учебного года не в состоянии дать отчетного концерта.

 

В ряду наиболее негативных факторов музыкально-образовательного процесса одним из важных следует признать отсутствие в программе обучения таких дисциплин как сольфеджио, музлитература, теория (занятия на инструменте ведутся как правило на слух). Профессии теоретика как таковой вообще не существует, это место, как правило, занимают доктора каких угодно наук, но только не музыки или художественного мастерства. Широко распространена практика самостоятельного подбора учеником программы, намечаемой к разучиванию, причём, без принятия к сведению возможных возражений со стороны учителя (любые возражения в данном случае опять-таки чреваты увольнением).

 

В общеобразовательных школах Германии (за исключением гимназий, но также далеко не всех) с послевоенного времени практически исчезла дисциплина и, соответственно, профессия учителя пения. Школьными программами запрещено петь народные немецкие песни, притом, что американская культура (песни, танцы) широко популяризируется – как в школах, так и в средствах массовой информации, на радио и телевидении. В частности, произошла замена учебников бывшей ГДР, которые в своё время зарекомендовали себя в качестве эталона учебно-педагогической литературы, на «продукцию» безграмотных специалистов Запада.

 

Многими немцами, неравнодушными к состоянию художественного образования и искусства Германии, неоднократно высказывалась мысль о том, что в стране осуществляется организованное самоуничтожение национального культурного фонда, причём, призывы отдельных людей или общественных групп к возрождению культуры рассматривались как радикальные – со всеми вытекающими отсюда последствиями.

 

Таким образом, в культурно-образовательной сфере Германии со всей очевидностью проявились такие характерные «черты времени», как

– тотальная зависимость от функционеров, партийно-административных структур, далёких от профессионализма в сфере искусства и художественного творчества;

– переход в частные руки долговременной культурной политики страны;

– пропагандирование и навязывание нации владельцами средств масс-медиа идей, ценностных приоритетов и ориентиров, ведущих к разложению культурного наследия;

– резкое снижение требований к уровню профессионализма представителей творческих специальностей и, как следствие, катастрофическое падение в обществе престижа данного рода деятельности.

 

С сожалением приходится констатировать, что в связи с деградацией системы образования Германии страна фактически утратила своё ведущее положение в не только в музыкальном искусстве, но и в иных сферах художественной и интеллектуальной деятельности. Одним из самых очевидных подтверждений этому явилось исчезновение хоровых коллективов и иных видов традиционного музыкального творчества, через которые в течение столетий утверждалась культурная самоидентификация нации.

 

Определённый положительный импульс к изменению сложившейся картины возник в связи с массовым возвращением на историческую родину граждан из СССР и других социалистических стран. Хотя немцы-музыканты из бывшего СССР практически лишены возможности работать по своей специальности в государственных учреждениях Германии, но частный сектор образования в данном случае открывает хорошие возможности к решению данной проблемы. При этом в условиях конкуренции для всех становится абсолютно очевидным тот факт, что ученики немецких «репатриантов» неизмеримо превосходят на всех конкурсах выходцев из местной среды. О совершающемся (хотя и с огромным трудом) повороте общественного сознания в отношении культуры свидетельствует и тот факт, что всё чаще дети из государственных школ переходят в приватные.

 

В авангарде культурно-образовательной деятельности новой Германии пока что по-прежнему остаются две-три республики с наиболее развитой системой общего образования: Байерн, Баден, Вюртенберг и приближающаяся к ним земля Гессен. Ведущую же общеевропейскую роль в данной сфере оставляют за собой Австрия и Швейцария, где профессионалы, работающие в области культуры, и, в частности, музыканты, пользуются всемерной поддержкой государства. Положительный опыт, накопленный этими странами, бесспорно, может и должен стать примером для любого государства, которому не безразличны судьбы культуры и сохранения национального наследия.

 

Автор: композитор, певец, дирижёр, владелец нотного издательства Verlag Robert Denhof,

г. Иббенбюрен, Германия (Ibbenbüren, Deutschland).

___________________________________________________________________________________________

Неутомимый энтузиаст

Слово о Райнгольде Цильке

Начало на стр. 1.

 

У этой приятной пары пятеро детей, одиннадцать внуков и один правнук. У Амалии в семье её отца было 10 детей, она старшая и все они щедро одарены разными талантами. Сам Райнгольд вырос в семье, где было семеро детей! Старший его брат, Регинальд Цильке, доктор сельскохозяйственных наук, профессор селекции и генетики Новосибирского университета, автор многих книг, ведущий специалист в России в этой области. В Германию ехать не хочет, зная, что историческая родина – самая богатая страна Европы – в мгновение ока сделает его безликим социальщиком.

 

А в России он личность, у него любимая работа, лаборатории, ученики, звание, внимание, почёт и уважение – условия, без которых нормальному человеку, тем более ученому, жить душно и неинтересно.

 

«Всё! Брошу всё и уеду назад, в Сибирь, к брату! – отчаянно резанул воздух рукой Райнгольд Цильке, собиратель и хранитель экспонатов музея немцев из России. – Не могу больше терпеть безразличие германских властей к нам и к нашей истории. Куда я только не обращался, кому только не писал. В какие двери только не стучался с просьбой помочь организовать музей немцев из России. Всё как об стенку горохом.

 

Историки стали «фантастами». Учебники истории написаны от фонаря. А у нас собрано 2.500 редчайших уникальных экспонатов – по количеству это больше, чем в Поволжье, в немецком отделе Саратовского государственного областного музея краеведения.

 

Мы не хотим забыть нашу трагическую и героическую историю, историю унижений и в то же время успешных дел и великих достижений наших предков-колонистов, которыми мы гордимся, и хотим показать всем, как на протяжении двухсот пятидесяти лет немецкие колонисты в России сохраняли свою национальную культуру.

 

Передвижные выставки нашего домашнего музея, - продолжает мой собеседник, - проводились на многих общественных мероприятиях. Мы с Амалией за свой счёт объездили все крупные города Германии. Экспонаты выставлялись в здании парламента земли Гессен. Ими восторгались известные политики, которые красиво говорили о необходимости сохранения культурного наследия. Но после экспозиций в престижных залах опять наступала мёртвая, безразличная тишина. Такое же положение с нашей культурой, литературой и средствами массовой информации.

 

Я обращался к нашему бургомистру, она теперь министр в земле Гессен. Писал канцлерам, посылал письма во все известные мне адреса и конторы! Отписки по количеству, скоро сравняются с количеством собранных экспонатов, но дело не сдвинулось ни на миллиметр. Никому ничего не надо! Нас в упор не видят и не хотят видеть», - раздосадованно заключает Райнгольд Цильке..

 

Правда, вначале предложили вариант, что город выделит под музей четырёхкомнатную квартиру, но за её аренду Райнгольд Цильке должен будет платить ежемесячно 100 евро. Выделить такую сумму из своей маленькой (Deutsche-Aussidler-Hunger-Rente) пенсии для него было просто нереально. Да и почему за общественное дело он должен платить из собственного кармана?!

 

Райнгольд обратился за помощью в Землячество немцев из России, но старое руководство дало ему от ворот поворот. Так и остался Райнгольд Цильке у разбитого корыта. Спасибо доброму человеку, местному фермеру из Нидды (Земля Гессен) Карлу Хайнцу Ренхарду (Karl Heinz Renhard), который выделил под хранилище одно из помещений в своем сарае. Там, в ужасной тесноте, чуть ли не навалом уже 15 лет хранятся и портятся от влаги уникальные экспонаты истории немцев из России. Да,..историю дешевле хранить на развалинах…

 

Создается впечатление, что немецкая культура, а настоящее и прошлое российских немцев - является несомненно частью общего немецкого культурного наследия, в Германии в загоне, если уж никак не находится возможность выделить бесплатное помещение или хотя бы 100 евро в месяц на содержание упомянутого музея, располагающегося в сарае.

Райнгольд Шульц,

Гиссен.

___________________________________________________________________________________________

К юбилею Гуго Вормсбехера

Начало на стр. 1.

 

Автор ряда книг, повестей, рассказов, киносценариев, многочисленных публи-каций по истории, культуре, литературе, актуальным проблемам российских нем-цев. Большой резонанс получили его произведения "Имя вернет победа" и "Наш двор", о трагической судьбе депортированных в начале войны немцев Повол-жья, опубликованные в 80-е годы прошлого столетия. Член Союза Журналистов (c 1969 г.) и Союза Писателей (с 1988 г.) СССР и России.

 

Гуго Вормсбехер является одним из основателей Всесоюзного общества совет-ских немцев «Возрождение», Международного Союза российских немцев, Феде-ральной Национально-Культурной Автономии российских немцев, Общественно-Государственного фонда «Российские немцы», Общественной академии наук российских немцев, проекта Энциклопедии российских немцев. Был членом Го-сударственной комиссии СССР по проблемам советских немцев, Оргкомитета по подготовке 1 съезда немцев СССР, Межправительственной российско-германс-кой Комиссии по восстановлению государственности российских немцев, Экспертного Совета при Комитете по делам национальностей Государственной Думы Российской Федерации. В общественном движении занимал долж-ности сопредседателя общества "Wiedergeburt" - "Возрождение», председателя Союза немцев СССР (Междунаро-дного союза российских немцев), вице-президента Федеральной национально-культурной автономии российских немцев.

 

Уважаемый Гуго Густавович, от имени редакции интернет-газеты "ДипКурьер/Руссланддойче Альгемайне" поздра-вляю Вас с 75-летием со дня рождения и приношу слова признательности за Ваш титанический труд на благо российского немецкого народа. Желаю Вам здоровья, благополучия, свершения нашей заветной цели - полной реабилитации и восстановления национальной государственности нашего народа! Glückauf!!! 

 

Константин Эрлих.

_______________________________________________________________________________

Герольд Бельгер

Рыцарь национального духа

Абсолютно точно: имя это – Гуго Густавович Вормсбехер – я услышал впервые в 1966 году, а встретились и познакомились на московском семинаре российских (тогда говорили советских) немецких писателей зимой 1973 года. И с той поры наши пути-дорожки в так называемом немецком движении в СССР и СНГ пересекались довольно часто.

И вот эти тридцать пять лет активного знакомства и литературного, и общественно-политического сотрудничества мы плывем, можно сказать, в одном фарватере, хотя и случались между нами порой тактические незначительные разногласия.

 

Он монолитная натура, упрям и настойчив, как поволжский бауэр; принципиален; очень неохотно идет на компромиссы, целенаправлен; национальными проблемами «болеет» с юных лет, все многогранные способности свои подчинил одной идее: восстановлению и возрождению национального сознания российских немцев, их истории, культуры, языка, самобытности, он поистине верный рыцарь национального духа. Ровный, уравновешенный, спокойный, внешне флегматичный, он обладает редчайшими волевыми качествами, общественным темпераментом, видением национальных проблем в конкретике бытия, во времени и пространстве социальной реальности. Им поистине руководит одна, но пламенная страсть – честь и достоинство своеобразного исторического этноса – российских немцев, которых на неправедном пути фальшивая политика и гнусная идеология почившей в бозе империи старались истолочь в прах и развеять, как пыль на ветру. И если этот этнос и поныне еще не сошел со сцены смутной истории, то это благодаря усилиям, любви, воле, жертвенности, активной душевной работы, сподвижничеству таких редких человеческих экземпляров как Гуго Густавович Вормсбехер. В канун его солидного юбилея я, земляк по Волге, соплеменник, коллега, человек схожей судьбы, современник, посчитал нужным все это подчеркнуть особо.

 

Встречаясь с ним в редакциях, на заседаниях, семинарах, конференциях, съездах, в Союзе писателей СССР, в Алма-Ате и Москве, в Переделкине, в вольных застольях и компаниях, в домашней обстановке, в комиссиях, комитетах, советах, я неизменно любовался им. В немецкое движение он активно вступил еще в самом начале 60-х годов прошлого века, и сразу же выдвинулся в лидеры. Его, еще юношу, признали и уцелевшие после лагерей и ссылок наши благословенной памяти старейшины, те, которые помнили немецкую автономию на Волге и занимали высокое положение в республике до депортации.

 

Уважали молодого Гуго за знания, принципиальность, настойчивость, волю и трезвый взгляд. Даже те, которые его недолюбливали по каким-то субъективным причинам, считались с ним, с его веским мнением, советовались, привлекали к оформлению нужных и важных документов, петиций в высокие инстанции, называя при этом молодого, долговязого, сухопарого, немного замкнутого, отстраненного человека неизменно по имени-отчеству. Он, как многие соплеменники, прошел через лишения и бедность, изведал все несправедливости репрессированного, находил под пятой комендантских ограничений, но сберег живую душу, не робел перед власть-предержащими, не дрожал, не скулил, забившись в угол, вел себя спокойно и уверенно, четко формулировал свои мысли, спорил, доказывал свою правоту, не горячась излишне и не шел ни на какие уступки, когда дело касалось подлинно национальных проблем. Он генерировал все важные идеи, мыслил стратегически, предусматривал и провидел все нюансы политической борьбы, вникал во все положения и обстоятельства. В своей принципиальности, настойчивости и целеустремленности Гуго Густавович доходил порой до занудства, и это его свойство отталкивало иногда от него наиболее нетерпеливых, обозленных и радикальных. Кроме бесспорных лидерских достоинств, он обладает даром писательства, редакторства, составительства по-граждански действенных, актуальных книг. Не было за эти десятилетия ни одного сборища, ни одной акции, ни единого общественного российско-немецкого мероприятия, где бы Гуго Вермсбехер не принимал активного участия, не выступал бы с речами, сообщениями, докладами, не готовил бы все самые важные документы. И при этом держался всегда ровно, корректно, спокойно, тактично, не поддаваясь страстям и эмоциям, не теряя головы, руководствуясь исключительно здравым смыслом. Даже оставаясь в меньшинстве, он убежденно настаивал на своем видении вопроса до конца.

В 70-80-х годах прошлого столетия он особенно плодотворно занимался литературным творчеством. Именно в эти годы прозвучала его актуальнейшая повесть «Имя вернет победа», вышедшая на русском и немецком языках в разных изданиях СССР и ГДР. Повесть обрела огромный общественный резонанс. Замешанная на документальной основе, она затронула табуированную в то время тему: вклад российских немцев в победу над фашизмом. Такую же популярность имела среди немецкого читателя и повесть Вормсбехера «Наш двор» («Хайматлихе Вайтен», 1984 г. № 1), также выдержавшая несколько изданий. В этой повести в художественной форме едва ли не впервые во всю мощь прозвучала идея родного очага, государственности, автономности российских немцев на Волге.

 

Гуго Вормсбехер является автором многочисленных рассказов, очерков, литературно-критических статей, рецензий, репортажей, юморесок, литературных пародий, пьесы («Заседание правления») и фундаментальных историко-литературных обзоров, опубликованных в коллективных сборниках, в журналах «Дружба народов», «Хайматлихе Вайтен», газетах «Нойес Лебен», «Фройндшафт», «Известия», «Правда», «Комсомольская правда», «Труд» и так далее. Печатался Вормсбехер и в журналах ФРГ. Им составлен объемистый сборник советской немецкой прозы «Отчий дом» (М., «Советский писатель», 1989 г.), снабженный его обстоятельным предисловием «Советские немцы и их литература». Перевел он на русский язык главы из повести Р. Кельна «Через школу жизни», рассказ А. Лонзингера «Твое слово», главы из романа А. Реймгена «Вкус земли».

 

Я всецело разделяю его кредо в вопросе судьбы российского немца. Он его лапидарно и максимально точно, определенно выразил в одном из своих выступлений. В нем суть исторического и общественно-социального видения Гуго Вормсбехера: «Мы считаем, что российские немцы – это действительно особый народ, это – не немцы в германском понимании, это – не русские в российском понимании. Мы – я уже не раз использовал этот образ – как бы дитя от смешанного брака. Брака между двумя великими народами – русским и немецким. Все, что дали нам оба наши родителя, в равной степени для нас важно и дорого. Если мы утратили германскую составляющую, мы ассимилируемся здесь и станем частью российского народа – исчезаем как самостоятельный народ. Если мы переезжаем в Германию и там забываем все, что дала нам Россия, то мы становимся частью немецкого народа, германского народа и тоже исчезаем как народ. Меня лично не устраивает ни тот, ни другой вариант, потому что я считаю, что у нас есть еще и историческая миссия. Мы сыграли очень большую роль в сближении России и Германии. Я считаю, что мы можем продолжить эту нашу роль и дальше, и в этом наша основная функция. Кроме того, мы богаче, чем просто русские, мы богаче, чем просто немцы, потому что мы имеем от двух народов, на мой взгляд, самое лучшее, что можно было от них взять. Это позволило нам выжить и в России, позволит жить и в Германии».

 

Исчерпывающе сказано! В этих словах – ключ и пафос личности российского немца Гуго Вормсбехера. Долгих ему лет и новых свершений!

 

Опубликовано к 70-летию Г.Г. Вормсбехера.

20/06/08.

___________________________________________________________________________________________

"Я - предков зов..."

 

Константин Эрлих: в профиль и анфас...

 

Администратор: „В истории и культуре российских немцев последних трех десятилетий Константин Эрлих сыграл заметную роль как журналист, литератор, издатель, редактор, культуртрегер, историк, общественный деятель. Во всех этих ипостасях он проявил себя ярко и колоритно. И, несмотря на активность духа, увлеченность натуры, тем-пераментность, ему всегда – и в России, и в Казахстане, и в Германии – удавалось избегать крайностей, находить оптимальную линию между Сциллой и Харибдой, не упускать из виду магистральную цель и высшие задачи...

 

До прихода в газету главным редактором Константина Владимировича Эрлиха я был с ним лет десять знаком как с заведующим немецкой редакцией издательства ‚Казахстан'. Этот длинноволосый, элегантный, с броскими внешними данными молодой человек приглянулся мне с первого дня знакомства. Деятельный, инициативный, рано возмужав-ший, твердо знающий, что он хочет, он привнес новую струну в немецкое национальное движение в СССР. Он увле-ченно изучал (просиживая в архивах и библиотеках) историю, культуру, литературу российских немцев, придержи-вался во всем национального критерия, с болью в сердце воспринимал всякую несправедливость и дискриминацию, стремился возродить угнетенный дух своего народа...

 

При Эрлихе газета в корне изменилась, избавилась от партийного диктата, от идеологического клише, стала незави-симой, обрела совсем иной облик по содержанию и по форме. Газета стала популярной, активным организатором, пропагандистом национального самосознания..." (Герольд Бельгер, писатель, лауреат Президентской премии мира и духовного согласия РК.)

.....

Нурсултан Назарбаев в беседе с Константином Эрлихом. Фото Будневича (архив "ДипКурьер/Руссланддойче Альгемайне").

Эрлих Константин Владимирович родился 24.03.1948 г. в интеллигентской семье ссыльных российских немцев в Западной Сибири. Закончил одиннадцатилетнюю школу в с. Желанном, Одес-ского района, Омской области, факультет иност-ранных языков Омского государственного педагоги-ческого института, курсы усовершенствования ра-ботников печати в Москве и Берлине.

 

Трудовую деятельность начал в 1966 г. учителем немецкого языка, географии и физической культу-ры в Цветковской восьмилетней и Желанновской средней школах, Одесского р-на, Омской обл. Со-трудничал в районной печати. Будучи студентом был приглашен на работу редактором и переводчи-ком вновь организовывавшихся немецких передач Омского областного радиовещания для немецкого населения области, затем – после окончания вуза - редактором и собственным кор-респондентом не-мецкой редакции Государственного Комитета по телевидению и радиовещанию Совета Министров Казахской ССР в Алма-Ату.

 

В декабре 1978 г. был переведен ответственным редактором и заведующим редакцией немецкой литературы изда-тельства Казахстан, а в апреле 1988 г. по ходатайству творческого коллектива был назначен (главным) редактором газеты "Фройндшафт" ("Дойче Альгемайне Цайтунг"), где проработал до апреля 1999 г., вплоть до эмиграции послед-него немца из числа сотрудников газеты в Германию, после чего сконцентрировался на издании ежемесячника „Евро-азиатский Курьер“/„Дойче Альгемайне“, основанного им в Германии в 1997 г. и издававшегося – вначале в качестве приложения к ДАЦ – а с начала 2000-х годовкак самостоятельного независимого издания под названием „ДипКурь-ер"/„Дойче (позже Руссланддойче) Альгемайне“. В настоящее время она издается им под последним названием в каче-стве международной еженедельной двуязычной веб-газеты (www.rd-allgemeine.de).

 

Профессиональные заслуги, почетные звания и награды:

- член Союза журналистов CCCР и Республики Казахстан (1980 г.);

- член Союза писателей СССР / Республики Казахстан и Российской Федерации (1988 г.);

- Лауреат I премии Всесоюзного конкурса на лучшее произведение в области общественно-политической литературы за книгу „Живое наследие. Очерки по географии поселения и исто-рии культуры немцев в России и Советском Союзе“, изд-во „Казахстан“, 1988 г., на нем. яз.;

- д-р философии, кандидат исторических наук (март 1990 г., июнь 1990 г.);

- Заслуженный деятель культуры Республики Казахстан (1997 г.);

- Почетный журналист Казахстана (2008 г.);

- Лауреат Золотой Есенинской медали Союза писателей России (2008 г.).

- Благодарственные письма и грамоты от президента РК Н. Назарбаева, Госкомиздата СССР и Казахской ССР, премь-ер-министра земли Гессен Р. Коха, 1 бургомистра свободного ганзейского города Гамбурга О. ф. Бойста, Премьер-ми-нистра земли Нижняя Саксония Х. Вульфа и мн. др...

 

Вопрос: Как Вы относитесь к юбилеям и как воспринимаете нынешнюю дату своего рождения?

 

Ответ: Юбилеи - не юбиляров проблема. - Коллектива, где юбиляр трудится, общественности. А сам я свой юбилей воспринимаю как обыденную данность. Я бы сказал, как краткую остановку на жизненном пути, чтобы задуматься, ог-лядеться, как на перевале, например, оглянуться, набрать крупный глоток прозрачного, терпкого горного воздуха -, и вновь вперед, к очередной заветной цели...

 

На одном из перевалов, на перевале моей творческой зрелости родились следующие слова:

 

„Горькая, как полынь, трагическая, как библейский потоп, величественная, как распятый Христос, - ты повсюду со мной, в судьбе моей - судьба моего народа... И нельзя тебя избегнуть, и противиться тебе невозможно! Ты ниспослана мне свыше, той высокой идеей, которая рукотворит миром...

Ты - тяжелое бремя, доставшееся мне в наследство, и я неcу его безропотно, не хныча, забывая вытирать на ногах своих кровь, алой краской окропившую не одну версту оставленного позади пути, пути многотрудного, большей ча-стью трагического, пути народа-пасынка, народа-изгоя, пути российского немца... Неcу его ...с гордостью и достоинст-вом. И помню...

 

Я помню то допотопное время, когда ты тихим, едва заметным ручейком вышел в то далекое, небезопасное путешест-вие... С годами ты рос; крепчал и закалялся твой характер. И вот уже бурным потоком ты несся по бескрайним евро-азиатским просторам, везде и повсюду распрострaняя ростки цивилизации, окропляя их живительной влагой титани-ческого подвижничества, оставляя благоденствие на своем тернистом пути, когда тебя вдруг объявляли вне закона, и ты был вынужден покинуть насиженные места. Но ты не сдавался, боролся - порой не на жизнь, а на смерть - за свое место под Солнцем, выплескивая благотворную энергию души своей за моря и океаны...

 

Российские немцы... Народ - пария. Народ - изгнанник. Народ - легенда! Тебя пытались заморить голодом, стремилиcь выжечь с лица Земли, но ты выстоял - числом неимоверных жертв и нечеловеческих страданий. Ты вновь и вновь рас-правлял свои могучие плечи и шел вперед, навстречу новым испытаниям и - новым свершениям. Cколько сил и энер-гии ты положил на алтарь Отечества! Сколько великих сынов и дочерей ты пожертвовал цивилизации! Миллер, Шлё-цер, фон Тизенгаузен, Литке, Гампер, Пестель, Кюхельбекер, Дельвиг, Губер, Каролина Павлова-Яниш, Крузенштерн, Беллингсгаузен, Барклай де Толли, Фет, Даль, фон Кауфман, Блок, Цандер, Шмидт, Рихтер, Керер, Раушенбах - это лишь некоторые имена, без которых летопись нашей Планеты была бы не полной.

 

Нечто космическое окружает твою ауру, нечто межконтинентальное. Ты объединяешь собой и в себе две противопо-ложности - Россию и Германию, Восток и Запад, и это вопреки, как казалось, объективному развитию мироздания, против утверждений Киплинга, что они никогда не встретятся. Ты нарушил привычный ход Истории. И мы, российские немцы, можем гордиться, что принадлежим к потомкам великого народа! Мы выросли с этой гордостью, вынесли ее из горнила геноцида, которому подвергся наш народ в годину большевистcкой смуты и который так и остался белым пят-ном в новейшей истории человечества. Но так будет не вечно. Осознание собственной истории - и здесь я обращаюсь ко всему немецкому народу, - содержащая в себе не только 12 лет национал-социалистической диктатуры, память о которой мы в первую очередь во всех ее деталях храним, презирая при этом любую форму тоталитаризма, - является отправной точкой здорового образа жизни и дает нации уверенность, соответствовать требованиям времени!

Эту уверенность нам никто не поднесет, мы должны ее обрести сами. И будет так!

 

Горькая, как полынь, трагическая, как библейский потоп, величественная, как распятый Христос - ты повсюду со мной, в судьбе моей - судьба моего народа... И нельзя тебя избегнуть, и противиться тебе невозможно! Ты ниспослана мне свыше, той высокой идеей, которая рукотворит миром...

 

Ты - тяжелое бремя, доставшееся мне в наследство, и я неcу его безропотно, не хныча, забывая вытирать на ногах своих кровь, алой краской окропившую не одну версту оставленного позади пути, пути многотрудного, большей час-тью трагического, пути народа-пасынка, народа-изгоя, пути российского немца... неcу его ...с гордостью и достоинст-вом...

 

Вопрос: Это произведение Вы назвали ораторией „Российские немцы... Народ-пария, народ-изгнанник... - Народ-легенда!“, и предпослали следующии строки: "Эти строки я посвящаю российским немцам, став-шим жертвою большевистской гильотины и тем, которые ценою неимоверных усилий и страданий пере-жили ужасы большевистского геноцида и многолетних преследований советской диктатуры, а также их детям, хранящим память о своих отцах и матерях и гордящимся тем, что они немцы..."

 

Ваш народ в центре Вашего творчества?!

 

Ответ: Точно так. Только в данном содержании эта оратория еще не полная. - В законченном виде она обрамлена моими лирико-эпическими и драматическими стихотворными и песенными сочинениями: «Ich schöpf aus den Wurzeln die Kräfte“ («Я из корней свой черпал дух»), Ах, судьбы ты моя, трудармейца судьба“, „Мечта желанная мне встрети-лась в виденьи...“. Что же касается вопроса о моем народе; то он на самом деле занимает в моей жизни особое место. Он заслужил того (вспомните хотя бы мою "Российскую немецкую трагедию...") и отношения мои к нему самые тре-петные. Вот, например, самые свежие строки по этой теме:

 

Российских немцев мой ты вольнодумный род

 

Российских немцев

мой ты вольнодумный род, -

Ты жаждой подвига

зовешь меня вперед.

Ты кладезь мудрости,

родник надежды ты. -

Ты смысл моих дерзаний,

соль родной земли.

 

Припев: Народ родной мой,

ты мной был всегда любим,

Ты путь земной мне

сердцем освещал своим.

Из Волги-матушки,

седого Рейна вод

бурливой лавой

твоя кровь во мне течет.

 

Судьба твоя

жестокосердною была,

Я не жалел, что в связке

был с тобой всегда.

И даже в год лихой

ты был мне дом родной, -

Я за тебя ходил не раз

на смертный бой.

 

Припев:..

 

Хочу, чтоб солнцем

мир ты вечно согревал,

Дождем благим

планеты жажду утолял,

Чтоб буйной порослью

сквозь времена росли -

Твоих далеких предков

чаяний ростки.

 

Припев:..

 

Российских немцев мой

ты стойкий, гордый род, -

за честь твою

я поднимусь на эшафот.

Я твой трагичный рок

всегда делил с тобой -

Люблю тебя - ты жизнь моя,

мой Бог родной!

 

Припев: Народ родной мой,

ты мной был всегда любим,

Ты путь земной мне

сердцем освещал своим.

Из Волги-матушки,

седого Рейна вод

бурливой лавой

твоя кровь во мне течет.

Из Волги-матушки,

седого Рейна вод

бурливой лавой

твоя кровь во мне течет.

     (Перевод автора. Март, 2013 г.)

 

Вопрос: Почему такой гимновый, патетический стиль? Сегодня так ведь никто не пишет?!

Ответ: Это хорошо или плохо(?), что так никто не пишет, как Вы утверждаете?! Я отвечу, не мудрствуя лукаво: Не пишут, потому что боятся возразить нахлобученной на нас противоестественной, чуждой всей человеческой сути по-литкорректности! И это произведение не только ода своему (в данном случае моему - российскому немецкому!) наро-ду - оно неповиновение, вызов насаждающемуся нам политической элитой (по указке закулисной финансово-либера-листической олигархии) этому аморально-криминальному "политкорректному" диктату.

 

А главное: так писать, вероятно, еще и трудно. Хотя русский текст уступает, как это обычно бывает, оригиналу. В дан-ном случае - немецкому. Чтобы так писать, надо для начала найти в себе эти чувства, а затем уже подбирать соответ-ствующий языковой и технический инструментарий, чтобы материализовать эти чувства... Как это у меня получилось, судить читателю и нашей добросовестной, профессиональной, не политизированной критике. Хотя я и сам - своим редакторским глазом - вижу, что немецкий вариант у меня намного сильнее...

 

Администратор: Гуго Вормсбехер, литератор, известный борец за права российских немцев, член первой и многих последующих делегаций в Москву с требованием восстановления государственности российских немцев, в своем поздравлении Вам пишет:

 

„Дорогой Константин Владимирович!

 

Каждый человек – неотъемлемая частица своего народа. Он рожден народом, сформирован народом, воспитан наро-дом – на его истории, традициях, культуре, знаниях и талантах, - и своей жизнью, своими делами продолжает свой народ, способствует дальнейшему развитию всего, что есть у народа, и сохранению самого народа. Или не способст-вует – если заботится только о себе, паразитируя на организме народа.

 

Для Вас история, настоящее и будущее российских немцев стали постоянной заботой в течение всей Вашей жизни. Вы никогда не забывали о народе, и своими делами, многогранным творчеством, научной, издательской, публицистичес-кой и общественной деятельностью привнесли немало в развитие и приумножение того большого интеллектуального и нравственного потенциала, за который российских немцев как народ всегда уважали и ценили.

 

В самые трудные для нашего народа годы Вы не стояли в стороне от его забот и чаяний, не смотрели равнодушно со стороны, не выжидали опасливо, когда начнут действовать другие, а действовали активно сами для восстановления справедливости: инициировали делегации, участвовали в них, словом, делом и личным примером содействуя станов-лению и развитию национального движения за реабилитацию.

 

Ваше имя, Ваша жизнь, Ваши дела, Ваше творчество являются высоким примером служения своему народу и навсегда будут вписаны в его историю.

 

Глубокая Вам благодарность за это. И – с юбилеем!

Гуго Вормсбехер

24 марта 2013 г.“

 

Вопрос: Ваше неравнодушие к своему народу, его истории, наверное, зиждется на прошлом вашей семьи? Каким было Ваше детство? Расскажите, пожалуйста, о своих предках, родителях.

 

Ответ: Предки мои, начиная с известного мне времени – 17 века, были немецкого происхождения и селились в гес-сенско-рейнской провинции Священной Римской Империи Германской (немецкой) Нации. Мой род характеризуется большой любовью к родной земле. Он не на жизнь, а на смерть, защищал ее от иноземных захватчиков. Но во второй половине 18 века мои предки (это была очень мужественная женщина-вдова с двумя детьми), обездоленные в резуль-тате опустошительной семилетней войны, в которой полегла почти вся взрослая часть населения - собственно, глав-ные кормильцы, лишенные крова и пропитания, были вынуждены присоединиться к треку переселенцев, будущих рос-сийских немцев, которые сразу же после регистрации в качестве колонистов получали суточное довольствие и соот-ветствующее дневное вознаграждение… Далекие незаселенные российские края им рисовались вербовщиками благо-датными, чуть ли не райскими просторами на земле.

 

Хотел бы здесь заметить вскользь, когда я слышу, как мой народ кто-то пытается характеризовать как кочующий «на-род в пути» – я воспротивляюсь такому определению всеми фибрами своей души, потому что это противоречит всей сути идентичности моего народа и самой действительности... Это определение занесено в наш огород чужеродным сознанием...

 

Мне более импонируют слова нобелевского лауреата Александра Солженицына относительно сути германо-немецкого начала и российских немцев, в частности: «Как когда-то в щедроносные екатериненские наделы, так теперь вросли они в бесплодные cуровые сталинские, отдались новой ссыльной земле как своей окончательной. Сосланные в 41-м году наголе, но рачительные и неутомимые, они не упали духом, а принялись и здесь так же методично и разумно трудиться. Где на земле такая пустыня, которую немцы не могли бы превратить в цветущий край? Не зря говорили в прежней России: немец, что верба, куда не ткни, тут и принялся..."

 

Что касается моих родителей, фрагмент своих детских лет, взаимоотношений с родителями я привел в своей новелле «Пасынки»... (см. фрагмент на первой стр. www.rd-allgemeine.de). Мое детство было немного сложнее, видимо, чем детство среднего российского немецкого мальчугана. Я рано остался без отца, который был для меня олицетворением мужества, значимости в нашем ссыльном племени... Он – крупный, сильный человек - в результате изнурительного, рабского труда в большевистских концентрационных лагерях, вернувшись осенью 1947 г. в места ссылки семьи акти-рованным, умер 46-ти лет от роду... О том жестоком времени я много лет позже в память об отце и других сотнях ты-сяч соплеменников, ставших жертвами этого вселенского безумия большевистской власти, написал следующую траги-эпическую песню:

 

Ах, судьба ты моя,

трудармейца судьба:

лесосека и снег

по бушлат.

Вековая тайга

в тишине замерла.

Здесь мой дом под надзором

солдат.

     Рефрен:

Смерть и горе, ночь без конца.

Немцем быть суть доля, немцем быть – судьба...

Смерть и горе, ночь без конца.

Немцем быть суть доля, немцем быть – судьба...

 

Я – изгой, пария,

отпрыск немца-отца -

«враг народа», «шпион»

«диверсант».

Пять кубов для меня -

норма рабского дня,

лай собак и злодей

комендант...

     Рефрен:

 

От весны до весны

я считаю жуть-дни,

разум ломится уж

от натуги.

Знать, не смочь мне уйти

от злодейки судьбы

в мраке ужасов лагерной

вьюги.

     Рефрен:

 

...Сколько лет утекло,

ад тех дней все равно

гложет память мою

уж седую.

Cны кошмары меня

возвращают туда,

где оставил я юность

былую...

     Рефрен:

 

Ах, судьба ты моя,

трудармейца судьба:

лесосеку мне ту

не забыть.

Лай собак, ночной шмон

и злодей коммендант,

как вчера предо мною

стоит.

     Рефрен:

Смерть и горе, ночь без конца.

Немцем быть суть доля, немцем быть – судьба...

Смерть и горе, ночь без конца.

Немцем быть суть доля, немцем быть - судьба...

 

Отец умер в январе 1954 года. У матери, дипломированной сельской учительницы, оставались на попечении шестеро детей. Мне было менее шести лет. А самому младшему – не полных полтора года. Так что и по прошествии почти де-сяти лет после войны нашу многодетную семью еще очень часто сопровождали голод и лишения. Благо, добрые люди не изводились на Руси... У меня остались в сердце самые теплые воспоминания о моих односельчанах, о моей деревне с красивым, поэтическим именем «Желанное»:

 

Желанное*,

ты - моя песня!

Зовет к тебе меня прибой.

Мы вечность

не были уж вместе,

и вот вернулся я домой...

 

Вот улица,

вот дом и тополь,

старушка-немка у крыльца. -

Ее сорвал

с брегов далеких

Указ разбойника-вождя...

 

Ты распахнула

сердца двери,

приняв изгоев на постой,

делилась ты

последней мерой,

и выстоял мой род с тобой...

 

Я суть частица

твоей жизни, -

нет этой гордости конца.

Нет на Земле

земли мне ближе,

чем ты, родная сторона!

 

Желанное –

ты моя лира,

ты для меня - весь шар земной!

Ты смысл из смыслов

в этом мире!

Встречай меня – я отпрыск твой!

 

*Сибирская деревня, где родился и вырос автор.

 

Мать вытащила нас всех из мрака судьбы изгоев, дала образование... Ей – хрупкой, интеллигентной сельской учитель-нице -, пришлось после смерти отца стать сильной, мужественной женщиной и заменить нам, ее шестерым детям, и мать и отца... Смею утверждать, что у нее это получилось. Я буду благодарен ей до скончания века...

 

An die Mutter...

 

Ich kehr’ heim, wie schon oft,

doch Du kommst nicht entgegen,

und das üppige Haar

streichst nicht aus dem Gesicht.

Nur Dein Photo – vergilbt -,

an der Wand ist zugegen,

und ein Blick sanfter Liebe

aus der Finsternis bricht...

 

Wir sind wieder allein,

niemand stört uns beim Reden.

(Wieviel Weisheit entnahm ich

Deinem deutschen Geschick?!)

Ich lausch’ Dir ohne End’ -

Du - mein Vorbild im Leben -,

aber jetzt bist Du fort;

wie entbehre ich Dich!

 

Nun bin ich nicht mehr jung,

doch Du fehlst mir wie immer.

Wo ich auch nicht verweile,

lebst Du stets in mir fort.

Leise stönt mir das Herz -

ich vergesse Dich nimmer;

heilig bleiben für ewig

mir die Mutter und Gott...

 

Эти строки я посвятил ей... Умерла она в Сибири, в июле 1991 года, еще при социализме, в который она верила и ко-торый самоотверженно созидала, надеясь, что все выверты этой идеологии являются субъективными... Похоронена в Желанном...

 

Вопрос: Какой период своей жизни считаете наиболее ярким и продуктивным. Каким было это время?

 

Ответ: Наиболее значимым и продуктивным временем для меня явились 80-е годы, когда мне довелось руководить немецкой редакцией в издательстве «Казахстан» и позже возглавлять республиканскую немецкоязычную газету «Фройндшафт», реформированную и переименованную мною (подчеркиваю это слово, потому что в отдельных публи-кациях это слово изъято самозваными корректорами!) в конце 1990 года в немецко-русскоязычную «Дойче Альгемай-не Цайтунг».

 

Администратор: Все идеи по революционированию содержания газеты, совершенствованию подачи ма-териала, демократизации процесса журналистской деятельности в газете исходили от главного редакто-ра газеты. Об этом очень наглядно скажет к празднованию одного из юбилеев газеты "Фройндшафт" - "ДАЦ" бывший сотрудник издания Игорь Трутанов, проживающий ныне в Канаде:

 

"Мне посчастливилось трудиться с Константином Эрлихом, или как мы его тогда звали – Костей. Костя – был смелым и либеральным редактором, именно он освободил газету от партийного контроля, за что ре-дакция была на какое-то время отлучена от госбюджета. Он не вмешивался в творческий процесс, давая свободу журналистам. У шефа была масса неординарных идей и решений для сложных проблем. Мне в Константине нравится оптимизм и писательский и исследовательский талант. Эрлих первым в послево-енном СССР собрал и издал "Антологию российской немецкой литературы", явился автором «Lebendiges Erbe» - первой послевоенной монографии по истории и культуре немцев в России и Советском Союзе. Не нравилась мне в Косте его трубка, которой он все время дымил.

 

В 1989 году наш шеф, Константин Эрлих, вывел газету из-под партийной опеки, убрал из ее «шапки» обветшавший лозунг для пролетариев всех стран. С первого января 1990 года газета выходит под назва-нием «Deutsche Allgemeine Zeitung». В ту новогоднюю ночь я дежурил принимаюшим у станка, и в своем архиве в России храню этот номер с автографами членов нашей редколлегии..."

 

Ответ: Да, это было интересное время... За десять лет моей работы на поприще книгоиздания мне довелось лично познакомиться со всеми российскими немецкими литераторами, со многими посчастливилось работать совместно по выпуску их произведений. Помню, одно из первых изданий, которое мне довелось подписать в свет, был сборник рас-сказов и новелл Алексея Дебольского, тогдашнего редактора немецкоязычной газеты «Фройндшафт», под названием «Wenn man jung ist» («Когда мы молоды»). Мне довелось готовить к печати и издавать первую в СССР трехтомную «Антологию советской немецкой литературы» 1981-1982 гг., книги Доминика Гольмана, Андреаса Закса, Виктора Клейна, Александра Цильке, Рудольфа Жакмьена, Вольдемара Эккерта, Герберта Генке, Давида Вагнера, Фридриха Больгера, Александра Реймгена, Вольдемара Гердта, Эвальда Каценштейна, Розы Пфлюг, Нелли Ваккер, Норы Пфеф-фер, Иоганна Варкентина, Германа Арнгольда, Эдмунда Гюнтера, Герольда Бельгера, Виктора Гейнца, Гуго Вормсбе-хера, Рейнгольда Лейса, Венделина Мангольда, Эльзы Ульмер и мн. др.

 

Именно в эти годы увидели свет мои книжные публикации: «Литература советских немцев», «Эскизы», «Панорама советской немецкой литературы», «Живое наследие», многочисленные издания моих переводов, как то: книга Динму-хамеда Кунаева «Советский Казахстан», повесть Геннадия Лисова «Право на бессмертие», рассказы Максима Зверева «Незабываемые встречи», несколько сборников казахских народных сказок, два издания уйгурских сказок, сборник сказок народов Казахстана, отдельные двуязычные издания русских, немецких и др. фольклорных произведений...

 

Ну, а главным событием этого периода все-таки является моя деятельность в качестве главного редактора газеты «Фройндшафт» - „Дойче Альгемайне Цайтунг. Инициатива моего перевода из издательства (где я имел огромный ав-торитет, как в коллективе и у руководства - директоров издательства Мукана Мамажанова и Ерика Сыздыкова, так и среди немецкоязычных литераторов страны, работа с которыми мне приносила большое удовлетворение) в респуб-ликанскую немецкую газету принадлежала коллективу этого издания, вернее, доминирующей части его коллектива, которая была недовольна старым руководством, противодействовавшем – даже в разгар перестройки – всяким рефор-мам, называя их «националистическими поползновениями». И вот так случилось, что я на волне горбачевского нового мышления, будучи «автономистом», был власть предержащими утвержден в должности (главного) редактора нацио-нальной республиканской газеты.

 

Это был период глобальных перемен в сознании советского народа, в особенности угнетенных национальных мень-шинств и российских немцев, в частности. Но противодействие было еще очень сильным. На всех уровнях общества, чувствовалось оно и в редакции. Я, полон сил и энергии, начал с глубокого реформирования газеты: уже через пару недель после моего вступления в должность я в мае 1988 г. стартовал рубрики (это в то время было прорывом!) „В но-гу с перестройкой“, История советских (российских) немцев», «Наши традиции и обычаи», «Наша народная песня»...

 

Раньше, чем другие ведущие республиканские (да и союзные) издания я отправил на свалку истории лозунг «Проле-тарии всех стран, соединяйтесь!», торжественно водрузив на его место «За единство, демократию и гуманизм!».

 

Вспоминаю случай, как-то, примерно через полгода, мы, главные редактора республиканских массмедия, были при-глашены на совещание по очередному идеологическому вопросу к 3-ему секретарю ЦК У. Джанибекову... И вот в раз-деле вопросы главный редактор казахской республиканской газеты с интеллигентной тональностью спрашивает: «Уз-бекали Джанибекович, а не пора ли нам убрать этот революционно-пролетарский лозунг?»

 

Джанибеков усмехнулся, посмотрел на меня, и молвил, как между прочим: «Константин его полгода назад убрал...».

 

Вопрос: Вы самоотверженно боролись за равноправие своего народа, который в тяжелую военную годи-ну был лишен своей суверенности и вплоть до скончания СССР так и остался нереабилитированным...

 

Ответ: Именно так и было. Работа в газете дала мне возможность дополнительного воздействия на политическую си-туацию в обществе. Уже 5 мая на первом расширенном заседании коллектива газеты и общественности Алма-Аты и области по моей инициативе был создан Немецкий культурный центр. Наш центр стал базисом и для создания респуб-ликанского общества «Возрождение», деятельность которых я возглавлял в течение долгих лет и поддерживал в фи-нансовом отношении. Газета быстро заняла одно из ведущих мест в числе немецко-русскоязычных изданий, стала ру-пором интересов российских немцев. Через определенное время я ввел «двуглавое» управление Немецким культур-ным центром, поделившись председательством с Г. Бельгером, а в середине 90-х годов, когда наша дальнейшая дея-тельность за национальное самоопределение могла квалифицироваться в Казахстане как вмешательство во внутрен-ние дела России, я передал управление Обществом существовавшему c 1992 г. Совету немцев Казахстана во главе с А. Дедерером, которого я в свое время рекомендовал на пост председателя этой структуры и провел его своим авторите-том, настаивая на том, что нам нужен освобожденный председатель. А когда председатель банка «Возрождение» по-пытался забойкотировать избрание предложенного мною освобожденного председателя в пользу другого кандидата, ссылаясь на то, что его банк не в состоянии будет субсидировать эту должность, я поставил вопрос ребром, объявив, что первый год финансировать эту должность буду я. Этого оппоненты никак не ожидали. В какие-то доли секунды я просчитал, что мог бы оформить А. Дедерера спецкорреспондентом в газете, в обязанности которого могло бы вхо-дить регулярное освещение работы Совета. Так кандидатура А. Дедерера была принята общим собранием и вот он работает в этой должности уже два десятка лет...

 

Мы же, активисты из числа российских немцев, будь то в России или в Германии, других местах их нынешней дислока-ции, продолжаем борьбу за национальное самоопределение своего народа... Проектная деятельность, взятая за осно-ву некоторыми «лидерами» нашего движения, нас не устраивает. Мы требуем полной реабилитации нашего народа властями России и восстановление нашей национальной государственности. Российских немцев связывают многие ве-ка с российской историей, именно поэтому, являясь аборигенным народом Российской империи, мы вправе требо-вать восстановления нашей государственности, торжества Разума и Справедливости!

 

Вопрос: Какие качества помогли Вам состояться?

 

Ответ: Вера в себя и в людей! Эту веру надо было взращивать, и это длительный процесс, заключающий в себе це-лую обойму человеческих качеств, как то: сила воли, упорство, целеустремленность, нетерпимость к несправедливос-ти. Я довольно рано понял, что у нас в стране, как и сегодня здесь на Западе, и, в особенности, в Германии, правда дискриминирована. За нее надо бороться! Этим я и занят всю свою сознательную жизнь. Именно в этой теме я в ка-кой-то степени состоялся. Доказательством тому - мои произведения, моя профессиональная и общественно-полити-ческая деятельность.

 

Вопрос: Как чувствуете себя в Германии?

 

Ответ: Нормально. Для меня с переменой места жительства многое не изменилось. Если не углубляться в суть мате-рии, можно признать, что я себя везде чувствовал относительно комфортно: как в России и Казахстане, так и в Герма-нии. Везде были свои трудности, со всеми этими странами и людьми меня связывают самые теплые отношения. Но так уж случилось, что я посвятил свою жизнь своему народу и передвигался по евроазиатскому континенту в зависимости от того, где я был более нужен именно своим соплеменникам, мог принести им наибольшую пользу.

 

Именно поэтому я перебрался из Омска в Алма-Ату, с областного радио на республиканское, получив возможность воздействовать на сознание почти миллионного немецкого населения. И именно этот фактор был главной причиной, что после того, когда я с секретаршей оставались единственными немцами в редакции (из когда-то 40 человек!) я пришвартовался, не отказываясь от казахстанского гражданства, в Гамбурге... По поводу смены дислокации, помню, написал спонтанно следующее стихотворение:

 

Ich bin es satt, ich kann nicht mehr

im Unwahrscheinlichen verweilen.

Geopfert hab' ich mich zu sehr,

die Klippen werden mir zu steile.

Zu steil und ohne Bergeshöhn -

im Nebel schwebt der trübe Morgen.

Ich bin es satt und muss nun geh'n -

Illusionen sind gestorben.

 

Ich stelle nun die Lichter ab,

verlass' die träumerischen Wolken.

Ich rutsch' ins stille Tal hinab -

mein Volk ist fort - ich muss ihm folgen.

Ich geh' dahin, wo einst mein Ahn

geträumt, gesät, geerntet.

Ich kehre heim - hab' satt den Wahn! -

die Seele drücken Schmerzen...

 

К этому времени я уже издавал в Германии приложение к нашей казахстанской газете «Дойче Альгемайне Цайтунг» под названием »Евроазиатский Курьер» / «Дойче Альгемайне» и я самоотверженно бросился в гущу политических со-бытий своей новой старой родины, не оставляя без внимания своих соплеменников по ту сторону государственной границы. Однако вскоре я был вынужден сделать газету независимой от ее материнского издания в Алма-Ате, так как все мои предложения по объединению усилий встречали у тогдашнего председателя комитета по культуре и средст-вам массовой информации абсолютный бойкот. Так я с начала 2000-х годов стал выходить самостоятельным незави-симым изданием под названием „ДипКурьер"/„Руссланддойче Альгемайне“. В настоящее время я издаю ее в качестве двуязычной еженедельной интернет-газеты, пользущейся весьма широким вниманием.

 

Вопрос: Наверняка в Вашей жизни были яркие незабываемые встречи. Могли бы Вы вспомнить кого-то, кто сыграл в Вашей судьбе важную роль?

 

Ответ: Встреч было много и на весьма различных уровнях. И я внимательно слушал... Первые контакты с миром, его оценкой случались во взаимоотношениях с учителями (О.Ф. Коноплева, Н.М. Шарова, А.Ф. Кохан, К.М. Сахань, В.Ф. Николаенко, А.Я. Калинич, Д.И. Мехова, Т. Шупина...). Далее были очень интересные разборки миропостроения и -ощущения с соплеменниками (А. Кербель, Е. Вебер, А. Гергерт, Куксхауз, А. Нацаренус, Kюн, Н. Дубель, Я. Эннс, Г. Руф, Келлер, Эльзессер, Я. Геринг, Ф. Шнайдер, Д. Бурбах, Т. Фукс, А. Браун, В. Брот, А. Ример), а также с местными столыпинскими крестьянами, переместившимися в эту сибирскую глухомань из далекой Новороссии (Д. Коноплев, А. Гайдай, В. Чуенко, Пелипас, Ермоленко, Колесник и мн. др.), из бесед с которыми я черпал свой жизненный опыт.

 

Время шло, росли мои запросы, ширились интересы, вырастали новые, «взрослые» задачи... Особенно в студенческие годы. Я стал интересоваться, кроме филологии и языкознания, историей, философией, стал задаваться вопросом, по-чему российские немцы остаются в стране угнетенной нацией...

 

На своих журналистских путях-дорогах я встречался и беседовал или обменивался мнениями с крупными политиками: Назарбаевым, Меркель, Колем, Кунаевым, Горбачевым, Ельциным, Геншером, Миттераном, Жираком, Ниязовым, Кари-мовым, Рахмоном, Кохом, Вульфом,.. другими политическими деятелями современности.

 

Кто сыграл в моей судьбе важную роль?! Это мои родители, Ирма и Вольдемар Эрлихи – вечная им память, и мой мно-гострадальный, мужественный российский немецкий народ, занимающий в моей жизни и в моем творчестве особое место... И это совсем не случайно... Я особенно в это кризисное время, когда глобалисты-либералисты задались целью уничтожить Германию, а во след ей - Европу, чувствую все более отчетливей зов своих предков...

 

„Я – предков зов!

Их плод,

их пыл

и смысл дерзаний.

Потомки –

да хранят

дух,

что в стихе моем.

И потому

долг чести свой

в подвижничестве

вижу:

меж ними быть

связующим

звеном!

                   (Перевод автора.)

Вопросы задавали: В. Гейнц, Н. Рунде, Г. Лехнер, Л. Сергеева, В. Дубель и др...

_________________________________________________________________________________

"Engagiert und voller Tatendrang -

der Journalist, Herausgeber und Brückenbauer Dr. Konstantin Ehrlich"

 

Seine Vielseitigkeit ist beeindruckend. Seine Leistung im Bereich der Kulturgeschichte der Russlanddeutschen ist einzigartig. Sein Beitrag als Vermittler der russlanddeutschen Kulturgeschichte, als leidenschaftlicher Verfechter der Rechte der gebeutelten Volksgruppe und schließlich als Brückenbauer zwischen Ost und West hat Vorbildfunktion.

 

Bei all diesen Feststellungen geht es um Dr. Konstantin Ehrlich, Doktor der Philosophie (promovierte 1990 an der Karl-Marx-Hochschule Berlin zum Thema "Schicksalsweg der Russlanddeutschen im Spiegel der deutsch-russischen Beziehungen"), Politologe, Geschichts-, Sprach- und Literaturwissenschaftler, Publizist, Prosaiker und Dichter, Herausgeber, Verleger, Übersetzer, Chefredakteur. Am 24. März 2013 wird er 65 und ist nach wie vor engagiert und voller Tatendrang.

 

Geboren wurde Konstantin Ehrlich 1948 im sibirischen Dorf Shelannoje (Gebiet Omsk), wohin seine Eltern im September 1941 aus dem Wolgagebiet deportiert worden waren. Schon ganz früh erwachte sein Interesse für die Geschichte der Russlanddeutschen und die deutsche Sprache, die um diese Zeit in weiten Gegenden des bolschewistischen Reiches verpönt worden war. Seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte er bereits als Schüler der Mittelschule und später in der Bezirkspresse. 1970-1975 studierte er an der Fremdsprachenfakultät der Pädagogischen Hochschule Omsk deutsche Sprache, Literatur und Englisch sowie betrieb Mundartenforschung bei Prof. Dr. Hugo Jedig und Dr. Viktor Heinz.

 

Als schriftstellerisch engagierter Student trat Konstantin Ehrlich auf Empfehlung seines Hochschullehrers Willi Bartel bereits im September 1974 das Amt des Redakteurs der deutschsprachigen Sendungen im Gebietsrundfunk Omsk an, wonach er im März 1977 auf Einladung der Leitung des Kasachstaner Republiksenders zum Redakteur und anschließend zum Eigen-berichterstatter der Deutschen Redaktion nach Alma-Ata hinüberwechselte.

 

Schon zu dieser Zeit begann er am Parteidiktat zu rütteln und Gleichgesinnte um sich herum zu sammeln, denn schon damals galt er als überzeugter Autonomist, der sich "diesem Diktat nicht widerspruchslos unterwerfen" wollte. Insbeson-dere, wenn es um die "Verletzung des Rechts auf Gleichberechtigung der Russlanddeutschen ging. Und darum ging es mir ja in erster Linie", sagt er.

 

In den nächsten zehn Jahren, von 1978-1988, gab Konstantin Ehrlich als verantwortlicher Redakteur und Leiter des deutschen Lektorats im Verlag ,,Kasachstan" sein Bestes. Der Verlag brachte in der Zeit 1978-1988 anfänglich sechs bis schließlich zwölf deutschsprachige Bücher bzw. Broschüren heraus. Erwähnt seien vor allem die dreibändige ,,Anthologie der sowjetdeutschen Literatur", die Lesebuch-Reihe mit ausgewählten Werken russlanddeutscher Literaten sowie die reichillustrierte, auflagenstarke Kinderliteratur, die "einen festen Platz auf dem inländischen Büchermarkt einnahm sowie von Handelsfirmen Österreichs, der DDR und der Bundesrepublik Deutschland eingekauft wurde".

 

Auch seine eigenen Publikationen, darunter die populär-wissenschaftlichen Schriften, für die er in den Staatsbüchereien und Privatsammlungen von Freunden und Bekannten intensiv forschte, fielen in diesen Zeitraum: ,,Lose Blätter. Aufsätze, Skizzen, Erzählungen" (1982), vor allem zur Geschichte der russlanddeutschen Literatur, und ,,Panorama der sowjetdeut-schen Literatur. Literaturgeschichtlicher Überblick" (1983), worin er erstmals eine Periodisierung der Geschichte der russ-landdeutschen Literatur vorgenommen hatte, sowie sein grundlegendes Werk „Lebendiges Erbe. Aufzeichnungen zur Siedlungsgeographie und Kulturgeschichte der Deutschen in Russland und in der Sowjetunion“ (1988), in dem er erst-malig in der sowjetischen Nachkriegszeit einen populär-wissenschaftlichen Überblick der gesamten Geschichte und Kultur der russlanddeutschen Volksgruppe dargeboten hatte.

 

Seit den 1970er Jahren verfasste Ehrlich außerdem mehrere lyrische und epische Gedichte und Poeme sowie Skizzen und Erzählungen, Vorworte zu prosaischen und Lyrischen Ausgaben einer Reihe russlanddeutscher Autoren sowie mehrere Dutzende literaturkritische, geschichtliche und publizistische Beiträge, die in Periodika, Literaturalmanachen und Sammelbänden erschienen sind.

 

Im April 1988 wurde Konstantin Ehrlich auf Wunsch des Redaktionsteams im Amt des Chefredakteurs der deutschsprachigen Republikzeitung ,,Freundschaft" bestätigt, die er Ende 1990 in Deutsche Allgemeine Zeitung umbenannte und bis 1999 hingebungsvoll anführte. Unter seiner Leitung verwandelte sich die Zeitung in eine "Glocke der Freiheit", die "Schlafende" aufweckte und "Nichtwissende" aufklärte, so die Einschätzung des Historikers und Journalisten Josef Schleicher.

1989 gelang es ihm, die Zeitung von der totalen Parteikontrolle abzukoppeln. Das bolschewistische Motto „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ ersetzte der neue Chefredakteur durch „Für Einigkeit, Demokratie und Humanismus!“. Auch den Untertitel der DAZ formulierte er anstatt ,,Zeitung für die Sowjetdeutschen“ „Zeitung der Russlanddeutschen".

 

Der Drang nach Veränderungen hatte inzwischen weite Kreise der Öffentlichkeit erfasst. Die ,,Freundschaft"/DAZ berichtete intensiv darüber und entwickelte sich zunehmend zur Stimme und Tribüne der deutschen nationalen Bewegung in der Sowjetunion. Zahlreiche Beiträge zum Thema ,,Arbeitsarmee" und in den Rubriken "Sowjetdeutsche: Blick in die Geschichte", "Unsere Sitten und Gebräuche", „Unser Volkslied“ oder "Unsere Muttersprache" setzten sich mit brennenden Fragen der russlanddeutschen Volksgruppe auseinander.

 

Ab Juni 1988 veröffentlichte die "Freundschaft" auch Auszüge aus Konstantin Ehrlichs Buch "Lebendiges Erbe. Aufzeichnungen zur Siedlungsgeographie und Kulturgeschichte der Deutschen in Russland und in der Sowjetunion" (Alma-Ata, 1988). 1990 erhielt Ehrlich für diese Publikation den 1. Preis beim Landeswettbewerb für die beste Edition im Bereich Politologie.

 

Im September 1988 erschien in der ,,Freundschaft" erstmals auch eine russischsprachige Beilage, um die jungen Leser über die Geschichte und Problematik der Volksgruppe aufzuklären und sie in den Kampf um die Wiederherstellung der eigenen Staatlichkeit einzubeziehen. Auch zu diesem heiklen Thema veröffentlichte die ,,Freundschaft" regelmäßig Beiträge, für Konstantin Ehrlich selbst war es eine Herzensangelegenheit. Zu dem Zeitpunkt beteiligte er sich bereits engagiert an der Bewegung für die Wiederherstellung der Rechte der Russlanddeutschen und anderer repressierten Völker, etwa zehn Jahre lang war er Mitglied der Vollversammlung der Völker Kasachstans und der Deutsch-Kasachischen Regierungskommission. Als langjähriger Sprecher der Russlanddeutschen in Kasachstan war Ehrlich Mitbegründer der Unionsgesellschaft der Russlanddeutschen "Wiedergeburt" (März 1989), Gründer des ersten Deutschen Kulturzentrums der UdSSR in Alma-Ata (Mai 1988) und der "Wiedergeburt"-Organisation in Kasachstan (Juli 1989), die er längere Jahre anführte. Auf Ehrlichs Initiative wurde im Juli 1989 die erste Internationale Konferenz zur Geschichte und Gegenwart der Deutschen in Kasachstan bzw. der Sowjetunion durchgeführt.

 

Ab September 1997, begriffen, dass der Kampf für das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen in Russland auf dem Gebiet Kasachstans, wo zu jener Zeit nur noch ein Drittel von der 1989 eine Million zählende Bevölkerung der Republik verblieben war, erfolglos sein und dazu noch als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des souveränen Nachbar-staates bedeuten würde, begann Konstantin Ehrlich in Deutschland eine Beilage zu der DAZ unter dem Titel „Евроази-атский Курьер / Deutsche Allgemeine“ herauszugeben.

 

Zurzeit ist die in Kasachstan verbliebene DAZ eine zweisprachige Wochenzeitung mit einer geringen Auflage, und so sind auch die meisten der damaligen Redaktionsmitglieder – nationalbewusste wie auch deren Gegenspieler - die ,,Intematio-nalisten" - nach Deutschland ausgewandert.

 

Konstantin Ehrlich bleibt seiner Schöpfung, die als eigentliche Nachfolgerin seiner alten „Freundschaft-DAZ“ gilt, treu: mit ein paar kurzen Unterbrechungen gibt er sie bereits 15 Jahre lang, gegenwärtig als Internet-Wochenschrift mit dem Titel „Дипломатический Курьер / Russlanddeutsche Allgemeine“ (www.rd-allgemeine.de), sowie einen analytischen politisch-wirtschaftlichen Pressedienst heraus.

 

Ehrlich ist seit 1980 Mitglied des Journalisten- und seit 1988 Mitglied des Schriftstellerverbandes der UdSSR. 1997 ist er mit dem Titel Verdienter Kulturschaffender der Republik Kasachstan ausgezeichnet worden. 2008 hat der Schriftstel-lerverband Russlands ihn mit der Goldenen Jessenin-Medaille ausgezeichnet und der Journalistenverband der Republik Kasachstan verlieh ihm den Titel "Ehrenjournalist Kasachstans".

 

Für die Sorgen und Belange seiner russlanddeutseben Landsleute setzt er sich auch in Deutschland hingebungsvoll ein. So war er 1999-2004 Vorsitzender der Ortsgruppe Harnburg der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Neben seiner intensiven schriftstellerischen und publizistischen Tätigkeit ist er Sprecher der Hamburger Abteilung des Literaturkreises der Deutschen aus Russland e.V.

Nina Paulsen.

___________________________________________________________________________________________

 

24 марта у нашего земляка Константина Эрлиха 65-летний юбилей!

 

С Юбилеем, Костя!

Многих счастливых лет тебе!

 

Многие из нас, тех, кто закончил Ин-Яз, помнят его как Костю Эрлиха, который был всегда в гуще наших Ин-Язовских событий. Кто-то помнит Костю по стройотряду, кто-то по общежитию на проспе-кте Мира, а кто-то - по немецкому радио Омска.

 

Я рада возможности общаться с Костей в "Одно-классниках", через тысячи километров чувство-вать его интерес и любовь к Омску, к его малой Родине, его уважение и заботу о своем народе, который в СССР и России называют "немцы", а в Германии- "русские". С большим уважением отно-шусь к его литературной, научной, общественной деятельности.

 

Родился Константин Эрлих 24 марта 1948 года в селе Желанном Одесского района Омской области в семье де-портированных немцев Поволжья. После окончания школы Константин Эрлих, имея склонности к «писательскому творчеству», сотрудничал в районной прессе, во время срочной службы в Советской Армии прошел теоретичес-кий курс военных корреспондентов, публиковался в армейской окружной газете. В сентябре 1974 года будучи студентом отделения германистики Омского педагогического института, который успешно окончил в 1975 году, он был приглашен на работу в качестве редактора немецких передач Омского областного радио.

  

С марта 1977 г. биография Константина Эрлиха неразрывно связана с Казахстаном, куда он был приглашен на ре-дакторскую работу руководством Казахского республиканского Комитета по телевидению и радиовещанию. В 1978 г. был переведен в немецкую редакцию издательства “Казахстан”, которой руководил до 1988 года.

 

Книги этого издательства, вышедшие под редакцией К.Эрлиха или изданные им, получили широкое признание ме-ждународной общественности. В 1988 г. Константин Эрлих по ходатайству трудового коллектива газеты «Фройн-дшафт» был утвержден в должности главного редактора этого республиканского издания, по его инициативе в конце 1990 г. переименованного в “Дойче Альгемайне (Цайтунг)” и ставшего... застрельщиком демократических преобразований, рупором национальных интересов немецкой диаспоры в стране.

 

Именно Константин Эрлих заменил первым – на полгода ранее других изданий в республике - большевистский лозунг „Пролетарии всех стран, соединяйтесь“ на животрепещущий, современный и актуальный «За демократию, единение и гуманизм», газета «Фройндшафт» стала выпускаться с подзаголовком «Zeitung der Sowjet(Russland)deutschen“ – „газета (советских) российских немцев“, а не „газета для советских немцев“, как ранее.

 

Вместе с другими соотечественниками он cтоял у истоков всесоюзного общества “Видергебурт” – «Возрожде-ние» (1989 г.), активным участником которого являлась наша сокурсница Лидия Козлихина (Садовникова), соз-давшая 20 лет назад школу “Видергебурт”. 

 

Константин, наш земляк, наш "однокашник" по институту, коллега, сыграл заметную роль как журналист, литера-тор, издатель, редактор, носитель культуры, историк, общественный деятель. "Во всех этих ипостасях он проя-вил себя ярко и колоритно"- так считают многие, кто знаком с ним, его деятельностью, - несмотря на активность духа, увлеченность натуры, темпераментность, ему всегда - и в России, и в Казахстане, и в Германии - удавалось избегать крайностей".

 

И сегодня Константину удается оставаться верным своей гражданской линии, не упускать из виду высшие зада-чи... Я не ошибусь, если скажу, что Костя сумел сказать свое омское слово веско и на весь мир!

 

Надежда Ишутченко (Воробьева).

МОЕ ОМСКОЕ СЛОВО, Интернет-газета для земляков

(Информация - из Интернет-источников).

____________________________________________________________________________________________

Der Stein kommt allmählich ins Rollen

Tagung des Kulturrates der Deutschen aus Russland in Nürnberg

Vom 14. bis 16. Dezember 2012 trafen sich in Nürnberg über 40 Landsleute aus Russland und allen Ecken und Enden Deutschlands zur Tagung des Kulturrates der Deutschen aus Russland (KDR) zum Thema “Quo vadis Deutsche aus Russland?”.

Die meisten Teilnehmer waren nicht nur Mitglieder des KDR, sondern auch aktive Mitglieder der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, darunter Leontine Wacker (stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg), Lilli Bischoff (Mitglied des Bundesvorstandes und Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen), Ewald Oster (Mitglied des Bundesvorstandes) sowie die Vorsitzenden der Landesgruppen Nordrhein-Westfalen, Bayern und Rheinland-Pfalz, Dr. Alexander Morasch, Waldemar Eisenbraun und Dr. Viktor Sieben.

 

Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Adolf Fetsch, hatte seine Teilnahme kurzfristig absagen müssen, legte aber in seinem Grußwort Wert auf die gestiegene Bedeutung der Kulturarbeit in der landsmannschaftlichen Arbeit.

 

“Quo vadis? (“Wohin gehst du?). Auf diese allerwichtigste Frage nach der Zukunft der Russlanddeutschen im Vorfeld des geschichtsträchtigen Jahres 2013, in dem sich das Auswanderungsmanifest der Zarin Katharina II. vom 22. Juli 1763 zum 250. Male jährt.

 

Der Vorsitzende des KDR, Ernst Strohmaier, plädierte in seinem Referat für die Landsmannschaft als einzige Organisation der Deutschen aus Russland in der Bundesrepublik, die hierzulande noch wahrgenommen werde. Sie vertrete die Interessen der Russlanddeutschen hüben wie drüben, und es gelte die Zusammenarbeit zwischen KDR und Landsmannschaft wieder auf das Niveau und die Intensität früherer Jahre zu bringen.

 

In ihren Diskussionsbeiträgen bzw. Vorträgen setzten sich Teilnehmer wie Leontine Wacker, Waldemar Eisenbraun, Johann Kampen (mit seinen 91 Jahren neben der leider nicht anwesenden Nelly Däs das einzige noch lebende Gründungsmitglied des KDR im Jahre 1981) und Prof. Dr. V. Baumgärtner mit Fragen der Identität, der Außendarstellung und des “Zusammenrückens” der Russlanddeutschen auseinander, aber auch mit konkreten Problemen der ehrenamtlichen Arbeit und der grundsätzlichen Orientierung des politischen und kulturellen Engagements.

 

Für Abwechslung und gute Stimmung sorgten zu später Stunde russlanddeutsche Autoren und Musiker wie Agnes Gossen-Giesbrecht, Viktor Heinz, Konstantin Ehrlich, Eduard Isaak und viele andere, Während dieser Tagung ist wirklich etwas Historisches geschehen. Als Teilnehmer haben wir verstanden, dass wir zusammenrücken und zu einer Stimme werden müssen. Schließlich sind wir mit Lebenserfahrung und Führungsqualitäten ausgestattet, gebildet, aber nicht eingebildet! Es hat sich eine Menge getan in den Köpfen und Herzen der Teilnehmer, so mancher hat etwas für sich dazu gelernt. Mittlerweile ist die Anziehungskraft des KDR enorm gestiegen. Er zieht immer mehr in seinen Bann – die Mitgliederzahl steigt kontinuierlich.

 

Wer dem KDR beitreten will, ist herzlich willkommen. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 20 Euro festgelegt. Die Anschrift des KDR lautet:

Landhausstraße 5, 70182 Stuttgart,
Tel.: 0711-2849480, Fax: 0711-2849479,

E-Mail: kdr-ev@gmx.de

Dr. Wendelin Mangold / VadW

Neue Texte russlanddeutscher Autoren

Agnes Gossen. Widerhall der Worte

Wir hängen alle

am Saum der Zeit,

die uns davon läuft...

Immer kürzer wird

der Lebensfaden.

Vieles ist gesagt worden.

Ist es angekommen?

Was von Besagtem

überdauert uns?

Bleibt es in Erinnerung

oder verblasst,

verlischt für immer...

Vielleicht hat es

doch eine Seele berührt,

kurz den Weg erhellt

wie ein Streichholz,

das schnell verbrennt...

 

Was bleibt vom Menschen?

Knochen in der Erde,

ein Häuflein Asche?

Was bleibt von der Seele?

Für mich sind es

Worte,

die aus der Seele flattern

wie Schmetterlinge,

die andere entzücken.

                                
                              15.12.2012

"Als ich gestorben war..."

Roman von Viktor Heinz erschienen

Viktor Heinz, 1937 bei Omsk in Sibirien geboren, ist Prosaiker, Dichter, Dramatiker, Übersetzer und Nachdichter. Lebt seit 1992 in Deutschland (Göttingen). Bisher sind vom ihm zehn Bücher erschienen.

Viktor Heinz während einer Lesung.

Viktor Heinz, einer der besten deutschen Autoren aus Russland, feiert im Oktober laufenden Jahres sein 75. Jubiläum mit zwei gerade erschienenen Büchern. Der Lyrikband „Spiegelbilder: Gedichte und Nachdichtungen", wurde als Sonderdruck und Dankesbezeugung von jüngeren Schriftstellerkollegen vorbereitet und vom Literaturkreis der Deutschen Autoren aus Russland veröffentlicht.

Der neue Roman von Viktor Heinz „Als ich gestorben war... “ ist gerade im Robert Burau Verlag erschienen – bei einem russlanddeutschen Verleger, der auch früher seinen sehr gelungenen Roman „Der brennende See“ und den Erzählband „Zarte Radischen und anderes Gemüse“ verlegt hat.

 

Seinen etwas skurrilen Titel verdankt der Roman der Tatsache, dass der Hauptheld des Buches, der Bildhauer Peter Bade nach einer misslungenen Operation und den scheinbaren klinischen Tod in die Leichenhalle gebracht wird, und von dort nach einem Erlebnis anderer Art flieht, was sein alter Freund Ernst Wagner nicht mitbekommt, da er auf den Koffern sitzt, um nach Deutschland mit seiner Tochter auszureisen.

 

Zwanzig Jahre später treffen sich die ehemaligen Jugendfreunde, die sich in den sechziger Jahren in Russland als Rekruten an der chinesischen Grenze während des militärischen Konflikts zwischen der UdSSR und China kennengelernt haben, in Deutschland wieder.

Dieses Treffen und die feierliche Einweihung einer einzigartigen Skulptur, einer stillenden jungen Mutter im Park – es sind eigentlich nur zwei Tage aus dem Leben von zwei älteren Russlanddeutschen, die dabei einander über die wichtigsten Ereignisse aus der getrennt verlebten Vergangenheit berichten, aber sie werfen auch Licht auf ihr ganzes Leben.

Eine scheinbar einfache, allen Lesern vertraute Begebenheit, aber Viktor Heinz versteht es, den Spannungsbogen bis zu der letzten Seite des Romans aufrecht zu erhalten und die Neugier seiner Leser zu fesseln: von dem Zeitpunkt an, als der ehemalige Schauspieler Ernst Wagner von dem Bildhauer Peter Bade eine Postkarte bekommt mit der Einladung, seine Werkstatt aufzusuchen, um sich seine funkelnagelneue Mutterfigur anzusehen. In den Gesprächen stellt sich allmählich heraus, wie Peter Bade auf eine seltsame Weise auferstanden und wie sein begeisterndes Mutterbild zustande gekommen ist.

Das Buch regt die Phantasie der Leser an, weil das Ende eigentlich offen bleibt. Man erfährt nicht, ob Peter Bade nach der feierlichen Einweihung der Figur mit der "Frau in Schwarz" nach Hause gegangen ist, oder ob ihn der Tod und nicht Erika, seine erste Liebe, die bei der Einweihungsfeier erschienen ist, geholt hat. Hat er sie auf diese Art doch nach so vielen Jahren gefunden? Hat sie damals, als er seinen Wehrdienst ableistete und sie schwanger war, das gemeinsame Kind doch nicht abgetrieben, ihr Leben ihm geopfert und deshalb einfach verschwunden war? Diese Fragen werden nur angedeutet. Vielleicht war auch alles anders und ihr Schicksal glich dem von Katjuscha Maslova aus Tolstojs Roman „Auferstehung“, wo ein Dienstmädchen vom einem jungen Gutsbesitzer verführt und dann zur Prostitution gezwungen wird. Solche Andeutungen gibt es im Buch, aber Peter zweifelt daran, und diese Zweifel spiegeln sich auch in seiner „Madonna“-Skulptur wider, die aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, mal als Heilige, die ihren Säugling stillt, mal als sündige Maria Magdalena erscheint.

 

Es ist ein Roman, der vieles andeutet und durch einige mystische Bilder erklärt, wie zum Beispiel die Erscheinung der Pflegemutter von Peter Bade nach ihrem Tode und ihre Rolle im Schicksal der zwei Waisenkinder, welche die damals junge Wolgadeutsche für Geschwister gehalten und sie während der Deportation vor dem Hungertod gerettet hat. Nach der Auflösung der deutschen autonomen Wolgarepublik verlor sie unterwegs in die Verbannung ihren ältesten Sohn, und später verhungerte ihr Ehemann im Arbeitslager. Kann man sie verurteilen für ihre Ängste und Sorgen im Überlebenskampf, wenn sie auch alles getan hat, um die junge Liebe von Peter und Erika zu verhindern?

 

Es ist aber nicht nur ein Roman über die von einer Mutter zerstörte erste Liebe ihres Sohnes, die zur Inspirationsquelle und Qual seines Lebens wird und zum späten Erfolg führt. Es ist auch ein Buch über das Schicksal der Russlanddeutschen während des zweiten Weltkriegs und bis hin zu ihrem Exodus nach Deutschland. Die zwei Hauptprotagonisten sind Vertreter der russlanddeutschen Intelligenz, der Intellektuellenschicht, die zum größten Teil durch Deportation und Zwangsarbeit in entlegensten Orten von Kasachstan und Sibiriens vernichtet wurde.

 

Ernst Wagner und Peter Bade hatten es nicht leicht, in der Nachkriegszeit aufgrund ihrer deutschen Nationalität zum Studium zugelassen zu werden, aber sie haben ihre Jugendträume nicht aufgegeben und sind ihren Weg gegangen. Sie blicken zurück auf ein erfülltes Leben mit vielen Irrungen und Wirrungen, Fehlern, Reue und Dankbarkeit fürs Überleben.

 

Im neuen Roman von Viktor Heinz verschmilzt die Tragik der Geschichte mit der persönlichen Lebensdramatik, Träume und Wirklichkeit, Unerklärliches und Pragmatisches, Quellen der Inspiration mit Liebes- und Lebensgeschichten, Helles und dunkle Schatten der Vergangenheit mit den Versuchen, in der neuen Heimat – Deutschland – heimisch zu werden.

 

Ein langer Weg über ein halbes Jahrhundert, geschildert und meisterhaft „durchkomponiert“ vom Autor auf knappen 140 Seiten, die auf jeden Fall lesenswert sind und eine Bereicherung nicht nur für die russlanddeutsche, sondern auch für die gesamtdeutsche Literatur darstellen.

 

Agnes Gossen-Giesbrecht,

Bonn

Viktor Heinz. Als ich gestorben war …

150 S. Paperback 13 x 21 cm. ISBN: 978-3-935000-84-0

Bestellungen: BMV Verlag Robert Burau. Per Post: Uekenpohl 31, 32791 Lage (Westf.)

Telefonisch: 05202 – 2770; Fax: 05202 – 2771. E-Mail: info@bmv-burau.de



Путин и мужик или Прокатите на комбайне

По мотивам стихотворения А. Твардовского «Ленин и печник» российский актер М. Ефремов представляет в интернете сатиру Д. Быкова «Путин и мужик».

 

Наш автор Р. Гартман перевел ее на немецкий язык и представляет вниманию читателей...



 

Putin und Mushik

 

Nach dem Gedicht von A. Twardowski «Lenin und der Ofensetzer» repräsentiert im Internet der russische Schauspieler M. Jefremow die Satire D. Bykows "Putin und Mushik»...

 

Unser Autor R. Hartmann hat sie ins Deutsche übersetzt und stellt sie nun der Aufmerksamkeit unserer Leser vor...



Деревенский мужик. Фото: И. Фламбер.

Spottgedicht

 

Gestiefelt, in gebrauchter Bluse,

mit einem Kater – im Gesicht,

Mushik entlang das Maisfeld rudert,

das badet in dem Sonnenlicht.

 

Die Jacke eng umspannt den Körper,

die Selbstgedrehte qualmt im Maul...

Er überlegt: Rings - Welschkornfelder -

damit ...die Denkkraft geht ihm aus...

 

Jäh hört er das Motorenknattern,

Kombinen rücken nah heran.

Im Lenkhaus - der,.. der Chef; im Schatten -

der Andre - jener, ...zweiter Mann...

„Der Putin?!“, verblüfft zu Boden sinkt der Mann...

 

Mit Markenjacken protzt ein Jeder, -

umringt vom bunten Bauernvolk,

mit Federbällen, je ein Schläger,

die Nasen - hoch, der Anblick - stolz...

 

Wie Staatsgeheimnis stets geflutet,

wie junger Hopp'l in seinem Bann,

aus der Kombine steigt... „Der Putin?!“,

verblüfft zu Boden sinkt der Mann...

 

Die Sonne spielt auf Putins Wangen;

er tritt in traute Schlamm und Stroh...

"Was zitterst du, Russländer, bangst du?

Das machst du richtig, weiter so..."

Mit Markenjacken protzt ein Jeder

 

 

Gewahr geworden dieses Wunders,

der Bauer spricht mit Stotterstimm':

Wie seid ihr Beiden so, im Bunde,

hierher geplatzt? Täuscht mich der Sinn?!“

 

Und unerwartet frei zugänglich -

ein Meister ist er im "PiaR":

Du fürchte nicht“, sprach Putin wendig,

von Dimon kommt keine Gefahr...

Wir haben Jets bereits gesteuert...

...Es war ein Zufall, bei der Tafel,

als wir den Schnitzel machten platt,

Medwed sprach prompt: 'Genug des Schlafens.

Was hätten wir noch nicht vollbracht?!'

 

Was wir nicht angerichtet heuer!

Das Land fand großen Spaß daran.

Wir haben Jets bereits gesteuert,

in Meerestiefen langten an.

 

Sich um die sanfte Freundschaft bangend,

wir Kühe molken, sangen Rock

und Mister-Twister. Tanzbein schwangen -

was wir nicht haben uns entlockt?!

In Meerestiefen langten an...

 

Als wir beim Tee geprüft Termine,

stand uns parat die Antwort schon:

Wir haben nie auf den Kombinen

gespielt zusammen Badminton.

 

Ja, nicht zu Russlands-, noch zu Zeiten,

als waren wir im Sowjetband,

wir haben je gespielt im Maisfeld. -

Das wär doch wirklich amüsant...“

 

Was soll'n wir hier, wohl nicht regieren...

 

Verblüfft, gewohnt an alte Regeln,

wo viel zu sprechen war tabu,

Mushik nahm Luft und sprach verwegen:

Das wäre steil! ...Ja, und wozu?!“

 

Der Putin schluckte die Borniertheit

und meinte frei heraus und keck:

Was soll'n wir hier, wohl nicht regieren -

in diesem gottverlassnen Eck?!“



Mädchen von der Shurfak

 

Der Bauer strengte an die Sinne,

zu Herrschern sprach im kessen Ton:

Lasst das Regieren - dieses Spinnen.

Jagt kreuz durchs Feld den Badminton...

 

Nehmt mit die Schläger, Federbälle,

ein paar Kombinen zwecks Bravour...

Habt Ihr auch welchen Plan zufällig?

Mein Weib wird fragen, sagt mir's nur!“

 

Im Engelklang sprach Putin wiehernd:

Wir grübeln nach. Nur kein Galopp:

Ob mit dem Tauchgerät auf Skiern,

zum Shurfak-Treff mit Panzern ob...“

 

Mushik dacht' nach, um nichts Fatales,

zustand zu bringen, tet a tet...

Und fragte: „Und dies nüchtern alles?!“

Gewiß, sprach Putin, weshalb net?!“

 

 



Mädchen von der Shurfak (Journalistische Fakultät der Moskauer M.-Lomonossow-Universität): "Nehmen Sie mich mit der Kombine mit!" ("Прокатите на комбайне).



Anna German

Entdeckungen um die große Künstlerin

Прошло 30 лет как не стало легендарной певицы...

 

26 августа исполнилось 30 лет со дня ухода из жизни легендарной польской певицы, российской немки, Анны Герман. Миллионы любителей лирической эстрадной песни до сих пор любят и ценят ее, а режиссеры, литераторы, мастера эстрады продолжают посвящать ей концерты, памятные встречи, исполняют ее песни.

 

К нашей газете, наследнице традиций газеты "Дойче Альгемайне" (бывшей "Фройндшафт"), Анна Герман имела также определенное отношение...

Редакция

 

Mit seiner einmaligen Publikation “Die unbekannte Anna German” lenkt Artur Hörmann, ein bekannter russlanddeutscher Journalist, einstiger Mitarbeiter der Zeitung "Freundschaft" (von mir in "Deutsche Allgemeine Zeitung" umbenannt), mittels einer ganzen Reihe faktologischer Materialien die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Kritik auf sich, vor allem aber auf seine Nichte, die russlanddeutsche polnische Sängerin, Anna German.

 

Für uns, Rußlanddeutsche, die mit Artur Hörmann bekannt sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass er der Onkel der berühmten polnischen Sängerin Anna German ist, die der gnadenlose Tod frühzeitig, auf dem Höhepunkt ihres erfolgreichen künstlerischen Schaffens aus dem Leben gerissen hat. Vor allem lernten wir aber Artur Hörmann selbst kennen, und ich muß es gestehen: Mich überwältigt ein Ehrgefühl, diesem wind- und sturmgepeitschten weisen Mann begegnet zu sein, mit ihm beruflich und menschlich verkehrt zu haben...                                     
           

Und wenn es dieser Begegnungen auch nur wenige gegeben hat, bewahre ich jedes mit aufrichtiger Dankbarkeit an das Schicksal in lebendiger Erinnerung.              
                                 

Es war Artur Hörmann einst beschieden, den bitteren Kelch der Verzweiflung und der Trostlosigkeit seiner verstoßenen Volksgruppe bis auf den Grund leeren zu müssen. Einen besonderen Respekt jedoch zollten ihm seine Kollegen von der Journalistengilde, zu denen auch ich die Ehre habe zu gehören, für seinen Einsatz für die Belange der Rußlanddeutschen als Vorkämpfer für den Erhalt der deutschen Muttersprache unter seinen Landsleuten in der Karagandaer GULag-Verbannungsregion und später als Zeitungskorrespondent der zensurgeplagten deutschsprachigen “Freundschaft”.               
             

Wir haben uns an Artur Hörmann, an seiner Weisheit orientiert, um nicht in die heimtückischen Fallen der Machthabenden, die einem identitätsbewussten deutschsprachigen Zeitungsmann auf Schritt und Tritt auflauerten, zu geraten.

 

Die Geschichte um Anna German, ihre abenteuerliche Begegnung mit ihrem Onkel Artur und der Tante Luise Hörmann sowie anderen “russischen” Stammverwandten der Sängerin in Kasachstan haben wir schon in jenen fernen sagenumwobenen Zeiten in zahlreichen lebendigen Farben und Interpretationen mitbekommen.  
                     

Viele Einzelheiten darüber blieben jedoch auch uns verschlüsselt. Desto größer die Neugier, der Drang nach Unbekanntem, Ungewissem, aus erster Hand die wahre Geschichte der Anna German erfahren zu können.

 

“Die unbekannte Anna German” hat Artur Hörmann sein Buch betitelt, welches mit finanzieller Unterstützung von Jakob Kirsch vor kurzem im Verlag “Gallus Druckerei, RG”, Berlin erschienen ist und erstmals das wahre Schicksal der Künstlerin und ihrer rußlanddeutschen Verwandten publik macht.  

 

Warum eigentlich die “unbekannte” Anna German, indem sie doch diejenige gewesen war, die eine ganze Generation von Ost und West in den Bann ihres magischen, einmaligen Talents gerissen hatte? Der Verfasser beantwortet diese Frage wie folgt:

 

“Das ins Auge fallende Attribut ‘unbekannte’ bedeutet, daß das Buch die erste wahrheitsgetreue Publikation über Anna Germans deutsche Wurzeln, über ihren Vater Eugen Hörmann und dessen Verwandten ist. Der Schrift liegen verschiedene literarische und publizistische Quellen, Interviews, authentische Fotos von Anna und ihrer Mutter während ihrer Besuche bei den Verwandten von Eugen Hörmann in Zelinograd, Briefe sowie Erinnerungen zugrunde”.

 

Wir, die der “Erlebnisgeneration” angehören, können uns noch ganz gut daran erinnern, wie die Propaganda der sowjetischen und polnischen Machthaber Anna German als Polin darstellten, ihre “polnische” Abstammung von Entstellungen aller Art, ja von ungeschminkten Lügen ableiteten.

 

“Ob es ...ausschlaggebend ist, was für Blut in Annas Adern floss?”, fragt Artur Hörmann, wenngleich dies nur schlicht eine rethorische Frage ist. “In fast jedem Interview mit Irma Berner (der Mutter Annas. - Red.) wird hartnäckig darauf hingewiesen, dass Anna Polin, Irma Holländerin ist... In (ihrem) Essay kommt auch Annastassija Zwetajewa wiederholt auf Annas ‘polnische’ Volkszugehörigkeit zurück (Es scheint für sie deshalb so wichtig zu sein, weil in ihren eigenen Venen - und das hat die Dichterin genau berechnet - 25 Prozent des polnischen und nur ein Achtel ‘germanischen’ - nur nicht ‘deutschen’! - Blutes fließt):

 

‘...In der unververgesslichen, imperativen Farbenpracht der polnischen Nation, der polnischen Panni - nur die Feder eines Gogol könnte sie beschreiben...

 

...Wie kurz sind die polnischen Lieder!.. Ihr Gezwitscher (d.h. der polnischen Worte dieser Lieder, A.H.) ist als Vogel in Annas Stimme hinübergeflattert - das ist doch ihrer Mutter, ihrer Kindheit Sprache!’”

 

Welche war die Sprache ihrer Mutter?! Ohne Zweifel - die deutsche. Das Polnische hatte sie hinzugelernt. Ebenso erging es auch der kleinen Anna...

 

Um den zahlreichen Legenden entgegenzuwirken, die um Anna Germans Herkunft entstanden sind und sich im Bewusstsein ihrer Verehrer eingenistet haben, beginnt Artur Hörmann seine Erzählung mit einem kurzen Exkurs in die Geschichte der Familie seines älteren Bruders, Eugen Hörmanns, der Ende der 30er Jahre der usurpatorischen bolschewistischen Selbstherrschaft zum Opfer gefallen ist.

 

Warum war Anna German so beliebt und bleibt es auch heute noch?

Woher kam ihre Vorliebe zum russischen Lied?

Warum ist behauptet worden, Eugen Hörmann sei ein Pole gewesen?

Wieso nannte sich ihre Mutter, die Mennonitin Irma Siemens, eine Holländerin?

Wann kamen ihre Vorfahren nach Rußland?

Wessen Nachnamen trug Anna - den des Vaters oder des Stiefvaters?

Auf diese und viele andere Fragen wird der Leser die Antwort im erwähnten Buch finden.

“Und nachdem er es gelesen hat, wird ihm auch das Attribut ‘unbekannt’ verständlich erscheinen und auch die Sängerin in einem ganz anderen, in einem neuen Licht erscheinen”, sagt Artur Hörmann und überlegt:

“Was ist eine schöne Stimme? Natürlich auch Geschmacksache, aber ein kluger Mann (Tschernyschewski?) meinte, allein der Grundsatz gelte: Schön kann nur die Wahrheit sein! Schön - das heiße in seinem Ausdruck - wahr, menschlich zu sein. Anna German sang uns keine erdachten, erkünstelten Gefühle vor. Ihre Stimme und sie selbst waren die reinste künstlerische und menschliche Wahrheit...”

 

Und diese Wahrheit lebt weiter. Möge sie ewig leben... mit den Liedern, mit dem einmaligen lyrischen Klang ihrer Stimme, mit ihrer naturreinen Schönheit...

 

Seinerzeit, vor vielen Jahren, nachdem Anna German mit ihrem Lied "Эxо любви" (Worte: R. Roshdestwenski, Musik: E. Ptitschkin) im Apogäum ihrer Popularität gestanden hat, habe ich dieses Lied ins Deutsche übersetzt und an die Sängerin geschickt... Mir blieb unbekannt, ob die Sängerin meinen Brief bekommen hat. Im Gespräch mit Artur Hörmann bei unserem letzten Treffen haben wir dieses Thema auf irgendeine Weise flüchtig gestreift, und mein Kollege sagte, Anna habe das Lied wohl erhalten, auch eingeübt und ihm schwebe vor, dass sie es bei Gastspielen in der DDR unbedingt vortragen wollte... Näheres blieb uns jedoch unbekannt...

 

Hier bringe ich den Wortlaut dieses Werkes:

 

Echo der Liebe



               Von Konstantin Ehrlich nach Robert Roshdestwenski

 

Und wenn schon vom Himmel

der Sternenstaub fällt,

Besorgnis mich jagt

durch die Lande, -

Dich hör' ich trotzdem

auch am Ende der Welt,

das Echo, das Echo,

das Echo sind wir voneinander.

 

Wo ich auch verweile,

es fällt mir nicht schwer,

den Puls Deines

Herzens zu fühlen.

Die Liebe - das ist,

was wir Beiden begehr'n,

Soll uns sie, soll uns sie

mit ewiger Zartheit umspülen.

 

Auch unter dem Schleier

der dunkelsten Nacht,

am tödlichen

Missgeschicksrande

weiß ich: Uns zu trennen, -

gebricht jede Kraft.

Die Andacht, die Andacht,

die Andacht sind wir voneinander.

 

Diese Schöpfung, in der ich wohl nicht minder kras vertreten bin, denn der Verfasser des Originaltextes (Urteil von Artur Hörmann), ist ein Teilchen meiner Erinnerung an die große Künstlerin, die unvergessliche Anna German...

 

Konstantin EHRLICH,

Kulturhistoriiker

Vivat the Champions!

Eduard Ehrlich unter den Top-6

Im Regionalcap unter den Motorrad-Rennern 600 cc in der Lausitz am 11-12. August 2012 belegte Eduard Ehrlich aus Hamburg den 9. Platz.

 

Im Wettrennen der 600 cc in Oschersleben am 25.-26. August 2012 erkämpfte der Motorrad-Sportler (auf dem Foto) den 6. Platz und wurde mit einer Ehrenplakette ausgezeichnet.

 

Gratulation!

 

Eigenbericht